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Man prüfe Berichte über Opfer durch einen Schlag im nördlichen Gazastreifen, teilte die israelische Armee am späten Samstagabend mit. Nach ersten Überprüfungen habe es aber den Anschein, als wären die von der Hamas veröffentlichten Zahlen "übertrieben" und würden nicht dem Informationsstand des israelischen Militärs entsprechen.
"Das ist ein Krieg des Völkermords und der ethnischen Säuberungen. Die Besatzung hat ein grauenvolles Massaker in Beit Lahiya verübt", teilte die Medienstelle der Terrororganisation mit. Zuvor hatte das von der Hamas kontrollierte Gesundheitsministerium berichtet, dass bei weiteren Angriffen im Gazastreifen 35 Menschen ums Leben gekommen seien.
Nach Angaben von Bewohnern und Ärzten hatte die israelische Armee ihre Belagerung des Flüchtlingslagers Jabalia jüngst verstärkt, wobei Zivilisten der naheliegenden Städte Beit Hanoun und Beit Lahiya zur Evakuierung aufgefordert wurden. Man wolle damit Zivilisten und Hamas-Kämpfer trennen, hieß es von der Armee. Vorwürfe, wonach die Aktionen auf eine Vertreibung abzielen, wurden dementiert. Israel wird seit Beginn der Militärkampagne zum Sturz der Hamas vor einem Jahr immer wieder vorgeworfen, es auf eine ethnische Säuberung des Gazastreifens abgesehen zu haben. Obwohl dies offiziell bestritten wird, haben sich führende Regierungspolitiker in diese Richtung geäußert.
Unterdessen kündigte der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu nach einem der libanesischen Hisbollah-Miliz zugeschriebenen Drohnenangriff, der laut Regierungsangaben Netanyahu gegolten hatte, weitere Schläge gegen die Feinde des einzigen jüdischen Staats an. "Ich sage dem Iran und seinen Stellvertretern in seiner Achse des Bösen: Jeder, der versucht, den Bürgern Israels zu schaden, wird einen hohen Preis zahlen", sagte Netanyahu. "Israel ist entschlossen, alle seine Kriegsziele zu erreichen und die Sicherheitslage in unserer Region für die kommenden Generationen zu verändern."
Der als wichtigster Unterstützer der Hisbollah geltende Iran dementierte eine Beteiligung an dem Drohnenangriff, der sich im Küstenort Caesarea ereignete, wo Netanyahus Privathaus liegt. "Diese Operation wurde von der Hisbollah durchgeführt", erklärte die iranische UNO-Mission in New York laut der Nachrichtenagentur Mehr.
Israels Außenminister Israel Katz wies diese Darstellung mit drastischen Worten zurück: "Der primäre Stellvertreter, der Tentakel, den der Iran geschaffen, finanziert, bewaffnet, ausgebildet hat und nun bei all seinen Operationen kontrolliert, wird plötzlich als unabhängige Einheit dargestellt. Ihre Lügen und falschen Behauptungen werden Ihnen nicht helfen - Sie sind verantwortlich", schrieb er auf X.
Der Versuch der Schiiten-Miliz, ihn und seine Frau "zu ermorden", sei ein schwerer Fehler gewesen, schrieb Netanyahu auf X. Er und seine Frau waren zum Zeitpunkt des Angriffs nicht zu Hause, wie ein Regierungssprecher sagte. Laut Armee wurde niemand verletzt. Der Sprecher sagte nicht, wo genau die Drohne einschlug - solche Angaben dürfen in der Regel in Israel auch nicht veröffentlicht werden. Das US-Nachrichtenportal "Axios" sowie der britische "Guardian" hatten ohne Quellenangabe berichtet, dass Netanyahus Haus getroffen worden sei.
Die Hisbollah hatte nach der am Donnerstag bekannt gewordenen Tötung des Hamas-Chefs Yahya al-Sinwar eine Ausweitung ihrer Angriffe gegen Israel angekündigt. Laut neuen Angaben der Armee vom späten Abend feuerte die Hisbollah im Verlauf des Tages nun erneut etwa 200 Geschoße vom Libanon auf Israel ab. Auch in der Nacht heulten im Norden Israels wieder die Warnsirenen. Israels Militär griff seinerseits erneut südliche Vororte der libanesischen Hauptstadt Beirut an. Die libanesische Nachrichtenagentur NNA berichtete, im Vorort Haret Hreik habe es wieder eine ganze Reihe an Einschlägen gegeben. Laut Israels Militär galten die Angriffe Waffenlagern und einem Geheimdienst-Hauptquartier der Hisbollah.