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Sommerbuchungen haben noch Luft nach oben

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Der traditionell stärkste Monat der Saison ist der August
©APA/APA/THEMENBILD/BARBARA GINDL
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Der Sommertourismus in Österreich ist heuer noch nicht voll in Schwung. "Es gibt keine wirklich einheitliche Stimmung - grundsätzlich war bei allen der Juni schwächer zum Vorjahr, mit wenigen Ausnahmen", sagte Tourismus-Staatssekretärin Susanne Kraus-Winkler (ÖVP) im Gespräch mit der APA. Der traditionell buchungsstärkste Monat der Saison, der August, kommt aber erst. Es werde gespart und viele nutzten das vorhandene Reisebudget für Urlaub am Meer.

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Seit Mitte Juli, jetzt aktuell, gebe es insgesamt keine Unzufriedenheit in den heimischen Beherbergungsbetrieben, aber die Branche spüre, dass gespart und weniger konsumiert werde, so Kraus-Winkler. "Und nicht zu vergessen: die günstigen Flugreisen - es ist die Tendenz da, in den mediterranen Bereich zu fliegen", hielt die Branchenkennerin fest. Die Türkei und Griechenland seien heuer wieder sehr beliebte Destinationen. Generell würden die Österreicherinnen und Österreicher im Juni und im Juli eher ans Meer fahren, im August bevorzugten sie Urlaub im eigenen Land. Auch für den September und den Oktober erwarten die heimischen Hotels, Pensionen und Ferienwohnungen der Touristikerin zufolge "eine gute Buchungssituation".

Die Generation Z reise öfter und kürzer. "Die 18- bis 25-Jährigen haben die kürzesten Reisezeiten, die Babyboomer die längsten", so Kraus-Winkler. "Der klassische zweiwöchige Sommerurlaub stirbt aus."

Für die Beherbergungsbetriebe in der Steiermark lief der Juli laut Kraus-Winkler gut. "Der August und der September haben noch Luft nach oben", fügte sie hinzu. Hier hoffe man auf kurzfristige Buchungen.

In Kärnten wiederum zeigt sich ein gemischtes Bild: "Wo es große Events wie Rammstein in Klagenfurt gibt, sind die Betriebe gut ausgebucht - um die Seen rundherum ist es ein bisschen herausfordernd", berichtete Kraus-Winkler. Das Bundesland habe einige gute Betriebe, aber auch "einige mit Aufholbedarf, wo die Produktpositionierung neu aufgestellt werden muss".

Im Städtetourismus spürt man noch das Ausbleiben der Asiaten. "Die Chinesen und die Japaner sind noch nicht zurück", so Kraus-Winkler. "Für die Japaner ist es teurer geworden, nach Europa zu kommen", sagte sie mit Blick auf die Wechselkursentwicklung des Yen zum Euro. Auch die Flüge hätten sich verteuert und dauerten - wegen der anderen Streckenführung infolge des Krieges Russlands gegen die Ukraine - länger. Aus China hätten sich einige Budget-Airlines bereits zurückgezogen. "Es fliegen nur die normalen großen Carrier und das mit erhöhten Preisen, weil Kerosin teurer wurde und sie länger fliegen."

Eine Veränderung der Nachfrage sei betreffend Hotelkategorien festzustellen. Generell ein bisschen unter Druck kommen der Staatssekretärin zufolge die Drei-Stern-Hotels. "Die Gäste mit weniger Geld, gehen ins Ferienappartement, die mit mehr Geld gehen ins Vier-Stern-Hotel."

Heuer im Mai hätten die Nächtigungszahlen im Vier- und Fünf-Stern-Bereich im Jahresabstand um fast 15 Prozent zugelegt, im Ein- und Zwei-Stern-Bereich um gut 12 Prozent, im Drei-Stern-Bereich um nur rund 6 Prozent. Bei den Ferienwohnungen sei aber ein Buchungszuwachs von fast 34 Prozent verbucht worden. "Der Juni wird dasselbe Bild zeigen", ist sich Kraus-Winkler in Erwartung der für den abgelaufenen Monat noch nicht vorliegenden Nächtigungszahlen der Statistik Austria sicher.

"Auch interessant ist das Thema Camping - da haben wir die höchsten Zuwachsraten", sagte Kraus-Winkler. Und auch hier gibt es Veränderungen in der Nachfrage. "Es kommt eher der Mittelstand", stellte die Staatssekretärin fest. Es gebe immer mehr Betreiber, die sich auf Club-Erlebnis, Naturerlebnis oder auf Familien ausrichten. "Das Thema Camping ist extrem en vogue", so Kraus-Winkler. Viele Campingplätze in Österreich befänden sich auch an tollen Plätzen, etwa direkt am See.

Stark im Kommen seien die sogenannten "Tiny Houses", mit einer Nettofläche von maximal 50 Quadratmetern. "Die Container aus Holz stehen auf einem Sockel, sind wie kleine Chalets und ermöglichen den Betreibern eine höhere Wertschöpfung", erklärte Kraus-Winkler. "Es gibt neue Zielgruppen, die nicht stundenlang mit ihrem Anhänger durch Europa gondeln wollen und mehr Luxus verlangen." Raumordnungstechnisch sei ein Tiny House kein Gebäude, steuertechnisch aber schon. Wie hoch ihr Anteil sein darf, sei je nach Bundesland unterschiedlich geregelt - in Oberösterreich beispielsweise liege die Grenze bei 20 Prozent der Standplätze eines Campingplatzes.

"Die Beherbergungsform ist sicher ein Thema, mit dem man sich auseinandersetzen muss, um zukunftsfit zu bleiben", betonte die Staatssekretärin. Die Tourismuspolitik der Zukunft sehe anders aus als jene vor zehn Jahren. "Da haben wir nur geschaut, mehr Touristen zu bekommen." Jetzt stünden Themen wie Besucherlenkung, Qualitätsmanagement und Tourismusakzeptanz im Fokus.

Unter Verweis auf den Overtourism etwa in Barcelona, auf Mallorca oder Venedig sprach sich Kraus-Winkler klar für eine Reglementierung der Kurzzeitvermietung à la Airbnb aus. "Wenn sie zu viel Wohnraum entziehen, bringt das die Infrastruktur durcheinander - zum Beispiel wo wie viele Kindergärten und Supermärkte notwendig sind; so hebeln sie die Raumordnung aus und wir haben eine Situation wie in Spanien. Auf Mallorca könnten sich viele Familien keine Wohnung mehr leisten. Die Verarmung der Bevölkerung sei ein Problem in so einem Zusammenhang.

"Wenn sie es ungesteuert laufen lassen, bringt das das System durcheinander." In Wien gebe es rund 10.000 Wohnungen mit je zwei bis vier Schlafplätzen auf Kurzzeitvermietungsplattformen. "Bei uns ist es noch nicht gekippt." Doch es müsse dagegengesteuert werden.

(Das Gespräch führte Birgit Kremser/APA)

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