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Zweiter Nova-Rock-Tag präsentiert sich als bunte Mischung

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Bei Feuerschwanz brüllt selbst der Drache
©APA/APA/EVA MANHART/EVA MANHART
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Darf es ein bisschen bunter sein? Der zweite Tag des diesjährigen Nova Rock in Nickelsdorf präsentiert sich als vielseitige Mischung aus diversen Metalstilen und poppigen Einsprengseln. Am frühen Freitagnachmittag sorgten etwa die deutschen Mittelalterrocker Feuerschwanz für viel Stimmung vor der Blue Stage, die heute dem Brachialsound zugetan bleibt. Kontrastprogramm bieten hingegen die heimische Folkshilfe oder Sängerin Yaenniver.

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Sie sind gekommen, um zu erobern: Über 20 Jahre haben sich Feuerschwanz mit ihrem Mittelalterrock und ihrer feurigen Show eine riesige Fangemeinde erspielt, die beiden letzten Alben schossen auf Platz 1 der deutschen Verkaufscharts. Nun gastierten sie zum ersten Mal am Nova Rock - und räumten ab. Metalklänge kreuzten die Deutschen mit Dudelsack, Violine und alten Saiteninstrumenten, die Sänger Hauptmann und Hodi animierten das Publikum. "Die sind alle vollkommen bekloppt hier", lobten sie. Man darf ruhig über Ansagen wie "Nova Rock, du bist der Bastard von Asgard" oder über Lieder über Drachentöter schmunzeln, dass Feuerschwanz selbst nicht alles so ernst nehmen, führte eine Folk-Metal-Version von "Dragostea din tei" vor Augen. Apropos: Es gab auch viel zu sehen - Rüstungen, Kettenhemden, Mittelalter-Go-Gos mit Schwertern und Flammenwerfern sowie Feuersäulen. Feuerschwanz wäre durchaus ein Abendslot zugestanden, was die Reaktionen betraf - Party bis in die letzten Reihen.

Fünf Jahre ist der letzte Nova-Rock-Auftritt des Trios Folkshilfe wiederum her, von einer Eingewöhnungsphase am Gelände ist aber keine Rede. "Es fühlt sich einfach so normal an", meinte Florian Ritt im APA-Gespräch. "Wir denken uns nicht mehr: Oh, wir sind die erste Quetschen-Band am Festival - passt das, passt das nicht? Nein, wir haben unsere Nische gefunden, auch unsere Crew ist nachgewachsen, es ist eine tolle Produktion. Es ist einfach kein Stress mehr, und alle wissen, was zu tun ist."

Sticht die Folkshilfe also mit ihren Songs zwischen Pop, traditionellen Elementen, mehrstimmigem Gesang und einem offenen Zugang zum Songwriting nicht mehr heraus? "Wir stechen immer raus", lachte Ritt. "Selbst in der österreichischen Musikszene. Wir sind nicht Austropop, wir sind einfach Folkshilfe. Irgendwie habe ich das Gefühl, wir passen immer noch nirgends hin - und deshalb passen wir überall hin." Das darf man in den kommenden Wochen auf mehreren Festivals beweisen, bevor im Herbst die große Unplugged-Tour startet, für die jetzt schon erste Konzerte ausverkauft sind.

Elektronisch unterfütterten Pop dürfen sich die Nova Rocker hingegen von Yaenniver erwarten: Jennifer Weist, auch bekannt als Frontfrau von Jennifer Rostock, startet im Burgenland ihre Festivalsaison. "Klasse geht's mir", lachte sie vor ihrem Auftritt. "Ich freue mich über jedes Festival, seit Corona haben ja alle zu knabbern. Ich hoffe wirklich, dass sich die Institutionen, die es noch gibt, auch wirklich halten. Es ist schön, wieder hier zu sein." Der letzte Besuch auf den Pannonia Field ist immerhin schon neun Jahre her.

Gibt es noch Anspannung vor dem Gang auf die Bühne? "In gewisser Weise schon. Das ist gut, weil man sich dann zentriert, das beginnt bei mir fünf Minuten vor dem Auftritt. Sobald ich dann auf der Bühne stehe, ist es aber auch schon wieder vorbei", so Weist. Festivalgigs versuche sie wie eine Soloshow zu handhaben. "Ich habe ja erst ein Album draußen, spiele daher auch viele Songs, die keine Singles sind und die die Menschen vielleicht nicht so gut kennen." Im Idealfall könne sie auch viele Neugierige von sich überzeugen. "Da ist es doch am besten, wenn ich ich selbst bin." Neues Material hat Yaenniver übrigens auch schon fertiggestellt, ein bisschen werden sich die Fans auf das Album aber noch gedulden müssen.

Ein paar Dinge verriet Weist aber dennoch über die neuen Songs: "Ich wollte wieder ein bisschen mehr Rock reinbringen. Und mir fehlt in der heutigen Popmusik Wut und Auflehnung." Die Sängerin selbst hat sich stets gesellschaftspolitisch geäußert, das ist auch bei Yaenniver nicht anders. "Meine politischen Ansagen sind mir total wichtig, gerade in der Popmusik! Das kommt viel zu kurz, viel zu oft wollen die Leute nur gefällig sein." Dafür sei sie aber schon zu lange im Geschäft. Gerade in Zeiten wie diesen, mit Wahlerfolgen von FPÖ und AfD auf EU-Ebene, ist es Weist ein Anliegen, "dass wir alle laut sind, aufstehen und unser Maul aufmachen! Alle zusammen sind wir nämlich stärker, die eben nicht diese Schrottparteien gewählt haben. Das muss immer wieder zu tragen kommen und muss immer wieder gesagt werden. Und das tue ich auch auf der Bühne."

Zunächst herrschte am Festival aber in erster Linie Partystimmung, von Müdigkeitserscheinungen war beim Publikum nichts zu merken: Schon am frühen Nachmittag hatten sich bei den Deutsch-Punks Engst vor der Red Stage und bei Of Mice & Men vor der Blue Stage beachtliche Menschenmengen versammelt. Die Metalcore-Band aus Kalifornien weckte mit lautem und energiegeladenen Sound sowieso auch den unausgeschlafensten Headbanger auf. Aaron Pauleys Gesang wechselte zwischen klar und dreckig, was er ebenso perfekt beherrscht wie seine Mitmusiker es verstehen, mächtigen Druck aufzubauen. Entsprechend gut wurde die Performance von Of Mice & Men angenommen.

Die Landespolizeidirektion Burgenland berichtete am Freitag von einem ruhigen Verlauf des Festivals für die Exekutive bis auf ein paar Kleinigkeiten wie etwa Handydiebstähle. Auch die Verkehrsströme waren gut organisiert, die Besucher verteilten sich bei der Anfahrt auf die Parkplätze, hieß es vom ÖAMTC zur APA. Dieser hatte bereits einige Einsätze zu absolvieren aufgrund verloren gegangener Autoschlüssel. Das Rote Kreuz versorgte bis Freitag in der Früh 413 Personen auf dem Gelände etwa wegen Verstauchungen, Insektenstichen oder Schürfwunden. 169 Transporte wurden absolviert, davon mussten 17 Verletzte in ein Krankenhaus gebracht werden. Das Kriseninterventionsteam betreute sechs Besucher. "Für den Rest des Festivals rechnen wir vermehrt mit hitzebedingten Problemen wie etwa Kreislaufproblemen", erklärte Einsatzleiter Christoph Frimmel.

(S E R V I C E - )

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