Sein Büro liegt im vierten Stock eines Hauses an der Ecke Habsburgergasse/Stallburggasse im ersten Wiener Bezirk, und vom daran anschließenden Balkon ist die Michaelerkuppel der Hofburg zum Greifen nah: Kein Habsburger-Nachfahre ist beruflich so nahe an der früheren kaiserlichen Residenz wie der Rechtsanwalt Leopold Habsburg-Lothringen, Abkömmling der weit verzweigten "Toskana-Linie".
Der Experte für Immobilien-und Erbrecht bei der Kanzlei Sattler & Schanda, der seine ersten Lebensjahre in der Schweiz verbracht hat, geht der Habsburger-Informationsflut im Gedenkjahr 2018 tendenziell aus dem Weg, versucht aber, seinen drei Kindern wichtige Fragen und Antworten der Familiengeschichte näherzubringen. Zudem vertieft er sich aus beruflicher Neugier in bestimmte Details: "Vor allem interessiert mich der Aspekt, ob eine gemeinsame DNA erkennbar ist, die uns über die Jahrhunderte hinweg verbindet", sagt der 45-Jährige. "Es ist etwa faszinierend, auch aus juristischer Perspektive, alte Verträge der Familie zu lesen." Die detailgenauen Bestimmungen in Heiratsverträgen lassen sein Juristenherz besonders hoch schlagen. Aber auch den legendären - gefälschten - Urkundenkomplex "Privilegium maius" hat er sich bereits im Staatsarchiv angesehen.
In der Gegenwart erfüllt ihn aber einzig und allein seine bürgerliche Existenz. Die Restitutionsfrage sei für ihn nie ein brennendes Thema gewesen, und generell halte er viel vom Prinzip "leben und leben lassen" zwischen den Vertretern des Alten Regimes und den Herrschenden des 21. Jahrhunderts. "Die Monarchie spielt heute keine Rolle mehr - auch nicht in meinem Leben." Zwar steht in seinem Bücherregal noch immer eine mehrbändige, 1905 erschienene Ausgabe des "Österreichischen Rechts". Doch die Gesetze, denen er gehorcht, sind die Gesetze der Republik: "Ich bin stolz auf das, was ich beruflich aufgebaut habe. Meine Arbeit als Anwalt hat mit meiner Herkunft nichts zu tun. Ich trage auch nicht den Titel 'Erzherzog' vor mir her." Und eindringlicher als mit seinem Nachsatz kann man den Anspruch, dass der Übergang von der Monarchie zur Meritokratie geglückt ist, wohl nicht formulieren: "Was zählt, ist Leistung."