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Das Comeback des Werner Lanthaler

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©Trend/Wolfgang Wolak
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Ex-Evotec-Chef Werner Lanthaler, der letztes Jahr über heimliche Aktiendeals stolperte, startet als Investor neu.

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Hoch über den Dächern der Josefstadt liegt Werner Lanthalers neuer Arbeitsplatz. Von der Terrasse seines Büros hat man einen fantastischen Blick auf die Piaristen- und die Votivkirche. Die Büroräume sind voll mit Kunstwerken: Bilder von Max Weiler, Hermann Nitsch und Georg Baselitz zieren die Wände des Dachgeschoßbüros. Der Hausherr in Jeans und Hoodie wirkt sehr gelöst. Dabei befand er sich vor einem Jahr noch mitten im Auge eines nervenaufreibenden Taifuns.

Biotech-Ikarus

Damals wurde nämlich bekannt, dass Lanthaler als CEO des Hamburger Biotech-Unternehmens Evotec mehrere Aktiendeals getätigt hatte, die er als Insider so nicht hätte machen dürfen – und die er der Aufsicht auch nicht gemeldet hatte. Der gebürtige Oberösterreicher trat dann auch als Vorstandsvorsitzender von Evotec zurück, das er 15 Jahre lang erfolgreich geleitet und zu ungeahnten Höhenflügen geführt hatte. Doch Anfang 2024 folgte dann das jähe Ende des Höhenflugs sowohl für Evotec als auch für Lanthaler. Aufsichtsrat und Medien wandten sich vom einstigen Star ab. Die Aktie steht mittlerweile bei nur acht Euro. Lanthaler, der mit zehn Millionen Euro Jahresgehalt und mehr jahrelang zu den bestbezahlten Managern an der Deutschen Börse zählte, musste sowohl in Deutschland als auch in Österreich Geldbußen bezahlen.

Geldbußen

140.000 Euro für die verspätete Meldung der Transaktionen in Deutschland und mehr als 700.000 Euro für Insiderhandel in Österreich. Der Manager begründet seine verheimlichten Deals heute mit Unvorsichtigkeit. „Ich habe Fehler gemacht“, gesteht er im Interview mit trend ein. Viel mehr möchte er über die Verfahren und damaligen Verfehlungen nicht reden. Zu groß ist die Angst vor weiteren juristischen Konsequenzen.

Neue Ufer

Nach einem knappen Jahr Sabbatical scheint Lanthaler, der 2005 als Finanzchef auch das heimische Biotech-Unternehmen Intercell erfolgreich an die Börse gebracht hatte, den Vorfall weitgehend verdaut zu haben. Natürlich sei das Verfahren „emotional belastend“ für ihn gewesen, sagt Lanthaler, aber diese Ereignisse hätten ihn auch an Erfahrung reicher gemacht. Mit 56 Jahren startet der Biotech-Manager seine Karriere nun neu. In der Wiener Josefstadt ist die WLan-Holding von Werner Lanthaler angesiedelt, die mittlerweile über drei Mitarbeiter und nicht weniger als 16 Unternehmensbeteiligungen verfügt, zwölf aus der Sparte Life Science und vier, die sich ganz dem Thema Nachhaltigkeit verschrieben haben. Das Spektrum reicht von einem Unternehmen zur Diagnostik des Blutdrucks über einen Hersteller von Antikörpern für Tiere bis hin zu einer Produktion von CO2-reduziertem Zement.

Nur First oder Best in Class

Bei der Auswahl seiner Beteiligungen folgt Lanthaler strengen Kriterien: „Die Technologie muss First in Class oder Best in Class-sein. Es muss vom Returnprofil überdurchschnittlich hoch sein, weil ja auch das Risiko bei Eigenkapital überdurchschnittlich hoch ist. Es muss international relevant sein, und es müssen Miteigentümer und Managementpartner dabei sein, die echte Unternehmer sind und potenziell schnelles Wachstum beherrschen können.“ Im letzten Jahr hat sich der Wachau- und Weinliebhaber ganze 30 Beteiligungen angesehen. „Ziel ist es, zwischen drei und fünf Investments pro Jahr zu tätigen“, so Lanthaler. „Wenn eine neue Beteiligung dazukommt, soll eine existierende Holding wieder verkauft werden.“ Lanthaler hält ausschließlich Minderheitsbeteiligungen. Wie viel Geld er mittlerweile in sein neues Firmenportfolio gesteckt hat, ist für ihn nebensächlich, denn „entscheidend ist, wie viel Geld die Unternehmen zukünftig für kritische Wachstumsschritte noch brauchen werden. Mein Portfolio ist aspirativ aufgebaut.“ Soll heißen: Es ist noch Platz darin.

Für eine gesündere Zukunft

Geld für weitere Zukäufe scheint jedenfalls reichlich vorhanden zu sein. Dass er vermögend ist, daraus macht der Ex-Evotec-Chef auch gar kein Hehl: „Ich bin Gott sei Dank wohlhabend. Das ist ein Resultat von über 25 Jahren konsequenter Arbeit.“ Wobei wohlhabend für Lanthaler jemand ist, der zumindest über fünf Millionen Euro Vermögen verfügt. Die von der Aufsicht abgestraften Aktiendeals haben seinen Besitz jedenfalls nicht zusätzlich vergrößert. Dies sei auch juristisch so festgehalten worden. Deswegen ist Lanthaler auch nie ins Visier der Staatsanwaltschaft geraten und hat lediglich Verwaltungsstrafen ausgefasst.

„We are fanatically devoted to excellence“ lautet ein Credo von WLan. Und an exzellenten Unternehmen mangelt es in Österreich nicht, ist Lanthaler überzeugt. „Wir sind technologisch führend, aber Eigenkapitalzwerge. Das führt dazu, dass viele gute Ideen zwar in Europa erdacht, aber am Ende in den USA gehandelt werden.“ Der Investor möchte mit seinem Geld nun mithelfen, dass mehr Know-how in good old Europe verbleibt.Lanthaler: „Leider gibt es in Österreich viel zu wenig privat finanzierte Wachstumsunternehmen. Ich will helfen, ein Feld aufzubauen, das in Österreich völlig unterbelichtet ist. Ich möchte privates und öffentliches Wachstumskapital professionell aufbauen und zusammenführen. Ich will, dass jeder, der in Österreich einen attraktiven Businessplan hat, weiß, dass es die WLan Holding gibt.“ Er wolle auch die Zukunft ein Stück besser machen, meint der Entrepreneur, und betont gleichzeitig, dass er kein philanthropischer Investor ist: „Ich investiere in Unternehmen, die eine gesündere ­Zukunft bewirken. Deswegen stehe ich in der Früh auf und arbeite gerne.“

Peaks and valleys

Aktuell etwa beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Ageing und wie man den Menschen ein würdevolleres Altern ermöglichen kann. Dafür fliegt er dieser Tage bis nach Saudi-Arabien auf eine Messe. WLan scheint für Werner Lanthaler jedenfalls weit mehr zu sein als nur ein Lückenfüller auf dem Weg zum nächsten CEO-Posten. Obwohl die Angebote da wären. Etliche Unternehmen hätten in diesem Jahr schon angeklopft, so Lan­thaler. „Aber ich bin jetzt sehr glücklich damit, die WLan Holding strategisch aufzubauen. Ich weiß nicht, wie das Unternehmen ausschauen müsste, das mich reizt.“

Und so baut der Vater zweier erwachsener Kinder sein Portfolio eben sukzessive weiter aus. Gemeinsam mit einem deutschen Unternehmer setzt er sogar ein Vehikel auf, um die Investments zu hebeln. Zusätzlich ist Lanthaler auch als Aufsichtsrat bei aktuell vier Unternehmen an Bord, darunter eines in Portugal und eines in Indien. Der Börse ist er trotz all der Turbulenzen treu geblieben. „We know peaks and valleys“, lautet ein weiterer Leitspruch von Lanthalers Invesmtentfirma WLan. Und das trifft wohl auf kaum einen besser zu als auf ihn selbst.

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