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Ryanair kritisiert seit längerem die Standortkosten für die Luftfahrt in Deutschland als zu hoch. Die Airline hatte deshalb bereits 2024 angekündigt, ihr Flugangebot in Berlin um 20 Prozent zu reduzieren und in Hamburg um 60 Prozent. Zudem soll der gesamte Betrieb in Dortmund, Dresden und Leipzig im Sommer 2025 eingestellt werden. Ryanair bekräftigte, man könnte die Passagierzahl in Deutschland über mehrere Jahre auf 34 Millionen etwa verdoppeln - aber nur, wenn Deutschland wettbewerbsfähige und damit niedrigere Standortkosten für die Luftfahrt habe. "Wir werden in Deutschland wachsen - es ist nur eine Frage wann", sagte Wilson der Nachrichtenagentur Reuters. "Und wenn nicht unter dieser Regierung, dann unter der nächsten."
Deutsche Inlandsflüge nicht rentabel
Einige Regionalflughäfen seien engagiert und versuchten, die Kosten zu drücken. "Ihr Überleben hängt davon ab", sagte der Manager. Es sei doch verwunderlich, dass auf dem kleinen Airport in Weeze an der niederländischen Grenze mit 7 Flugzeugen genauso viele Ryanair-Maschinen stationiert seien wie am großen Hauptstadtflughafen in Berlin. "Wenn das kein Markt ist, der nicht funktioniert, dann weiß ich es auch nicht." Wilson ist Chef der Fluglinie Ryanair, der größten Airline der Ryanair-Gruppe. Konzernchef ist Michael O'Leary.
Grundsätzlich würde Ryanair auch über Inlandsflüge in Deutschland nachdenken, sagte Wilson, räumte aber ein: "Das ist kein besonders lukratives Geschäft." Denn die Konkurrenz von Zug und Auto sei hier wesentlich größer als etwa in Italien. Dort habe Ryanair wegen der geografischen Lage - große Entfernung zwischen Nord und Süd sowie den Inseln und viele Berge - ein großes Netz von Inlandsflügen.
Deutschland beim Luftverkehr in Europa abgeschlagen
Unterdessen zeigen Daten des Branchenverbandes BDL, dass der Luftverkehr in Deutschland im ersten Halbjahr weiter nur schleppend wächst. Das Angebot an Sitzplätzen insgesamt werde von Jänner bis Juni mit knapp 120 Millionen um 4 Prozent höher sein als im Vorjahreszeitraum, erklärte der BDL. Das entspricht 86 Prozent des Niveaus von 2019, dem Jahr vor Ausbruch der Corona-Pandemie. "Damit entwickelt sich der Luftverkehr weiter wesentlich schwächer als in den übrigen europäischen Ländern." Im übrigen Europa sei das Angebot größer als je zuvor mit einem Volumen von 107 Prozent des Vor-Corona-Niveaus.
Gebremst wird das Wachstum durch das geringe Angebot an Inlandsflügen - es klettert nach Angaben des BDL um drei Prozent gegenüber dem Vorjahr auf gerade 50 Prozent von 2019. Kurz- und Mittelstreckenflüge innerhalb Europas oder nach Nordafrika nehmen um fünf Prozent zu auf eine Erholungsrate von 91 Prozent. Das Angebot an Langstreckenflügen nähert sich weiter dem Vorkrisenniveau mit erwarteten 96 Prozent von 2019.
Ryanair setzt darauf, trotz des Kriegs im Gazastreifen im Sommer wieder den israelischen Airport Tel Aviv anfliegen zu können. Auch andere Fluggesellschaften hatten sich wegen des Nahost-Konflikts aus Israel zurückgezogen. "Ich glaube, wir haben einen vollen Flugplan für Tel Aviv", sagte Wilson im Reuters-Interview. Deshalb werde man wohl wie die meisten anderen Airlines im Sommer dorthin zurückkehren.