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Kratochwill wurde heuer im Februar zum neuen Vorstandschef ernannt, nachdem sein Kurzzeit-Vorgänger Klemens Haselsteiner Mitte Jänner im Alter von 44 Jahren überraschend gestorben war. Haselsteiner war ab 1. Jänner 2020 im Vorstand und erst seit 1. Jänner 2023 Konzernchef gewesen.
"In dieser Zeit ist die Strabag-Familie noch enger zusammengerückt", sagte Kratochwill, der seit über 20 Jahren für den Konzern arbeitet, zu Beginn der heutigen Bilanzpressekonferenz. "Klemens hat mit uns die Strategie 2030 erarbeitet und an diesem Kurs halten wir fest", betonte der frisch eingesetzte CEO. Sein Vorgänger sei "nicht nur ein Visionär, sondern jemand, der die Menschen erreicht hat," gewesen.
Im abgelaufenen Geschäftsjahr habe die Strabag ihre Resilienz als breit aufgestellter Konzern unter Beweis gestellt. Der Auftragsbestand habe 2024 erstmals 25 Mrd. überschritten - er wuchs um 8 Prozent auf 25,4 Mrd. Euro (2023: 23,5 Mrd. Euro). "Das gibt uns eine gute Auslastung weit ins Jahr 2026 hinein", so Kratochwill.
11 bis 12 Mrd. Euro des Auftragsbestands entfielen alleine auf Deutschland. "Dieser hat sich in den letzten Monaten noch weiter erhöht - gerade bei Projekten der Energiewende, also etwa Stromtrassen", berichtete der Konzernchef.
Auch für Nachschub ist gesorgt: Das in Deutschland geplante "Sondervermögen" für die Infrastruktur im Volumen von rund 500 Mrd. Euro sei ein wichtiger Schritt, "denn der Sanierungsbedarf ist enorm". In der Bilanz des Baukonzerns wird sich das anvisierte Paket aber nicht so schnell niederschlagen. Es bleibe abzuwarten, wie dieses Infrastrukturpaket zu Boden kommt, so Kratochwill. "2025 sehen wir keine Auswirkung - 2026, eher 2027, 2028, dass diese Pakete kommen." Es sei schon noch sehr viel Hintergrundarbeit, die geleistet werden müsse, sagte er mit Blick auf die Ausschreibungstätigkeit. Aktuell sei in den Kommunen noch wenig Geld für Ausschreibungen vorhanden.
Die Strabag, die in Deutschland mit rund 40.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern flächendeckend vertreten sei, habe jedenfalls Kapazitäten. Weltweit erhöhte sich der Personalstand des österreichischen Baukonzerns im abgelaufenen Jahr von 77.136 auf 78.174 Beschäftigte (Vollzeitäquivalente).
Der Infrastrukturbereich habe sich 2024 stark entwickelt und mache über 50 Prozent der Konzernleistung aus. Der Wohnungsbau wiederum war schwach, macht bei der Strabag den Angaben zufolge aber ohnedies nur 6 Prozent der Gesamtleistung aus. "Der Wohnungsbaumarkt war in den vergangenen zwei Jahren stark rückläufig", berichtete Kratochwill. "Im dritten Quartal 2024 haben wir erste Anzeichen einer Erholung gesehen, die sich im vierten Quartal und im ersten Quartal 2025 bestätigt haben." Im Immobilien-Development rechne der Konzern "nicht vor 2026 mit einer Konsolidierung".
Die Rückgänge im Wohnungsbau habe der Konzern in anderen Bereichen "mehr als ausgleichen" können. Gut gelaufen sei es im Industriebau - bei der Errichtung von Halbleiterfabriken und Rechenzentren. In Prag baut die Strabag derzeit eine neue Zentrale für die Erste Group.
Das stärkste Wachstum verzeichnete das Unternehmen 2024 laut Finanzvorstand Christian Harder in Polen - mit 28 Prozent Steigerung der Bauleistung - und in Deutschland. Rückgänge gab es vor allem in Österreich - Stichwort Wohnbau - und in Ungarn, wo die eingefrorenen EU-Mittel und ein öffentlicher Investitionsstopp bremsen.
Für das laufende Geschäftsjahr 2025 rechnet die Konzernspitze mit einer Steigerung der Bauleistung auf rund 21 Mrd. Euro und einer gedämpfteren EBIT-Marge von mindestens 4,5 Prozent. "In Österreich bleiben wir vorsichtig optimistisch", so Kratochwill. Positiv seien sinkende Zinsen und das Auslaufen der KIM-Verordnung mit ihren strengen Vorgaben für die Immobilienkreditvergabe. Gleichzeitig belaste das hohe Budgetdefizit die Ausgaben der öffentlichen Hand, die ein wichtiger Auftraggeber der Strabag ist.
++ THEMENBILD ++ Das Logo der Strabag an der Fassade des Hauptquartiers des Baukonzerns in Wien am Montag, 20. Jänner 2025.