Bayer-04-Leverkusen-CEO Fernando Carro
©Lukas IlgnerBayer-04-Leverkusen-CEO Fernando Carro ist der erfolgreichste Fußballmanager Deutschlands. Sein Team wurde in der Saison 23/24 ungeschlagen Meister. Anlässlich eines Wien-Besuchs führte der trend mit dem früheren Bertelsmann-Vorstand ein Gespräch über die große Fußballwelt, Geld, das doch Tore schießt, die Unterschiede zwischen der Führung von Unternehmen und Fußballvereinen. Und Hans Krankl.
Herr Carro, Sie haben eine besondere Beziehung zu Wien. Bitte, erzählen Sie.
Nach der Weltmeisterschaft in Argentinien 1978 wurde Hans Krankl vom FC-Barcelona verpflichtet. Meine Mutter hat damals Hansi und seiner Frau Inge Spanischunterricht gegeben.
War er ein guter Schüler?
Es waren beiden gute Schüler. Hansi spricht immer noch ausgezeichnet Spanisch. Wir haben Freundschaft geschlossen. Während meines Studiums in Deutschland habe ich in den Semesterferien dann einige Jahre in Wien für „Die Presse“ als freiberuflicher Sportjournalist gearbeitet und bei den Krankls, die schon wieder zurück in Österreich waren, gewohnt. Wir sehen uns heute noch regelmäßig. Wenn ich in Wien bin, besuche ich ihn, bevor ich andere Termine wahrnehme. Heute waren wir beim „Plachutta“ mittagessen.
Waren Sie selbst Fußballspieler?
Nein, nicht wirklich. Für mich hat es nur für die Schulmannschaft gereicht.
Wie wird man dann Fußballmanager? Und warum?
Ich bin Sportfanatiker. Mich hat nicht nur Fußball interessiert, sondern auch viele anderen Sportarten, Tennis, Leichtathletik, Basketball etc. In Spanien gibt es ja mehrere tägliche Sportzeitungen, die habe ich schon in der Jugend gelesen. Noch heute schaue ich oft mehrere Sportveranstaltungen parallel auf dem Fernseher oder Tablet. Als ich bei Bertelsmann anfing, wollte ich eigentlich zu den Sportrechten. Aber die HR-Abteilung hat damals gemeint, da kann man nicht viel lernen, also habe ich einen anderen Weg eingeschlagen. Aber in all meinen unterschiedlichen Managementfunktionen habe ich immer mit Sport zu tun gehabt. Als ich etwa Chef der Buchklubs war, habe ich Bücher mit Sportlern verlegt. Der Kontakt zu Bayer 04 Leverkusen kam über eine bekannte internationale Personalagentur zustande. Sie hatte unter anderem den Auftrag, einen CEO für Bayer 04 Leverkusen zu suchen.
Sie waren 25 Jahre bei Bertelsmann und zum Schluss im Bertelsmann-Vorstand als Arvato-Chef für 70.000 Mitarbeitende und vier Milliarden Umsatz zuständig. Warum möchte man dann zu einem vergleichsweise „kleinen“ Fußballverein gehen?
Nach all den Jahren war damals einfach der richtige Zeitpunkt gekommen, etwas anderes zu machen. Und ich hatte einfach sehr viel Lust und war neugierig auf diesen Verein und diese Aufgabe.
Was ist nun der Unterschied zwischen einem berechenbaren, planbaren Wirtschaftsunternehmen und einem Fußballverein, wo viele nicht planbare Faktoren über Erfolg oder Misserfolg mitentscheiden?
Es gibt einige Dinge, die genauso sind, und einige, die sich gravierend unterscheiden. Man muss immer im Kopf haben, dass der Einfluss im Fußball indirekter Natur ist, wesentlich mehr als in der Wirtschaft. Als Fußballmanager muss ich versuchen, die Wahrscheinlichkeit des Erfolgs zu erhöhen. Am Ende geht es eben um Wahrscheinlichkeiten. Ob der Spieler den Elfmeter reinschießt oder nicht, kann ich nicht beeinflussen, selbst der Trainer kann es nicht. Je weiter weg vom Spielfeld man ist, desto indirekter ist den Einfluss. Das kann manchmal frustrierend sein, aber es ist eine Tatsache, die man akzeptieren muss. Am meisten Respekt hatte ich am Beginn meiner Tätigkeit bei Bayer 04 aber vor der Öffentlichkeit, den Medien und der Wirkung, die der Fußball hat. Alle drei Tage gibt man eine Bilanzpressekonferenz, wenn man so will.
Wenn Sie flapsige Bemerkungen zum Beispiel über Bayern München machen, wird das zwei Wochen in den Medien rauf und runter kommentiert.
Deshalb bin ich am Anfang auch in keine Live-Sendungen gegangen, um keine Fehler zu machen. Das ist der Riesenunterschied zu meiner Funktion bei Arvato. 70.000 Leute, vier Milliarden Umsatz – das hat niemanden interessiert, außer vielleicht einmal im Jahr bei der Bilanzpressekonferenz. Fußball interessiert gefühlt alle. Und im Fußball gibt es auch den – unter Anführungszeichen – „Stakeholder“ Fan, den es in der Wirtschaft so nicht gibt.
Wenn dieser Stakeholder einmal unruhig wird, kann es ganz schön ungemütlich werden.
Das muss man immer berücksichtigen. Im Fußball geht es immer um die Maximierung des sportlichen Erfolgs und nicht darum, ob ich im Verein die Profitabilität steigere. Niemand würde mich feiern, wenn ich 30 Millionen Euro Gewinn erziele, aber absteige. Die Messgrößen sind eben andere. Aber es gibt schon auch Ähnlichkeiten zur Wirtschaft. Fußball ist ein People’s Business. Es geht um Führung, die Definition von Zielen, Visionen, Strategie und Teamarbeit. Es ist nicht nur alles anders.
Sie haben in einem Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ gesagt, ein Teil des Erfolgs von Bayer 04 seien die klaren Strukturen im Klub. Nur drei Personen, Sie, Sportgeschäftsführer Simon Rolfes und Trainer Xabi Alonso, würden in der Öffentlichkeit sprechen.
Mit einigen Ausnahmen ist das so, ja. Diese Professionalität, die klaren Strukturen und Rollenverteilungen vereinfachen alles. Das ist zwar nur ein kleiner Teil des Erfolges, trägt aber dazu bei.
Das führt zur Frage: Wie war dieses Fußballwunder in der vergangenen Saison 23/24 möglich? Meister und Cupsieger, die gesamte Saison, 51 Spiele, ungeschlagen. Das hat es in der Geschichte der Deutschen Bundesliga noch nicht gegeben.
Begonnen hat alles in der Saison davor, 22/23, mit einer Niederlage im Europa-League-Halbfinale gegen die AS Roma. Die hat alle wahnsinnig geärgert. Xabi Alonso hat in dieser Saison viel dazugelernt, er wusste, auf welche Spieler er sich verlassen kann. Dann war die Transferphase entscheidend. Es war nicht nur ausschlaggebend, wen wir geholt haben, sondern auch, welche Spieler wir abgegeben haben. Und wir haben auf allen Positionen unsere Nummer-eins-Favoriten verpflichten können. Fürs Mittelfeld Granit Xhaka und Jonas Hofmann, auf der linken Außenbahn Alejandro Grimaldo, im Sturm Victor Boniface etc. Alle Transfers, die wir machen wollten, haben geklappt. Das ist sehr selten und funktioniert nicht immer. Wir haben die Meistersaison sehr gut mit Siegen gegen RB Leipzig und Mönchengladbach begonnen und kamen dann in einen Flow. Man hat gemerkt, wie die Mannschaft Woche für Woche Selbstvertrauen tankt, so dass wir am Ende alle überzeugt waren, wir können nicht mehr verlieren – egal, was passiert, wir schaffen das.
Es ist ungewöhnlich, dass so ein Flow die gesamte Saison anhält.
Ja, aber wir haben das gepackt. Sogar als wir fünf Runden vor Schluss Meister waren, wollten die Spieler die Saison ungeschlagen beenden. Der gesamte Klub hat einen unglaublichen Willen entwickelt, noch einen draufzusetzen und ungeschlagen Meister zu werden.
Welche Rolle spielen Sie als CEO dabei?
Ich habe auch dazugelernt. Am Anfang meiner Amtszeit wäre ich viel früher euphorischer geworden. Mir war bewusst, dass wir ruhig bleiben müssen. Bayern München war uns ja auf den Fersen. Ich sehe mich immer als Teil des Teams und ich bin auch sehr nahe an der Mannschaft, bin jeden Tag in der Kabine. Wir durften nicht in unnötige Euphorie verfallen, ehe alles in trockenen Tüchern war.
Wie hoch ist nun Ihr prozentueller Anteil am Erfolg?
Darüber mache ich mir wenig Gedanken. Jeder Mitarbeiter im Verein trägt zum Erfolg bei. Wenn Sie mich grundsätzlich fragen, würde meine Antwort in die Richtung gehen: Ein Drittel Mannschaft, ein Drittel Trainer und sein Stab, ein Drittel Mitarbeiter, Management und Governance.
Es gab auch viele sehr glückliche Momente mit Siegtoren in allerletzter Sekunde. Kann man das trainieren?
Ein gewisses Spielglück gehört dazu, auf jeden Fall. Aber man hat gemerkt, dass wir nie nervös wurden. Das ist dann zur Gewohnheit geworden. Mental ist das schon eine gewisse Trainingssache. Xabi Alonso hat die Spieler so eingestellt, dass diese immer daran geglaubt haben, bis zur letzten Sekunde etwas erreichen zu können. Aber abonnieren lässt sich so etwas nicht.
Wie sind Sie eigentlich auf Xabi Alonso als Trainer gekommen? Er hat doch bis dahin nur die zweite Mannschaft von Real Sociedad in San Sebastián trainiert. Für einen Verein der Deutschen Bundesliga ist das ein eher ungewöhnlicher Schritt, so jemanden zu holen.
Unsere Aufgabe ist ja nicht nur, Spieler zu scouten, sondern auch Trainer. Die Referenzen, die wir bekommen haben, waren sehr gut. Dann waren Simon Rolfes und ich bei Xabi in San Sebastián und haben ein sehr langes Gespräch bei seinem Berater zu Hause geführt. Schon auf dem Rückflug waren wir überzeugt, dass er bei Bedarf der Richtige für uns ist.
Wie managt man den Hype um den Verein, der früher spöttisch „Vizekusen“ genannt wurde?
Wir sind in allen Bereichen extrem gewachsen und müssen unsere Strukturen anpassen. Aber wir müssen vor allem die Erwartungshaltung managen, die es jetzt gibt. Das ist Teil des Jobs, den wir nun zu erledigen haben. Das diskutieren wir sehr offen in der Führungsrunde. Aber wir sind froh, dass wir jetzt als Verein auf einem anderen Level sind – und dort wollen wir unbedingt bleiben.
Das Schwierigste ist immer die Saison danach: Wie hält man die Truppe zusammen, Startrainer und Starspieler?
Schon im Sommer gab es Gerüchte über Abgänge, aber alle sind geblieben. Auch der Trainer. Das Wichtigste für uns war, sicherzustellen, dass Xabi bleibt.
Diese Charakterfestigkeit hat den Präsidenten von Real Madrid sehr beeindruckt – jetzt will er Xabi Alonso kommenden Sommer in jedem Fall verpflichten.
Bislang kenne ich nur Gerüchte. Wir werden sehen, was passiert, im Fußball sind solche Dinge nicht vorhersehbar. Aber dass der Trainer jetzt geblieben ist, hat auch die Spieler beeindruckt. Für Profispieler zählt oft das Argument, dass sie Titel gewinnen wollen. Das ist in Leverkusen nun möglich. Wir haben in allen Bereichen ein professionelles Umfeld, tolle Fans, daher sind die Spieler gerne bei uns.
Aber was passiert, wenn kommenden Sommer Leistungsträger weg sind, also nicht nur Alonso, Wirtz, Boniface? Auch Sportgeschäftsführer Rolfes wird angeblich schon vom FC Arsenal umworben.
Es ist offenbar die Aufgabe von Journalisten, bevorzugt Wechselszenarien an die Wand zu malen. Erfolg macht sexy, so einfach ist das. Und dann entstehen Gerüchte. Das ist okay. Meine Aufgabe aber ist es, mit den Fakten zu arbeiten und mich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren. Wir alle haben genug damit zu tun, auch die laufende Saison zu einer erfolgreichen zu machen.
Leverkusen hat ja als Werksmannschaft der Bayer AG eine Sonderrolle. Jetzt geht es dem Konzern wirtschaftlich gerade nicht sehr gut, zum Beispiel aufgrund der Monsanto-Übernahme. Hat das auf Ihr Fußballgeschäft Auswirkungen?
Mir wäre es auch lieber, ginge es dem Konzern sehr gut. Aber der Vorsitzende des Gesellschafterausschusses, Werner Wenning, wird genau austarieren, wo das Einfluss auf den Fußball hat. Stand heute arbeiten wir maximal autark und halten uns wie immer an die Planungen, die wir – unabhängig vom Aktienkurs der AG – auf den Weg gebracht haben. Darüber hinaus versuchen wir mehr denn je, als guter Botschafter für die AG und die dort arbeitenden Menschen zu agieren.
Werner Wenning wird also nicht von Ihnen verlangen, Florian Wirtz um 130 Millionen zu verkaufen und die Erlöse an die Bayer AG abzuliefern.
Der Vorteil von Bayer 04 als Werksmannschaft ist die Governance. Wir haben klare und verlässliche Strukturen und Prozesse, es gibt einen Shareholder-Repräsentanten mit Herrn Wenning und ein kleines Bayer-04-Führungsteam mit Rolfes, Alonso und mir. Das ist vielleicht ein Vorteil gegenüber anderen Vereinen: Es redet nicht jeder mit
Die gesamte wirtschaftliche Lage in Deutschland und in Österreich ist nicht rosig. Wird sich das auf die Geldflüsse im Fußball auswirken?
Das ist nicht auszuschließen, aber letztlich ist auch das spekulativ. Ich verkenne nicht die Realitäten, aber ich arbeite lieber mit einem positiven Mindset und schaue auf das, was wir aktiv bewegen können – nicht auf das, was außerhalb unserer Möglichkeiten liegt.
Kommen wir zur abgedroschensten Frage im Fußballbusiness: Schießt Geld doch Tore?
Am Ende und über die Zeit gibt es eine starke Korrelation – sonst wäre Bayern München nicht elfmal hintereinander deutscher Meister geworden, wenn die nicht das dreifache Budget von uns hätten. Wir müssen versuchen, mit weniger Budget intelligenter und schneller zu sein.
Milliarden aus dem arabischen Raum fluten seit Jahren den Fußball: gesunde oder ungesunde Entwicklung?
Das sehe ich pragmatisch. Solange das Geld nach Europa und in unser bestehendes Fußballsystem fließt, bin ich damit entspannt. Und wenn ich mir die arabische Liga und deren Entwicklung ansehe, macht mir das keine Angst. Es ist ein Wettbewerber mehr im globalen Fußballmarkt.
Im internationalen Fußballgeschäft gibt es das bei vielen Fans und Fußballbewahrern umstrittene „Multi-Club-Ownership“-Konzept, das heißt, finanzstarke Investmentgruppen oder Unternehmen besitzen über mehrere Länder und Kontinente hinweg mehrere Vereine in den höchsten Spielklassen – siehe Red Bull oder die City Football Group mit dem Paradeverein Manchester City. Wie stehen Sie dazu?
Auch hier bin ich Pragmatiker: Diese Entwicklung wird nicht aufzuhalten sein. Strategisch macht das für diese Gruppen Sinn. Für die, die sich nicht in einem „Multi-Club-Ownership“-System befinden, wird es allerdings immer schwieriger, gute Spieler zu verpflichten. Auf jeden Fall muss man die Fairness der Wettbewerbe garantieren, beispielsweise, dass zwei Vereine mit dem gleichen Eigentümer in europäischen Bewerben nicht gegeneinander spielen. Das muss man regulieren.
Heißt, es werden künftig immer dieselben Vereine die höchsten europäischen Bewerbe dominieren. Sensationen wie früher, als etwa Rapid und Austria das Finale des Europapokals der Pokalsieger erreichten, wird es nicht mehr geben.
Die Wahrscheinlichkeiten sind geringer geworden, aber dafür gibt es jetzt drei unterschiedliche Wettbewerbe auf europäischer Ebene. Ja, für kleinere Länder wird es schwieriger, das ist die Realität des Fußballs. Aber vergangene Saison hat Olympiakos Piräus zum Beispiel die Conference League gewonnen.
Ja, die C-Liga. Aber bleiben wir beim Thema: Jürgen Klopp hat bei Red Bull angeheuert. Überrascht Sie dieser Schritt?
Ich finde das von Red Bull sehr intelligent, der Name Klopp ist eine Weltmarke im Fußball. Er hat überall, wo er war, bleibenden Eindruck hinterlassen. Die Fans stehen hinter ihm, er hat Titel geholt, ich kann also Oliver Mintzlaff und Red Bull nur gratulieren, so einen hervorragenden Manager gewonnen zu haben.
Red Bull will in jeder Sportart die Nummer eins sein.
Ich mag das ja, ich bin ja auch gerne die Nummer eins. Irgendwann werden die Leipziger auch einmal die Bundesliga gewinnen.
Immer mehr Profispieler klagen über Überlastung, zu viele Spiele, zu viele Wettbewerbe. Richtig oder falsch?
Die Belastung ist hoch, das stimmt. Aber woher kommt das? Man versucht, die Ressourcen und die Einnahmen zu erhöhen. Diese neuen Einnahmen gehen auch an Berater und Spieler. Das ist also nicht so einfach zu beantworten und ich würde mir manchmal wünschen, dass ein Spieler auch darüber nachdenkt, ehe er über die zu hohe Belastung klagt.
Anders gefragt: Sind FIFA und UEFA auf einem geldgetriebenen Irrweg? Wird der Fußball zu Tode gespielt?
Es ist ein bisschen einfach, immer nur Verbände schuldig zu sprechen. Jeder guckt für sich, wo und wie er die Einnahmen erhöhen kann. Wir hätten auch nichts dagegen, nächsten Sommer die Klub-WM zu spielen und dafür 50 Millionen zu kassieren. Das würde auch für uns einiges leichter machen. Auf der anderen Seite wäre die Vorbereitung auf die nächste Saison schwieriger. Das ist eine sehr komplexe Geschichte. Ich versuche in den Gremien, in denen ich vertreten bin, meine Meinung zu sagen und mit gesundem Menschenverstand an die Themen heranzugehen. Aber der Fußball ist ein Wettbewerb jeder gegen jeden.
Alle versuchen, mehr Ressourcen zu generieren, um Erfolg zu haben.
Die Endausbaustufe von Turbokapitalismus eben.
So würde ich das nicht nennen, aber wir befinden uns in einer gewissen Spirale (lacht).
Welche Rolle können kleine Fußballländer wie Österreich künftig spielen?
Für mich waren Österreich und die Schweiz Geheimfavoriten bei der Europameisterschaft. Die haben sehr gut gespielt und hätten noch viel weiter kommen können.
Welchen Anteil hat Ralf Rangnick am Erfolg?
Er hat überall hervorragende Arbeit geleistet, in Hoffenheim, in Leipzig. Der österreichische Fußball kann nur froh sein, Ralf Rangnick als Nationaltrainer zu haben. Am Ende sind immer die Ergebnisse relevant. Und die stimmen.
Welchen Verein in Österreich würden Sie gerne managen?
Was glauben Sie denn? Das ist doch eindeutig.
Rapid?
Selbstverständlich.
Der deutsche Sonderfall
Bayer 04 Leverkusen ist eine Werksmannschaft, die in den Chemiekonzern Bayer AG integriert ist.
Im deutschen Fußball gibt es die sogenannte 50+1-Regel. Diese besagt, dass es Investoren verboten ist, in den Kapitalgesellschaften, in welche die Vereine ihren Profibetrieb ausgelagert haben, die Mehrheit zu übernehmen. Bayer 04 Leverkusen und der VfL Wolfsburg sind die Ausnahmen von der 1999 eingeführten Regel. 04 Leverkusen gehört zur Gänze der Bayer AG. Bilanzen legt die „Werksmannschaft“ nicht, die Bayer AG zahlt jährlich 25 Millionen Euro ein und übernimmt etwaige Verluste. Laut Medien wurde in der Meistersaison 23/24 ein Umsatz von 271 Millionen Euro erzielt, der Kaderwert auf 634 Millionen gesteigert. Nur der Kader von Bayern München ist wertvoller.