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Kreditzinsen beginnen zu steigen [Österreich]

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Bausteine werden aufeinandergestapelt

Kreditszinsen

©Elke Mayr
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Die EZB hat im September 2022 ihre Zinsen zum zweiten Mal in Folge deutlich angehoben. Banken erhöhen die Zinsen. Was Kreditnehmer jetzt tun sollten, was das für Sparer bedeutet und wie viel Zinsen sie nun bekommen.

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Die Banken haben die Zinsen längst erhöht. So haben die Institute ihre Konditionen für Kredite seit Jahresbeginn teilweise bereits verdoppelt oder gar verdreifacht. Dazu trägt die Inflation bei, und auch die Folgen der Pandemie und des Ukraine-Krieges. Die Zeiten, in denen ein Kredit so gut wie nichts kostet, nähern sich mehr und mehr ihrem Ende.

Swapzinsen: Wichtiger Vorlaufindikator für die Zinsentwicklung

DieVorboten von höheren Zinsen zeigten schon seit Monaten Anfang 2022 . So haben sich erste Unternehmen seit Anfang des 2022 erstmals nach Jahren wieder begonnen, sich gegen steigende Kreditzinsen abzusichern, obwohl es erst im Juli zur ersten Zinserhöhung durch die Europäische Notenbank (EZB) nach elf Jahren kam. Seither hat sich so manche Firma mit sogenannten Swaps gegen einen Zinsanstieg an den Finanzmärkten abgesichert, ein typisches Zeichen dafür, dass der Anstieg der Zinsen auch für private Schuldner absehbar ist - so auch diesmal.

Eine Entwicklung, die sich nicht nur an den Absicherungen der Unternehmen voraussehen lässt, sondern auch am Swap-Zinssatz, der ebenfalls seit Jahresanfang leicht gestiegen ist.

Swaps reagieren stark auf Zinsängste von Unternehmen

Nach einer jahrelangen Talfahrt ist beispielsweise der Zins für einen 10-Jahres-Swap seit Anfang des Jahres von 0,29 auf um 2,46 Prozentpunkte gestiegen. Das liegt daran, dass Unternehmen, die sich in Zukunft vom Risiko steigender Zinsen auf Kredite befreien wollen, an den Finanzmärkten ihre variablen Kredite gegen fest verzinste eintauschen. Das geschieht mithilfe von Swaps.

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Der 10-jährige Rate von europäischen Swapzinsen ist in sechs Monaten um 250 Prozent gestiegen, innerhalb eines Jahres um mehr als 7.000 Prozentpunkte.

 © Erste Bank

So funktionieren Swaps

Rechnen Banken damit, dass die Zinsen steigen, sind sie, als Absicherung gegen steigende Zinsen, bereit, mehr dafür zu zahlen. Die Folge: Der Swap wird teurer. Ein Großteil dieser Swap-Geschäfte dreht sich darum, wer in den kommenden Jahren welchen Zinssatz erwartet. Der Swapzins gibt daher Auskunft darüber, zu welchem Preis die Bank Fixzinsen am Markt einkaufen kann.

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Laut Daten des Finanzvergleichsportals durchblicker.at sind deshalb auch schon in den ersten Wochen des Jahres bereits bei den ersten Banken in Österreich die Fixzinsen um mehrere Basispunkte gestiegen. Und nun nach der zweiten Erhöhung der Leitzinsen folgt ein weiterer Anstieg. So erhalten Kunden bei der Renault Bank direkt bereits 0,45 Prozent Zinsen jährlich, bei einer Fixzinsbindung von einem Jahren.

Swap: Banken rechnen damit, dass die Zinsen für einen 10-Jahreskredit auf zwei Prozent steigen

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Swap: Banken rechnen damit, dass die Zinsen für einen 10-Jahreskredit auf zwei Prozent steigen

Der 10-jährige Swapzinssatz gib an, wie viel Banken verlangen, um 10 Jahre laufende Kredite abzusichern. Derzeit gehen die Banken für diesen Zeitraum von zwei Prozent aus. Die Swaps wurden aber auch schon um 2,5 Prozent gehandelt. Kredite können aber auch noch teurer werden. Kreditnehmer, die nichts riskieren wollen, sichern sich besser mit fixen Zinsen ab, wenn das auch etwas mehr kostet als ein variabler.

 © Finanzen.net

EZB Leitzinsen: Mit scharfer Zinserhöhung gegen drohende zweistellige Teuerung

Im Juli 2022 machte auch die EZB Nägel mit Köpfen entschloss sich, den starken Anstieg der Inflation nicht mehr nur von der Seitenlinie aus zu beobachten. So hat die Notenbank erstmals nach elf Jahren die Leitzinsen angehoben - um 0,50 Prozent. Schließlich waren die Verbraucherpreise im Juli gegenüber dem Vorjahresmonat auch um 8,9 Prozent gestiegen. Das war die höchste Rate seit Einführung des Euro als Buchgeld 1999 und markierte einen Rekord. Im August kletterte die Teuerung um 9,1 Prozent sogar noch höher . Die Deutsche Bundesbank hält für den Herbst in der Eurozone eine Rate von zehn Prozent für wahrscheinlich.

Der erste Zinsschritt in Höhe von 0,5 Prozent ist angesichts der weiter steigenden Inflation quasi im Nichts verpufft. Im Gegenteil: die Inflation stieg weiter und erreichte im August abermals EU-weit ein neues Rekordhoch von über 9 Prozent. Nur zwei Monate nach dem ersten Schritt hob die EZB daher die Zinsen am 8. September 2022 um weitere 0,75 Prozentpunkte auf 1,25 % an und stellte gleich weitere Zinserhöhungen in den folgenden Monaten in in Aussicht.

Nullzinsphase von März 2016 bis Juli 2022

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Nullzinsphase von März 2016 bis Juli 2022

Die EZB-Zinspolitik: Für Sparer ein Desaster, für Kreditnehmer ein Segen.

 © https://www.euribor-rates.eu

Die über sechs Jahre andauernde Nullzinsphase ist damit definitiv zu Ende. Und sie wird perspektivisch auch nicht wieder zurückkommen. Während sich Sparer darüber freuen können, künftig wieder Zinserträge für ihre Spareinlagen zu bekommen, bedeutet das in der Folge für Kreditnehmer, dass im Gegenzug Kredite wieder teurer werden.

Glücklich schätzen können sich Kreditnehmer, die in der Niedrig- oder Nullzinsphase langfristige Kreditverträge mit Fixzins abgeschlossen haben. Deren Kreditverträge und damit auch die zurückzuzahlenden Raten bleiben durch die Zinserhöhungen unberührt - so lange die Kredite regelmäßig bedient werden. Alle, die keine Fixzinsvereinbarung getroffen haben, also Kredite mit variablen Zinssätzen abgeschlossen haben, müssen sich nun darauf einstellen, dass die Kredite durch die höhere Zinsbelastung teurer werden und in der Folge die monatlichen Kreditraten steigen. Sie könnten auch versuchen noch rasch einen Fixzinskredit auszuhandeln.

"Anzunehmen ist, "dass jene, die variable Kredite haben und kein entsprechendes Einkommen haben, jetzt belastet werden", warnt Helmut Ettl, Vorstand der Finanzmarktaufsicht FMA, : "Es wird für einige schwerer werden."

Sparzinsen Entwicklung

Täglich fälliges Geld - Zinserhöhungen noch nicht erkennbar

Für Sparer ist der Zinsanstieg bei den Banken seit Jahresanfang aber mit freiem Auge kaum sichtbar, aber seit der ersten Zinsanhebung hat sich vereinzelt schon etwas getan. Für täglich fällige Einlagen liegen die Zinsen gerade bei den großen Banken immer noch Vor-Zinserhöhungszeiten von 0,01 oder beispielsweise 0,20 Prozent wie etwa bei der Kärntner Sparkasse. Kleinere Institute wie die Santander Consumer Bank zahlen 0,4 Prozent, die Kommunalkredit 0,3 Prozent Einer der höchsten Sparzinsen auf täglich fälliges Geld zahlt laut dem Sparzinsen-Vergleichsportal bankenrechner.at der Arbeiterkammer

Im Spitzenfeld auch die Tiroler Sparkasse und die Porsche Bank mit 0,125 Prozent. Der überwiegende Teil der Banken zahlt entweder 0,010 Prozent, 0,020 Prozent oder weiterhin gleich gar keine Zinsen dafür dass man der Bank Geld borgt und mit dem sie Geschäfte machen.

Fixzinsen Entwicklung: bis zu 0,80 Prozent

Für einen Zinssatz, bei dem sich Sparer auf ein Jahr binden, erhalten Sparen derzeit nach Angaben von bankenrechner.at bei der Vakif Bank mit 0,80 Prozent für ein Jahr gebundenes Geld. Die Renault Bank direct laut dem Vergleichsportal Durchblicker 0,45 Prozent pro Jahr. Die meisten anderen Banken grundeln nach wie vor bei 0,0 oder vielleicht 0,1 Prozent herum.

Bei kürzeren Laufzeiten könnten die Banken noch in diesem Jahr wieder mehr als zwei Prozent Zinsen zahlen

Martin SponaLeiter des Bereichs Consumer Finance bei durchblicker.at

Und die Hoffnung auf weiter steigende Zinsen lebt angesichts der hohen Inflation. “Wir gehen davon aus, dass bei den Sparzinsen in den kommenden Monaten noch weitere Zinsschritte folgen werden. Auch bei kürzeren Laufzeiten könnten die Banken noch in diesem Jahr wieder mehr als zwei Prozent Zinsen zahlen”, sagt Martin Spona, Leiter des Bereichs Consumer Finance bei durchblicker.at.

Kreditzinsen - die Entwicklung

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Kredite sind schon merklich teurer

Je nach Bank und Bonität zahlen Kunden bester Bonität für einen Konsumkredit mit einer Laufzeit von fünf Jahren laut bankenrechner.at für einen Onlinekredit im besten Fall Sollzinsen von 2,9 Prozent (2,974 Prozent effektiv, also inklusive aller Spesen) bei der Anadi Bank. Zu den teuersten Online-Kreditanbietern zählt die Raiffeisen Oberösterreich mit 6,610 Prozent Sollzinsen (effektiv: 8,040 Prozent).

Für einen Fixzinskredit mit einer Laufzeit von zehn Jahren zahlen Kunden mittlerweile laut durchblicker.at statt 0,750 Prozent im Vorjahr nun im September aktuell mindestens 2,99 Zinsen, bei 25 Jahren werden bei variablen Zinsen mindestens 0,625 Prozent und für Fixzinsen für 20 Jahre 2,95 Prozent.

10.000 Euro Konsumkredit bereits bis zu 2.000 Euro teurer

Zwischen dem günstigsten und dem teuersten Angebot wären das bei einem Kredit von 10.000 Euro am Ende der fünfjährigen Laufzeit fast um 2.000 Euro höhere Kosten als beim günstigsten Anbieter. Unter den großen Banken aktuell das beste Offert für einen Onlinekredit bietet die UniCredit mit 3,75 Prozent Sollzinsen. Im Schnitt sind Konsumkredite nach Angaben von durchblicker.at um zwei Prozent teurer geworden.

Immobilienkredite: Worauf sich Häuselbauer gefasst machen müssen

3-Monats-Euribor wieder im Plus und steigt seit Mitte Juli 2022 kontinuierlich

Noch ist bei den Darlehen für die Schuldner nichts passiert. Bei variabel verzinsten Darlehen steigen und fallen die Zinsen meist je nach Entwicklung des 3-Monats-Euribors. Der Zinssatz, zu dem sich Banken im Euroraum gegenseitig Geld borgen, orientiert sich bei Immobilien-Kreditverträgen meist am Dreimonats-Euribor. Noch ist der Zinssatz nach leichtem Anstieg Mitte August 2022 bei 0,430 Prozent. Noch im Juli lag das Zinsbarometer im Minus.

3-Monats-Euribor von 2000 bis Juni 2022

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3-Monats-Euribor von 2000 bis Juni 2022

Der Euribor ist bereits leicht gestiegen, aber noch nicht über Null.

 © euribor-rates.eu

Die Zinserhöhung trifft aber die rund 250.000 Häuselbauer bereits. Die Hälfte aller Darlehensnehmer hat variable Kredite laufen. Zwar klingt eine Erhöhung der Leitzinsen von 0,50 Prozent erst mal nach nicht viel. Doch das bedeutet das bei einem Immobilienkredit über die Laufzeit doch erhebliche Mehrkosten von mehreren Tausend Euro.

Vor allem all jene, die variable Kredite zur Finanzierung ihrer Eigenheime haben, sollten dringend nachrechnen, ob sich mit einem höheren Euribor-Zinssatz die monatlichen Raten noch genauso ausgehen werden wie vor der Leitzinserhöhung.

300.000 Euro-Fixzinskredit kostet um 65.000 Euro mehr als Anfang 2022

Ein Fixzins-Wohnkredit in Höhe von 300.000 Euro über 25 Jahre Laufzeit kostet bereits um 65.000 Euro mehr als noch zu Jahresbeginn", rechnet Durchblicker-Experte Spona vor. Pro Monat bedeutet das eine Mehrbelastung von 220 Euro. Alles deutet zudem darauf hin, dass die Zinsen in den kommenden Monaten bis zum Spätsommer noch weiter steigen werden.

Durch Umschulden Tausende Euros sparen

Wegen der Zinserhöhung in Panik zu verfallen, wäre dennoch übertrieben. Selbst wenn nun die Banken den Zinsanstieg demnächst weitergeben werden, sind die Finanzierungsbedingungen noch immer günstig. Aber jetzt daran zu denken, vielleicht seinen Kredit umzuschulden, ist die sicherere Wahl - zumal die Euribor-Zinsen fast täglich steigen.

Wer für einen Immobilienkredit mit einem offenen Kreditbetrag von 250.000 Euro und 20 Jahren Restlaufzeit bisher beispielsweise rund drei Prozent Zinsen zahlt, kann durch eine Umschuldung über die gesamte Laufzeit derzeit zwischen rund 40.000 und 60.000 Euro sparen.

Aber auch jene, die einen Konsumkredit laufen haben, sollten bei Bedarf umschulden: Jeder Hunderter, der weniger an die Bank abgestottert werden muss, ist ein Gewinn. „So manche Bank hat bisher bei der Zinserhöhung nicht mitgezogen und bieten ihre Fixzinskredite weiterhin zu Niedrigzinsen an. Ein Vergleich zahlt sich deshalb aus“, rät Tarifvergleichsportal durchblicker-Geschäftsführer Reinhold Baudisch.

Die neuen Regeln für die gesetzliche Verschärfungen bei Immobilienkrediten

Während bei Konsumkrediten die Banken bereits verstärkt auf die Bonität achten, ist das bei Immobilienkrediten seit dem 1. August 2022 der Fall. Ab diesem Zeitpunkt gelten in Österreich strengere Kreditvergaberichtlinien. Seither müssen Kreditnehmer 20 Prozent des Kaufpreises in Form von Eigenkapital aufbringen. Die Kreditrate darf 40 Prozent des Haushaltsnettoeinkommens nicht überschreiten, und die Kreditlaufzeit wird auf maximal 35 Jahre begrenzt.

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