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WikiLeaks-Gründer Julian Assange in Australien gelandet

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Jahrelange Verfolgung hat nun ein Ende für Assange
©APA/APA/AFP/WILLIAM WEST
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WikiLeaks-Gründer Julian Assange ist nach 14 Jahren juristischer Odyssee in seine australische Heimat zurückgekehrt. Die Chartermaschine vom Typ Bombardier mit dem 52-Jährigen an Bord landete am Mittwochabend (Ortszeit) in der Hauptstadt Canberra. Der 52-Jährige winkte den wartenden Journalisten zu, küsste seine Frau Stella, umarmte seinen Vater und ging unter Begleitung seiner Anwälte ins Flughafengebäude. In der Öffentlichkeit äußerte sich Assange nicht.

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Selbst wolle sich Assange noch nicht öffentlich äußern, machte seine Frau Stella am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Canberra deutlich. "Julian wollte, dass ich mich bei allen aufrichtig bedanke. Er wollte hier sein, aber man muss verstehen, was er durchgemacht hat. Er braucht Zeit. Er muss sich erholen", sagte sie. Assange habe dem australischen Regierungschef Anthony Albanese dafür gedankt, ihm das "Leben gerettet" zu haben, ergänzte die australische Menschenrechtsanwältin Jennifer Robinson. Albanese, der sich für Assanges Freilassung eingesetzt hatte, sagte seinerseits, Assange habe ihm nach seiner Ankunft telefonisch für diese Bemühungen gedankt.

Mit der Ankunft in Australien endete für Assange eine jahrelange Odyssee infolge der Veröffentlichung geheimer US-Dokumente auf der von ihm gegründeten Enthüllungsplattform WikiLeaks im Jahr 2010. Nachdem er mehr als fünf Jahre in einem britischen Gefängnis und weitere sieben Jahre in der Botschaft Ecuadors in London verbracht hatte, hatten er und seine Unterstützer einen Deal mit den USA ausgehandelt, an dessen Ende für ihn die Freiheit stand.

Assange hatte sich einem Bezirksgericht auf der US-Pazifikinsel Saipan gestellt und sich in einem Anklagepunkt schuldig bekannt: Er habe rechtswidrig vertrauliche Militärdokumente erhalten und veröffentlicht, während er angenommen habe, dies sei als journalistische Arbeit durch die in der US-Verfassung verbriefte Meinungsfreiheit gedeckt. Das Gericht hatte ihn daraufhin wie vereinbart zu einer gut fünfjährigen Freiheitsstrafe verurteilt und entschieden, dass er diese bereits durch seine britische Haftzeit verbüßt habe.

Die Flugnummer VJT199, die Assanges Frau Stella und WikiLeaks zuvor in sozialen Medien genannt hatten, war seit Tagen die von Nutzern weltweit am meisten beobachtete Verbindung. Tausende Menschen verfolgten die Landung live in sozialen Netzwerken. Assange war mit der Maschine bereits am Montag von London über Bangkok auf die Marianen-Insel Saipan geflogen.

Assange ist der Protagonist eines großen Spionageskandals. 2006 hatte er die Enthüllungsplattform WikiLeaks gegründet mit der Mission, Whistleblower zu unterstützen und verborgene Informationen ans Licht zu bringen. Ab 2010 veröffentlichte Wikileaks geheimes Material von US-Militäreinsätzen im Irak und in Afghanistan der Whistleblowerin Chelsea Manning. Die USA warfen Assange in der Folge vor, geheimes Material gestohlen, veröffentlicht und damit das Leben von US-Informanten in Gefahr gebracht zu haben.

Nach der Gerichtsentscheidung jubelte Assanges Frau Stella in sozialen Netzwerken: "Julian verlässt das Gericht von Saipan als freier Mann. Ich kann nicht aufhören zu weinen." Die 40-jährige Anwältin hatte den Australier 2022 während seiner Haft geheiratet und hat zwei Kinder mit ihm. Die zuständige Richterin Ramona Manglona hatte nach Angaben der anwesenden Reporter zuvor gesagt, Assange könne "den Gerichtssaal als freier Mann verlassen".

Die US-Justiz wollte Assange lange Zeit den Prozess wegen Spionagevorwürfen machen. Bis zu 175 Jahre Haft hätten ihm in den USA gedroht. Stattdessen handelte er mit der US-Justiz zuletzt jedoch einen Deal aus und bekannte sich nun der Verschwörung zur unrechtmäßigen Beschaffung und Verbreitung von geheimen Unterlagen schuldig.

Assanges Anwälte sprachen von einem "historischen Tag". "Ich hoffe, dass die Tatsache, dass es uns heute gelungen ist, Julian Assange trotz aller Widrigkeiten und gegen eine der mächtigsten Regierungen der Welt freizubekommen, allen weltweit inhaftierten Journalisten und Verlegern Hoffnung gibt", sagte die Menschenrechtsanwältin Robinson.

Assange hatte vor etwa fünf Jahren seine Haft im Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh in London angetreten. Vor seiner Festnahme im April 2019 hatte er sich sieben Jahre in der ecuadorianischen Botschaft in London dem Zugriff der Strafverfolgungsbehörden entzogen. Diese hatten ihn zunächst wegen Vergewaltigungsvorwürfen in Schweden ins Visier genommen. Diese Anschuldigungen wurden später jedoch aus Mangel an Beweisen fallen gelassen. Während die USA über Jahre hinweg die Auslieferung Assanges verlangten, forderten Menschenrechtsorganisationen, Journalistenverbände, Künstler und Politiker dessen sofortige Freilassung. Auch die australische Regierung setzte sich für die Freilassung ihres Staatsbürgers ein.

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