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Am Viktor-Adler-Markt in Wien-Favoriten bat Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) um die Möglichkeit, weiterhin Wiens Bürgermeister zu bleiben. Vor Zuhörern in Regenponchos und unter Regenschirmen unterstrich der Stadtchef beim Wahlkampfabschluss am späten Nachmittag die Errungenschaften der Wiener SPÖ und zog Grenzlinien zum politischen Mitbewerb.
Die SPÖ sei "keine Schönwetterpartei", meinte der Bürgermeister angesichts der nassen Wetterlage. Vor seinen Anhängerinnen und Anhängern pries er die Qualitäten Wiens und der Stadt-SPÖ. Diese habe schließlich für diverse Anti-Teuerungsmaßnahmen genauso gesorgt wie für ein Klimaschutzgesetz, eine kostenfreie Ganztagsschule und einen Mietpreisstopp im Gemeindebau. Zudem pflege man eine gute Zusammenarbeit mit den Sozialpartnern.
Zuvor hatte bereits die ÖVP am Rochusmarkt ihren Wahlkampfabschluss gefeiert. Auch hier meinte es der Wettergott nicht gut mit den Türkisen, bei strömendem Regen und stürmischen Windböen warb Spitzenkandidat Karl Mahrer dennoch mit einem Feuerlöscher in der Hand für die von ihm beworbene "Feuerlöscher-Koalition" mit der SPÖ. Die Aktion im dritten Wiener Gemeindebezirk war der Startschuss für die abschließende Tour durch die 23 Bezirke.
Die Gemeinderatswahl am Sonntag sei eine "Richtungswahl", betonte Mahrer. Die einzige Möglichkeit, eine "bürgerliche Korrektur" in der Stadt einzuleiten, sei durch eine Regierungsbeteiligung der ÖVP. "Wir sind bereit, Verantwortung zu übernehmen."
Die Grünen wollen in Wien zurück in eine Koalition mit der SPÖ, machten sie bei ihrem Wahlkampfabschluss im Museumsquartier einmal mehr deutlich. Bei der Wahl am Sonntag gehe es nur noch um die Frage, ob sich die Sozialdemokraten mit der ÖVP zurück "in eine Betonvergangenheit" bewegten oder mit den Grünen mutig in die Zukunft gingen, meinte Spitzenkandidatin Judith Pühringer vor Parteiunterstützern. Die NEOS sah sie bereits abgemeldet.
"Es braucht die Grünen in der Stadt, damit Rot sich bewegt und endlich was weitergeht", betonte Pühringer vor jubelnden Unterstützern, denen sie ein "ich glaub, ich lieb euch sehr" entgegenwarf und sie für ihren Wahlkampfeinsatz lobte. Es gehe darum, die Stadt grüner und für alle Wiener das Leben leichter zu machen. In den vergangenen Jahre unter Rot-Pink sei die Stadt "nicht mutig, eher blass, zögerlich" geworden, etwa angesichts explodierender Wohnkosten, aber auch in der Bildungspolitik, die die Pinken verantwortet hatten.
Einmal mehr als quasi logischer Partner für den logischen Wahlgewinner - die SPÖ - präsentierten sich die NEOS. Beim Wahlkampfabschluss am Platz der Menschenrechte neben dem Museumsquartier geizten die Pinken nicht mit Lob für die bisherige Stadtregierungsarbeit und mit Kritik an den etwaigen Alternativ-Partnern - den Grünen und der ÖVP. "Wir wollen weitermachen", so der Tenor im kühl-regnerischen Setting.
Just am Fuße der noch unter rot-grünen Stadtregierungszeiten verkehrstechnisch umgestalteten Mariahilfer Straße gaben einander NEOS-Parteichefin und Außenministerin Beate Meinl-Reisinger, der nach seinem Wechsel in die Bundesregierung aus dem Wien-Wahlkampf herausgewachsene Bildungsminister Christoph Wiederkehr, sowie Vizebürgermeisterin Bettina Emmerling und Spitzenkandidatin Selma Arapović das Mikrofon in die Hand. Die Hauptstadt-Grünen seien für "Showpolitik" - Marke "Mariahilfer Straße" oder temporärem "Gürtelpool" - gestanden und die ÖVP komme "mittlerweile sehr alt" daher, war man sich einig.
Den Auftakt hatte Freitagfrüh die KPÖ gemacht, die im Wahlbündnis mit der Liste LINKS antritt. Vor dem Burgtheater wurde bereits um 8.00 Uhr ein "Vertrag mit der Bevölkerung" unterzeichnet. KPÖ-Mandatarinnen und -Mandatare würden demnach nur einen durchschnittlichen Facharbeiterlohn behalten und den Rest ihres Gehalts an Menschen in Notlagen abgeben. Außerdem verpflichteten sie sich, keiner Privatisierung von öffentlichem Eigentum zuzustimmen sowie sich dafür einzusetzen, dass die Betriebe der Stadt zugunsten der Bevölkerung wirtschaften. "Wir haben konsequent die Interessen der Wiener:innen im Blick, die es sich nicht durch ihr Bankkonto richten können", so Spitzenkandidatin Barbara Urbanic in einer Aussendung.