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Warum Staaten in die Rezession schlittern

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Gefährliches Szenario Rezession: Technisch gesehen liegt eine Rezession bereits vor, wenn die Wirtschaft in zwei aufeinander folgenden Quartalen nicht wächst.
Liegt das BIP zwei Quartale hintereinander unter dem des Vorjahreswertes spricht man in Europa per Definition von einer Rezession.©Getty Images/iStockphoto
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Der Abschwung einer Volkswirtschaft kann die Wirtschaft schwer beeinträchtigen und zu einer Rezession führen. Die Indikatoren und Folgen einer Rezession und wie die Politik und die Zentralbanken im Falle eines anhaltenden konjunkturellen Abschwungs gegensteuern können.

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Der Wirtschaftswissenschaftler Milton Friedman notierte in seinem Buch "Money Unfug. Episoden in der Geldgeschichte":

Die große Inflation von 1972 bis in die frühen 1980 Jahre und die darauffolgende Rezession zerstörte viele Unternehmen und brachte unzählige Menschen um ihre Existenz.

- eine beunruhigende Vorstellung. Besonders in einer Phase, in der die Inflation hoch ist, Preissteigerungen auf allen Menschen lasten und Regierungen und Notenbanken mit unterschiedlichen Maßnahmen versuchen ein Abgleiten in die Rezession zu verhindern. Wenn das auch nicht allen Ländern gelingt. So ist beispielsweise Deutschland im vierten Quartal 2022 und im ersten Quartal 2023 geschrumpft.

Bedeutung: Was ist eine Rezession?

Das lateinische Substantiv „recessio“ bedeutet Zurückweichen und beschreibt den Begriff Rezession als das Schrumpfen der Wirtschaft. Wegen der negativen Implikationen, die eine Rezession mit sich bringt, gilt es jedoch diese so kurz wie möglich zu halten und ökonomischen Schaden so gut wie möglich einzudämmen. Staatliche Stabilisierungspolitik ist gefordert.

Wann spricht man von einer Rezession?

Der am meisten verbreiteten Definition zufolge liegt eine Rezession vor, wenn die Wirtschaft saisonbereinigt (ohne Feiertage) zwei Quartale hintereinander gegenüber den Vorquartalen nicht wächst oder schrumpft. Das hat zur Folge, dass die Wirtschaftsleistung und damit Bruttoinlandsprodukt (BIP) eines Landes sinkt. Das BIP gibt den Gesamtwert aller Waren und Dienstleistungen an, die während eines Jahres innerhalb der Landesgrenzen einer Volkswirtschaft als Endprodukte hergestellt werden, nach Abzug aller Vorleistungen wie importierte Teilfertigprodukte.

BIP misst ökonomische Leistung

Das Bruttoinlandsprodukt ist somit der wichtigste makroökonomische Indikator, um die wirtschaftliche Leistung eines Landes zu messen. Das BIP wird in den einzelnen Staaten regelmäßig ermittelt und veröffentlicht. In Österreich wird das BIP von der Statistik Austria errechnet.

BIP-Entwicklung

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BIP-Entwicklung

Den stärksten Wachstumseinbruch gab es während der Pandemie im Jahr 2020. Zwar ist das reale Wachstum in den folgenden beiden Jahren stark angezogen, aber wird 2023 voraussichtlich nahezu stagnieren (+0,3 Prozent). Für 2024 wird ein reales Wachstum von 1,8 Prozent prognostiziert. Quelle: Wko, Grafik: OeNB.

 © OeNB

Wie lange dauert ein typischer Konjunkturzyklus?

Eine Rezession ist im Grunde Teil eines natürlichen wirtschaftlichen Zyklus (siehe Grafik) und nicht immer vermeidbar. Ein Konjunkturzyklus ist der Zeitraum, in dem die wirtschaftliche Entwicklung verschiedene Konjunkturphasen vom Aufschwung bis zum nächsten Aufschwung durchläuft. Der typische Konjunkturzyklus etwa in Deutschland hat eine Länge von etwa vier bis fünf Jahren. Eine Rezession dauert im Schnitt neun Monate. Breite, Tiefe und Schwere einer Rezession hängen unter anderem von der nationalen sowie europäischen Finanz- und Wirtschaftspolitik, der Geldpolitik und der Lohnentwicklung ab.

4 mögliche Phasen einer Konjunkturentwicklung

Die Entwicklung der Konjunktur erfolgt in Phasen. Die einzelnen Phasen werden nach Erkenntnissen des russischen Wirtschaftswissenschaftlers Nikolai Kondratieff in vier Aufschwungphasen (siehe Grafik) unterteilt:

  • Expansion, (Prosperität),

  • Hochkonjunktur (Boom),

  • Abschwungphase (Rezession) und

  • Tiefphase (Depression)

    Doch nicht alle vier Phasen treten zwangsläufig auf. So versuchen Notenbanken mit ihrer Zinspolitik Rezessionen und Depressionen zu verhindern.

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Einer Phase des Aufschwungs und der Hochkonjunktur folgt stets eine Abkühlung, die je nachdem, wie lange dieser dauert, auch in einer Rezession münden kann.

 © deutschlandsfunk

Mögliche Ursachen für eine Rezession

Welche Faktoren können eine Rezession hervorrufen? Wie groß sind die Risiken durch Angebots- und Nachfrageschocks auf Ökonomien? Welche Lehren haben Staaten und Notenbanken aus vergangenen wirtschaftlichen Verwerfungen gezogen?

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Stefan Schiman, Senior Economist des Wifo.

 © www.alexandermüller.at

Externe Schocks zählen zu den größten Risiken für die Wirtschaft

Gründe für eine Rezession

  • "Externe Schocks zählen zu den größten Risiken für die Wirtschaft, beispielsweise wenn es zu Lieferstopps von Erdgas und Erdöl von Russland wegen des Ukraine-Krieges käme. Das hätte eine disruptive Wirkung", erläutert Senior Economist Stefan Schiman vom Wifo-Institut. Ein Krieg wie jener in der Ukraine, kann aber auch für sich alleine einen negativen externen Schock auf die Wirtschaft auslösen und das ökonomische Gefüge Schaden nehmen.

  • Eine Rezession kann auch die Folge eines schleichenden Prozesses sein, dessen Vorboten sich über mehrere Monate ankündigen und sich nach dem Höhepunkt eines konjunkturellen Wachstums eine Verlangsamung des Konjunkturzyklus einstellt, verursacht durch einen längeren Rückgang der Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen.

  • Wirtschaftskrisen und der damit verbundene Abschwung des BIP können auch durch Finanzkrisen ausgelöst werden, wie beispielsweise im Jahr 2008 der Fall war, als eine Finanzkrise eine große Rezession verursachte.

Hohe Staatsschulden ein Risiko bei Rezession?

Wenn die Wirtschaft an Schwung verliert, stellt eine hohe Staatsverschuldung ein Risiko für Staaten dar, länger in diesem ökonomischen Tief zu verharren, denn "je höher die Verschuldung, umso stärker reagieren die Länder auf Zinsänderungen", warnt Wifo-Ökonom Schiman. So sind mehrere Länder in der südlichen Hemisphäre der Eurozone hoch verschuldet.

Staatsschuldenquote der EU-Länder in Prozent des BIP

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Staatsschuldenquote der EU-Länder in Prozent des BIP

Griechenland war auch Ende 2021 nach wie vor Schuldenkaiser in Europa (Staatsverschuldung in Relation zum BIP), gefolgt von Italien und Portugal. In der Eurozone ist die staatliche Verschuldung im Schnitt mit 93 Prozent in Relation zum BIP nicht einmal so hoch wie in Griechenland. In Österreich liegt die Verschuldung bei knapp 83 Prozent, in Deutschland bei fast 70 Prozent und damit nicht überbordend.

 © statista.de

Unkonventioneller Geldmaßnahmen im Gegensatz zu heute noch kein fixer Bestandteil des Instrumentariums von Notenbanken

Eine Schuldenkrise wie im Jahr 2010 fürchten Experten als Folge von Pandemie und Ukraine-Krieg dennoch nicht. Schiman: "Notenbanken und Regierungen haben aus vergangenen Krisen gelernt und sind mit anderen Instrumenten als früher in der Lage die Situation in den Griff zu bekommen." Damals war die Möglichkeit unkonventioneller Geldmaßnahmen, wie der Kauf von Staatsanleihen durch Notenbanken, um die Liquidität zu stärken, im Gegensatz zu heute noch kein fixer Bestandteil des Instrumentariums der Notenbank. Alleine der Umstand, dass diese Möglichkeit nun besteht, verhindert den massiven Absturz der Börsen und hat generell eine präventive Wirkung."

Strukturelle Staatsschulden problematisch

Wie sehr die Verschuldung von Staaten negativ beeinflusst und damit auch die wirtschaftliche Entwicklung, hängt von der Art des Schuldenmachens ab. Als problematisch gelten vor allem strukturelle Defizite. In solchen Fällen wird ein größerer Teil des Sozialprodukts für staatliche Zwecke absorbiert. Bei Vollbeschäftigung führt die erhöhte Nachfrage des Staates zu Preissteigerungen, die das Realeinkommen der Bürger und damit ihre Kaufkraft reduzieren. Die Bevölkerung übt Konsumverzicht und wird in der Gegenwart real belastet.

"Solange strukturelle Defizite vorliegen, die ein bestimmtes Mindestmaß überschreiten, beispielsweise 0,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts, sollte der Staat keine Wohltaten in Form von Steuersenkungen oder Zusatzleistungen verteilen, speziell bei einer wieder anziehender Konjunktur", sagt der deutsche Ökonom Wolfgang Scherf, der lange an der Universität Gießen Volkswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Öffentliche Finanzen unterrichtete.. Eine Rezession entsteht durch hohe Staatsschulden aber nicht zwangsläufig, es engt jedoch den Spielraum der Notenbanken ein.

Seit 1960: Auslöser von Rezessionen in der Vergangenheit

7 Frühindikatoren für eine Rezession

Die frühzeitige Kenntnis des Konjunkturverlaufes, – speziell der Konjunkturwendepunkte, – ist eine wichtige Grundlage für wirtschaftspolitische und unternehmerische Entscheidungen. Die Einschätzungen der Experten über die konjunkturelle Entwicklung fußen dabei auf mehreren Strängen:

Wie schätzen Unternehmen ihre aktuelle Situation ein und
die Erwartung, wie sich ihre Geschäfte in sechs Monaten entwickeln werden.
Auch bei den Verbrauchern werden die aktuelle Stimmung und deren Erwartungen durch Umfragen erhoben. So sehen Analysten einen deutlichen Indikator für eine nahende Rezession, wenn sich die Stimmung bei Unternehmen und Verbrauchern merklich eintrübt. Um die Stimmung zu bemessen, werden unterschiedliche Umfragen unter Unternehmer und Konsumenten gemacht.

Wichtige konjunkturelle Frühindikatoren

Zur zeitnahen Bestimmung der künftigen wirtschaftlichen Entwicklung werden dazu verschiedene konjunkturelle Frühindikatoren herangezogen:

1. Ifo-Geschäftsklimaindex und Wifo-Konjunkturtest als Wegweiser

"Der Geschäftsklimaindex des Münchner Wirtschaftsforschungsinstitut (Ifo) ist ein viel beachteter Frühindikator für die konjunkturelle Entwicklung in Deutschland, "und da die österreichische mit der deutschen Wirtschaft eng verzahnt ist, auch für Österreich ein wichtiger Vorlaufindikator", erläutert Peter Brandner, Leiter des Think Tank Weis[s]e Wirtschaft.

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Die Umfragen unter deutschen Unternehmen, deren Ergebnisse sich im deutschen Geschäftsklimaindex des Wirtschaftsforschungsinstitutes ifo finden, hat auch für Österreichs Konjunkturentwicklung große Bedeutung.

 © ifo

ifo-Geschäftsklimaindex

Für den ifo-Geschäftsklimaindex werden rund 9.000 deutsche Unternehmen befragt, wie sie ihre aktuelle Geschäftslage und die Perspektiven für die kommenden sechs Monate einschätzen. Der dazu erstellte Ifo-Geschäftsklimaindex zeigt damit gut an, ob in Deutschland in nächster Zeit mit einem wirtschaftlichen Aufschwung zu rechnen ist oder beispielsweise mit einem Abflauen der Konjunktur.

Um die Situation der österreichischen Wirtschaft zu beurteilen, achten Ökonomen auch auf den sogenannten Konjunkturtest des Wirtschaftsforschungsinstituts Wifo, der jeweils zu Monatsende publiziert wird. An dieser dafür nötigen Befragung nehmen pro Monat rund 1.700 Unternehmen mit mehr als 200.000 Beschäftigten teil.

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Die deutschen Wirtschaftsforscher unterteilen die Ergebnisse ihrer Umfragen über die Geschäftslage der Unternehmen und ihre Erwartungen in vier Phasen: Aufschwung, Boom, Abschwung und Rezession.

Gibt es kein Wachstum mehr befindet sich die Konjunktur in einer Rezession (Quadrant links unten).

Verbessert sich die Geschäftslage befindet sie sich in der Phase „Aufschwung“.

Werden sowohl Geschäftslage als auch die Erwartungen der Geschäftsentwicklung als gut eingeschätzt, gibt des also ein Plus, herrscht ein „Boom“ (Quadrant rechts oben).

Verschlechtern sich die Aussichten bei noch guter Geschäften, hat der Abschwung eingesetzt (Quadrant rechts unten).

Die Erwartungen laufen laut ifo exakt sechs Monate bei einem zweijährigen Konjunkturzyklus voraus.

 © ifo

2. Produktionsdaten als Indikatoren

Um zu erkennen, ob sich eine Rezession abzeichnet, achten Ökonomen auch auf die Auftragslage in der Industrie und des Gewerbes. Für Österreich finden sich Daten dazu im monatlichen Produktionsindex der Statistik Austria , wenn die Daten auch stets um drei Monate zeitverzögert geliefert werden. "Die Zeitspanne bis die Daten eintreffen ist aber nicht so sehr ein Problem.

Produktivitätsvergleich EU-Staaten

Der Produktionsindex ist ein kurzfristiger Konjunkturindikator mit dem Ziel, die Schwankungen der realen Produktionsleistungen monatlich zu messen und dabei insbesondere die Wendepunkte des Konjunkturzyklus möglichst früh zu entdecken.

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Die hellblaue Linie "AT" steht für die Entwicklung des verarbeitenden Gewerbes in Österreich. In Deutschland, einem der größten Krisenverlierer in der EU, kommt es hingegen besonders in der Autobranche und der Chemie zu sinkender Produktion (hellblaue Linie "DE"). Im Schnitt halten sich die 27-EU-Mitgliedsstaten in der EU bei der Produktion ihrer Güter aber trotz Widrigkeiten bis 2022 gut. Im Gegensatz zur Corona-Krise, die im Jahr 2020 einen massiven Einschnitt verursachte. Quelle: Eurostat.

 © destatis.de/

3. Risikofaktor Arbeitslosigkeit

In welche Richtung sich die Wirtschaft in nächster Zeit entwickeln dürfte, lässt sich auch an den Arbeitsmarktdaten erkennen. Die Daten über Arbeitslosenzahlen und Beschäftigungsdaten geben die aktuelle Entwicklung relativ zeitnah und damit rascher als etwa Produktionsdaten. Ein Abschwung führt zu steigender Arbeitslosigkeit und sinkender Beschäftigung.

Entwicklung der Arbeitslosigkeit in der EU 2008-2022

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Entwicklung der Arbeitslosigkeit in der EU 2008-2022

Die Arbeitslosenquote in der EU sinkt seit dem Jahr 2012 tendenziell und hat sich seither nahezu halbiert und liegt in der Eurozone der 20 Staaten bei 6,8 Prozent. Quelle: statista.de

 © ec.europa.eu/eurostat

4. Rezessionsgefahr abhängig vom Auslöser

Ob bei einer Abschwächung der Wirtschaft Gefahr droht, in eine Rezession abzugleiten, hängt stark davon ab, ob der Konjunkturrückgang in erster Linie von einem Angebot- oder Nachfrageschock ausgelöst wurde. Dabei spielt die Inflationsentwicklung eine wichtige Rolle: Steigt beispielsweise die Teuerungsrate bei zu hoher Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen, kann die Notenbank mit Zinserhöhungen die Nachfrage einfach dämpfen und so stabilisierend auf die Wirtschaft einwirken.

Droht sich die Wirtschaft bei steigenden Preisen wegen zu geringen Angebots wegen zu geringen Angebots an Gütern abzuschwächen und in eine Stagflation abzugleiten, ist die Gefahr einer Rezession größer, denn gegen Engpässe bei Waren ist die Geldpolitik machtlos. Die Fiskalpolitik kann zwar beispielsweise mit konkreten Zuschüssen für die Bevölkerung und Steuererleichterungen die hohe Teuerung lindern, aber letztlich müssen Angebot und Nachfrage wieder annähernd in Gleichklang kommen, damit die Wirtschaft wieder wachsen kann.

Pendelt das Inflationswachstum um zwei Prozent, hält sich das Risiko jedoch noch in Grenzen. "Solange die gestiegenen Rohstoffpreise nicht auf die Gesamtinflationserwartungen durchschlagen, besteht kein dringender Handlungsbedarf", so der Wifo-Ökonom. Die Inflationserwartungen ist nach Prognosen der EZB (siehe Grafik) bereits für 2023 wieder deutlich niedriger. Und es kündigt sich auch keine Stagflation oder Rezession an.

Entwicklung der Verbraucherpreise in der EU

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Entwicklung der Verbraucherpreise in der EU

Die Inflationserwartungen sollen sich laut Einschätzungen der europäischen Notenbank EZB 2023 auf zwei Prozent einpendeln. Nach ersten Zinsschritten 2022 wären damit trotz aktuell hoher Teuerung größere Zinsschritte 2023 nicht zu erwarten. Daten: HVPI-Index, der Verbraucherpreisindex der Eurozone. Quelle:EZB

 © ecb.europa.eu

5. Entwicklung der Zinskurve

Eine inverse Zinskurve hat in den vergangenen Jahrzehnten zuverlässig eine wirtschaftliche Rezession signalisiert. Vor allem der Spread (Zinsabstand) zwischen den 2- und den 10-jährigen US-Anleihen wird dazu am Markt genau beobachtet (siehe Grafik). Eine solche a-typische Zinskurve ist gekennzeichnet durch niedrige Zinsen für langjährige Anleihen und höhere Zinsen für kurzfristige Anleihen. Nach dem Eintritt einer solchen inversen Zinskurve tritt im Schnitt zwischen sechs und 24 Monaten nach dem Signal eine Rezession ein. Eine solche Entwicklung ist ein Signal dafür, dass Investoren negative Konjunkturerwartungen hegen.

Der Grund: Da Investoren mit einer Rezession rechnen, erwarten diese langfristig sinkende Leitzinsen der Zentralbanken, um dem wirtschaftlichen Abschwung zu begegnen. Sinkende Leitzinsen gehen üblicherweise mit sinkenden Anleiherenditen einher – allerdings nicht zu verwechseln mit Anleihekursen, die sich umgekehrt zum Zins verhalten. Da Investoren aber erst langfristig mit einer solchen Entwicklung rechnen, schlägt sich das nicht in den kurzlaufenden Anleihen nieder, sondern erst in den langfristigen, zehnjährigen Staatsanleihen. Langfristige Staatsanleihen liefern beispielsweise seit Anfang 2023 geringere Rendite als kurzfristige. Ökonomen warnen seit Monaten vor einem Abschwung – und lagen bisher damit aber falsch.

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Langfristige US-Staatsanleihen liefern beispielsweise seit Anfang 2023 geringere Rendite als kurzfristige. Da Anleger mit einer Rezession rechnen, erwarten sie langfristig sinkende Leitzinsen. Solche gehen üblicherweise mit sinkenden Anleiherenditen einher.

 © Onvista.de

6. Risiko Lohn-Preis-Spirale

Ein Risiko für eine Verlangsamung des Wirtschaftswachstums bergen Löhne, die stärker steigen als die Inflationsrate. Generell wirkt einen steigende Löhne wesentlich stärker auf die gesamtwirtschaftliche Dynamik als viele andere Faktoren. Können diese doch einen Teufelskreisauslösen und eine Lohn-Preis-Spirale in Gang setzen.

In einem solchen Szenario schaukeln sich Preise und Löhne immer weiter hoch, die Firmen machen weniger Gewinne. Sind die höheren Preise nicht mehr am Markt durchsetzbar, können Unternehmen letztlich gezwungen sein Leute zu entlassen. Steigende Kosten verfestigen sich und die Rückführung der Inflation dauert laut Experten durch steigende Löhne im Schnitt um zwei Jahre länger. "Es ist für die Notenbank schwierig, eine hohe Inflation zurückzuführen, ohne die Wirtschaft dabei abzuwürgen", bemerkt Thomas Kruse, CIO von Amundi Deutschland.

7. Börsencrash als Warnsignal

Obwohl ein Absturz der Börsen selbst keine Rezession verursachte, signalisiert ein Crash, dass eine bevorstehen kann. Aktien sind schließlich Eigentumsanteile von Unternehmen. Infolgedessen spiegelt der Aktienmarkt das Vertrauen der Anleger in die zukünftigen Erträge der Unternehmen wider. Die Unternehmensgewinne hängen wiederum von der Gesundheit der Wirtschaft ab. Damit ist die Entwicklung des Aktienmarktes auch ein Indikator für die Wirtschaft selbst. Ein Zusammenbruch signalisiert einen massiven Vertrauensverlust in die Wirtschaft.

Mögliche Konsequenzen einer Rezession

Was bedeutet eine Rezession für Bürger und Unternehmer?

Die schlechte Stimmung der Bevölkerung als Folge eines gesamtwirtschaftlichen Abschwungs führen auch zu einem negativen Ausblick, entsprechend verzeichnen die Unternehmer weniger Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen. Fatal ist, wenn sich daraus eine negative Spirale entwickelt und die sinkende Nachfrage auf die Produktivität drückt, was Umsatz und Gewinn der Unternehmen nachhaltig sinken lässt. Es kommt zu einem Anstieg der Konkurse, die Arbeitslosigkeit steigt und Löhne stagnieren. Entlassungen führen in dieser Phase nicht selten in die Langzeitarbeitslosigkeit und zu sozialem Abstieg. Ärmere Bevölkerungsschichten leiden am unmittelbarsten und schwersten in einer solchen Wirtschaftsphase, da weder Gehalt noch Erspartes ausreichend finanziellen Puffer bieten.


In Folge einer Rezession sinken die Notierungen von Wertpapieren, diese führen wiederum zu finanziellen Verlusten bei den Anlegern, was ebenfalls das verfügbare Einkommen der Bürger reduziert. Wenn die Zinsen in einer Rezession sinken oder niedrig bleiben, die Löhne stagnieren oder zumindest deutlich hinter der Entwicklung der Inflation zurückbleiben, schmälert das die Kaufkraft.

Ist bei einer Rezession das Geld weniger Wert?

"Bei einer anhaltenden Rezession sinken die Preise für Vermögenswerte wie Immobilien, da sie Arbeitslosigkeit steigt, die Einkommen sinken oder stagnieren und sich die Menschen insgesamt weniger leisten können", erklärt Ökonom Brantner. Ein automatischer Wertverlust des Geldes ist mit einer Rezession aber nicht verbunden. Ein realer Wertverlust findet nur statt, wenn die Preise aufgrund zu geringen Angebots oder zu starker Nachfrage steigen. Beides ist aber in einer Rezession nicht der Fall, kann diese aber verursacht haben.

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Zinssenkungen entlasten Schuldner

Ist die Rezession da, senken die betroffenen Zentralbanken tendenziell die Zinsen. Das bedeutet, dass Banken Kredite zu günstigeren Zinssätzen vergeben als zuvor. Die niedrigeren Zinsen sollen ein Anreiz sein, Kredite aufzunehmen oder bestehende Kredite leichter zurückzuzahlen. Günstige Finanzierungskonditionen führen zu höheren Investitionen. Ebenfalls bei niedrigen Zinsen werden die Menschen tendenziell ihr Geld nicht am Sparbuch anlegen, sondern mehr konsumieren.

Rezession: Goldpreis steigt tendenziell

Mehren sich die Zeichen für einen gesamtwirtschaftlichen Abschwung und tritt dieser ein, flüchten Anleger tendenziell in Sachwerte wie Edelmetalle. Wie sich der Goldpreis in einer Rezession entwickelt, hängt jedoch auch von anderen Faktoren ab. So hat die Entwicklung des Euro/Dollar-Kurses etwa ebenfalls einen großen Einfluss auf den Goldpreis. Bei einem schwachen Euro, etwa weil das Wirtschaftswachstum sinkt, wird Gold im Euroraum teurer.

Entwicklung des Goldpreises

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Entwicklung des Goldpreises

Entwicklung des Goldpreises

 © www.goldpreis.de

Typische Merkmale einer Rezession für Unternehmen und Börse

  • Rückgang der Nachfrage

  • überfüllte Lager

  • Entlassung von Arbeitskräften

  • ausbleibende Investitionen

  • teilweise Stilllegung von Produktionsanlagen

  • stagnierende oder sinkende Preise, Löhne, Zinssenkungen

  • fallende Börsenkurse

Was ist der Unterschied zwischen einer Rezession und einer Inflation?

Eine Rezession stellt einen Rückgang des Wirtschaftswachstums dar, vielmehr schrumpft die Wirtschaft. Die Nachfrage sinkt und damit auch die Preise. Eine Inflation bedeutet dagegen steigende Preise. Bei einer hohen Inflation steigen die Preise sogar deutlich. Ursache einer hohen Inflation kann ein Angebots- oder ein Nachfrageschock sein.

Mögliche Folgen einer Rezession?

Verstärkt sich der Abschwung oder kommt es zu einer anhaltenden tiefen Rezession, also von sechs, sieben Prozent minus, spricht man von einer Depression. Charakteristisch dafür sind stark überfüllte Lager, Massenentlassungen, Verarmung, stagnierende Löhne und sinkende Aktienkurse. Es droht im Extremfall der Staatsbankrott. Die Liquidität versiegt, die Staaten können ihre Kredite nicht mehr bedienen. Ländern, die stark von Rohstoffen abhängen, werden beispielsweise in einer Rezession oder Depression hart getroffen, wenn die Preise dafür stark zurückgehen. Hohe Staatsverschuldung verkleinern den Handlungsspielraum, um aus der Krise zu steuern. Klassisches Beispiel die Depression 1929. Das zweitgrößte Rückgang war die Finanzkrise 2008/2009.

Ist das Tief einer Rezession durchschritten, setzt meist ein Aufschwung und keine Depression ein. Denn mittlerweile gibt es erprobte Instrumente, um ein abgleiten sowohl in die Rezession und in die Depression zu verhindern.

Maßnahmen von Staat und Notenbank um Rezession zu verhindern oder einzudämmen?

  • Geldpolitik: Zinssenkung - damit werden Finanzierungskosten günstiger.

  • Fiskalpolitik: Ausgabenerhöhung und/oder Steuersenkungen (zur Steigerung der Kaufkraft der privaten Haushalte). Kehrseite dieser Politik ist eine höhere Staatsverschuldung.

  • Außenwirtschaftspolitik: Abbau von Importhemmnissen (etwa durch Zölle) und Exportförderung.

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