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Warnungen der Immobilienbranche werden lauter

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Bei Insolvenzen besteht die Gefahr von Bauruinen
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Die Spannungen in der österreichischen Immobilienwirtschaft werden größer. Vertreter der Wirtschaftskammer (WKÖ) warnten am Donnerstag vor massiven Folgen für die gesamte Wirtschaft. "Der Neubaumarkt ist derzeit tot", sagte Gerald Gollenz, Obmann des Immobilien-Fachverbands. Es werde kaum noch eine Wohnung verkauft. Die Prognose für 2025 werde von Tag zu Tag schlechter. "Wir reden jetzt schon von minus 80 Prozent bei der Neubauleistung", so Gollenz.

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Als einen Grund für den Einbruch beim Wohnungsverkauf macht die Immo-Branche seit Monaten die KIM-Verordnung mit ihren strengeren Kreditregeln der Finanzmarktaufsicht (FMA) aus. Allerdings dürfte es auch an der schlechten Stimmung liegen: Weil es dauernd heiße, dass sich niemand mehr Eigentum leisten könne, würden viele erst gar nicht nach einem Kredit fragen, so der Wiener Fachgruppenobmann Michael Pisecky.

Sein Kollege aus Niederösterreich, Johannes Wild, berichtete von Bauträgern, die das letzte Objekt vor neun Monaten verkauft hätten. Zusätzlich zu den Insolvenzen stelle sich auch die Frage, was mit den nicht fertiggestellten Wohnungen passiere. Der Bauträgersprecher Hans Jörg Ulreich sagte, er gehe davon, dass Projekte, die kurz vor der Fertigstellung stünden, auch abgeschlossen würden. Denn auch die Banken wüssten, dass nichts weniger wert sei als eine halb fertige Baustelle.

Ulreich berichtete, dass nicht nur Wohnungskäufer immer schwerer Kredite bekämen, sondern auch Projektentwickler. Bei ihm selbst habe es zuletzt statt sonst drei Wochen acht Monate gedauert, bis er die Finanzierung erhielt. Kritik übte er an der FMA, dort würden junge WU-Absolventen Bankdirektoren mit Zuverlässigkeitsprüfungen drohen. FMA-Chef Helmut Ettl forderte er auf, das Hirn einzuschalten und die KIM-Verordnung zu streichen.

Die Branchenvertreter wollen nun bis Anfang Juli ein neues Forderungspapier erarbeiten. Auch weil Teile des Baukonjunkturpakets der Regierung nicht funktionierten. So gebe es offene Fragen bei den staatlich geförderten Darlehen bis 200.000 Euro, bei denen nicht Marktzinsen von über 4 Prozent anfallen sollen, sondern nur 1,5 Prozent. Gollenz betonte, es gehe nur noch um eine Schadensbegrenzung. "Wenn wir jetzt reagieren, wird die Talsohle nicht so tief sein und Aufschwung schneller erfolgen."

Viele Immobilienentwickler sind nach einer mehrjährigen Boomphase vergangenes Jahr durch stark gestiegene Baukosten und Zinsen unter Druck geraten. Besonders mittelgroße Bauträger sind stark betroffen. Der Entwickler 6B47 etwa schlitterte Ende 2023 in finanzielle Schwierigkeiten, gab sich dann aber zuversichtlich, die Restrukturierung zu schaffen. Heuer im März meldete mit der VMF-Gruppe ein weiterer Wiener Bauträger Probleme und schickte im April mehrere Tochtergesellschaften in die Insolvenz. Betroffen sind bei VMF auch viele Privatanleger, die mit ihren von Crowdinvesting-Plattformen vermittelten Nachrangdarlehen nun durch die Finger schauen.

Durch die jahrelange Nullzinspolitik der EZB hat sich in Österreich nach Ansicht der FMA eine Immobilienblase gebildet. Seit 2010 waren die Immobilienpreise in Österreich um 115 Prozent gestiegen, während die Einkommen nur um 55 Prozent nach oben gingen. Am Höhepunkt Mitte 2022 waren Immobilien in Österreich um 36 Prozent überbewertet, in Wien sogar um mehr als 40 Prozent. Ende 2023 hieß es von der Behörde, die Blase sei zumindest nicht mehr größer geworden.

Das Finanzmarktstabilitätsgremium (FMSG) beschloss im März, an der KIM-Verordnung festzuhalten. Die Banken können bis 20 Prozent des Neukreditvolumens Ausnahmen machen.

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