Red-Bull-Erbe Mark Mateschitz ist mit großem Abstand der reichste lebende Österreicher.
©Imago/trendDas große trend. Ranking der reichsten Österreicher:innen. Erstmals gibt es in Österreich über 5o Euro-Milliardäre. Das geschätzte Gesamtvermögen der reichsten Familien des Landes stagnierte bei ca. 210 Milliarden Euro. Die mit großem Abstand reichste Person des Landes ist Red-Bull-Erbe Mark Mateschitz.
Arme Reiche: Milliardäre in Österreich
Weltweit betrachtet war 2023 ein gutes Jahr für die Superreichen. Laut dem „Global Wealth Report“ der Unternehmensberatung Boston Consulting Group (BCG) legte das Finanzvermögen um rund sieben Prozent zu, vor allem wegen guter Performance der Aktienmärkte. Und wie immer profitierten die Reichsten der Welt davon weit überproportional.
Im trend-Ranking stellt sich die Situation jedoch etwas anders dar. Das geschätzte Vermögen der 100 reichsten Österreicher und deren Familien liegt mit rund 210 Milliarden Euro exakt auf Vorjahresniveau. In Summe wurden in den letzten zwölf Monaten keine Zuwächse erzielt. Hauptgrund: Die Geschäfte zahlreicher heimischer Unternehmen laufen schwächer als im Boomjahr 2022, was sich negativ auf die Bewertung auswirkt. Auch die Entwicklung des für gut Betuchte wichtigen Immobilienmarkts war im internationalen Vergleich mau.
Das kumulierte Vermögen der top 100 in Österreich wäre sogar geschrumpft, hätten nicht einige, die ganz vorne liegen, satt zugelegt. Allen voran Red-Bull-Erbe Mark Mateschitz (plus 3,3 Milliarden Euro), gefolgt von Georg Stumpf (plus 2,1 Milliarden), dem Reeder Helmut Sohmen (plus 1,4 Milliarden) und dem Kosmetikunternehmer Reinold Geiger (plus eine Milliarde). So profitierte der Schiffslogistikkonzern der in Hongkong tätigen Reederfamilie Sohmen, die eine der weltweit größten LNG-Frachterflotten betreibt, von der stark gestiegenen Nachfrage nach Flüssiggas und generell vom Boom bei der Seefracht.
Signa-Gründer René Benko wurde dagegen von der Liste der reichsten Österreicher gestrichen. 2023 wurde er noch mit einem Vermögen von 4,2 Milliarden Euro taxiert und lag in der Liste damit in den Top-Ten. Benkos aktuelles, in diversen Stiftungen untergebrachtes Vermögen dürfte zwar noch beträchtlich sein, lässt sich aber derzeit nicht beziffern.
BCG Global Wealth Report 2024
Das weltweite Nettovermögen wuchs dem BCG Global Wealth Report zufolge im Jahr 2023 4,3 %. Ein Großteil des Wachstums war auf eine Erholung der Finanzmärkte zurückzuführen. Das Finanzvermögen stieg in der Folge um fast 7 %. Besonders stark waren die Zuwächse in Nordamerika und Westeuropa, während das Wachstum in China verhaltener blieb.
Trotz des Aufschwungs bleibt die Rentabilität ein Problem. Vermögensverwalter verbesserten ihre Rentabilitätsmargen geringfügig, allerdings aufgrund gestiegener Zinserträge. Das wird 2024 aufgrund steigender Finanzierungskosten und voraussichtlich sinkender Zinssätze kaum der Fall sein.
BCG geht davon aus, dass die Gewinnmargen kurzfristig nicht dramatisch steigen werden. Eine Art "positiver Schock" könnte sich jedoch ergeben, wenn Vermögensverwalter das Potenzial generativer KI (GenAI) ausschöpfen. BCG schreibt GenAI Lösungen in der Finanz- und Vermögensverwaltung eine bedeutende, transformative Rolle zu.
Der reichste Österreicher: Red Bull Erbe Mark Mateschitz
Mark Mateschitz, die reichste Person des Landes, sieht sich nach dem Tod seines Vaters zwar zunehmenden Machtkämpfen mit der thailändischen Familie Yoovidhya, die 51 Prozent an Red Bull hält, ausgesetzt, was sich der Öffentlichkeit etwa in Reibereien rund um den Formel-1-Rennstall offenbart. Auf seine Vermögensverhältnisse wirkt sich das jedoch noch nicht aus.
Red Bull hat beim Umsatz 2023 erstmals die Zehn-Milliarden-Marke geknackt (plus neun Prozent). Das operative Ergebnis dürfte auf rund 2,5 Milliarden und damit auch der Wert der globalen Marke abermals angewachsen sein. Mark Mateschitz allein besitzt schon fast so viel wie die Mitglieder der Familien Porsche und Piëch zusammen.
Der 32-Jährige hat auch ein neues Investmentfeld für sich entdeckt, das sein Vater nie ins Auge fasste, nämlich Industriebeteiligungen. Gemeinsam mit KTM-Boss Stefan Pierer gründete er die Beteiligungsgesellschaft PiMa. Laut trend-Informationen stellt Mateschitz 300 Millionen Euro für Engagements in der Industrie bereit. Mit ihrem ersten Deal ist PiMa gerade dabei, gemeinsam mit Raiffeisen OÖ den Feuerwehrausrüster Rosenbauer zu übernehmen.
Das war Red Bull Gründer Dietrich Mateschitz (✝) - ein Porträt
Autodynastien Porsche und Piëch
Vermögender als der Red Bull Erbe sind nur noch zusammengerechnet die Familien Porsche und Piëch, deren Besitz sich jedoch auf Dutzende Familienmitglieder aufteilt.
Das Vermögen der Autodynastien, die unter anderem über Stiftungen die Mehrheit an der Porsche SE halten und damit das Sagen im Volkswagen-Konzern (u.a. VW, Audi, Porsche, Skoda, Seat) und der Porsche Holding Salzburg, Europas größtem Autohändler haben, reduzierte sich allerdings in den vergangenen zwölf Monaten weiter. Nach noch 41,6 Milliarden Euro (2022) und 38,8 Milliarden im Vorjahr ist der Porsche/Piëch Clan nun "nur noch" 36,5 Milliarden Euro schwer.
Die reichsten Österreicher und ihre Vermögen
An der Spitze des Rankings stehen immer noch die Autodynastien Porsche und Piëch – aber mit nunmehr 36,5 Milliarden Euro nur noch knapp vor Mateschitz. Die beiden Familien halten vor allem über Stiftungen die Stammaktien an der Beteiligungsgesellschaft Porsche SE und haben damit das Sagen bei Volkswagen und der Salzburger Porsche Holding sowie eine Sperrminorität beim Stuttgarter Luxusautohersteller Porsche, wo die Familien genauso wie bei Volkswagen Kursverluste hinnehmen mussten.
Noch einmal kräftig zugelegt hat hingegen der ehemalige Wiener Bauunternehmer Georg Stumpf (u. a. Millennium Tower), der im trend. Ranking mit einem Vermögen von 8,6 Milliarden Euro auf dem dritten Rang liegt. Der Investor ist Eigentümer des deutschen Industriekonzerns Exyte mit 7,1 Milliarden Euro Umsatz und knapp 10.000 Mitarbeitern. Das Anlagenbauunternehmen errichtet Reinraumfabriken und wird aktuell auf einen Wert von rund sechs Milliarden taxiert. Denn bei allen großen Chipfabriken, die derzeit in Deutschland gebaut werden, ist Exyte mit von der Partie. Aber nicht nur dort. „Für uns ist es am Ende egal, ob sie in den USA, Asien oder Europa gebaut werden, wir sind auf jeden Fall dabei“, sagt CEO Wolfgang Büchele. Als führender Anbieter für Batteriefabriken hat Exyte außerdem ein weiteres zukunftsträchtiges Standbein. Zehn Milliarden Umsatz bis 2027 lautet das Ziel.
Georg Stumpf, 51, nennt nebenbei noch ein sehr üppiges Finanz- und Immobilienvermögen sein Eigen. Im Herbst 2023 übernahm er zehn Prozent der börsennotierten Luxemburger Gewerbeimmobiliengruppe Aroundtown für 320 Millionen Euro. Für ein Signa-Immobilienpaket inklusive des „Goldenen Quartiers“ soll Stumpf eine Milliarde geboten haben.
Insgesamt zählt das trend-Ranking erstmals mehr als 50 heimische Milliardäre. Neu zählt dazu der deutsch-österreichische Staatsbürger Helmut Rothenberger, der über seine Privatstiftung 100 Prozent der gleichnamigen Holding hält, die mit Industrieproduktion, Handel, und Immobilien 1,9 Milliarden Euro umsetzt. Beide Gesellschaften sind in Salzburg beheimatet.
Die 15 reichsten Österreicher
Die in der Liste der 100 reichsten Österreicher angegebenen Beträge spiegeln unterschiedliche Vermögensarten wider: zum einen Stiftungsvermögen, wie etwa bei den Familien Porsche und Piëch. Teilweise geht Vermögen auch auf Erbschaften (oft über Generationen) zurück. In den meisten Fällen handelt es sich um Beteiligungsvermögen in Form direkt gehaltener Unternehmensanteile. Dazu kommen Geld-, Immobilien- und Wertpapierbesitz.
Die Berechnung bedient sich verschiedener Methoden: Die Werte beruhen einerseits auf den über Jahrzehnte durchgeführten Erhebungen des trend. Zusätzlich wurden weitere Quellen herangezogen, etwa Recherchen von US-Spezialisten bei Bloomberg und „Forbes“ oder von Immobilienexperten. Mithilfe von Privatbanken wurden die Wertentwicklungen in den verschiedenen Anlagekategorien im Jahresvergleich berücksichtigt.
Bei börsennotierten Unternehmen wurde der Wert von Beteiligungen per Mitte Mai 2024 berechnet. Bei nicht gelisteten Firmen sind Umsatz und/oder Gewinn (Ebit bzw. EBT) mit den für die jeweilige Branche üblichen Multiples zum Unternehmenswert hochgerechnet – aktualisiert für den Beobachtungszeitraum des Rankings. Trotz gründlicher Methodik können Aussagen zur Vermögenslage letztlich aber nur auf Basis von Schätzungen dargestellt werden.
Das vollständige Ranking der 100 reichsten Österreicher 2024 finden Sie in der trend. PREMIUM Ausgabe vom 12. Juli 2024
Rang | Name | Unternehmen, Aktivitäten | Vermögen (in Mrd. €) |
---|---|---|---|
1 | Beteiligung Porsche, VW, Finanzanlagen, Immobilien | 36,5 | |
2 | Red Bull GmbH (49%), Medien, Hotels, Beteiligungen | 35,8 | |
3 | Immobilien, Industriebeteiligungen (M+W-Gruppe, Exyte) | 8,6 | |
4 | BW Group; Reederei | 6,5 | |
5 | Novomatic-Gruppe | 6,0 | |
6 | Erben nach K. Wlaschek; Immobilien; Billa-Verkauf | 4,8 | |
7 | L'Occitane Gruppe SA; Kosmetik | 4,1 | |
8 | Alpla-Gruppe (Kunststoff, Verpackungen) | 3,9 | |
9 | Finanzvermögen aus Erbe nach F.K. Flick | 3,8 | |
10 | Glas, Kristall, Optik, Schleifmittel | 3,75 | |
11 | Mayr-Melnhof AG (Karton, Verpackung), Ländereien, Holzwirtschaft | 3,2 | |
12 | Schlaff, Martin | Finanzinvestor (z.B. RHI AG ca. 30 %) | 2,9 |
13 | Egger-Gruppe, Holzwerkstoffe, Getränke | 2,8 | |
14 | Binder Holding; Holz | 2,7 | |
15 | Julius Blum GmbH (Beschläge) | 2,6 |
Die Vermögenskonzentration in Österreich
Bis 2025 wird das Gesamtvermögen der Österreicher auf 3,9 Billionen Dollar zulegen. Die schon ausgeprägte Ungleichheit wird sich weiter verschärfen.
Mehr als die Hälfte der 1.884 Milliarden Euro Nettovermögen der Österreicher besitzen laut EZB die top fünf Prozent der rund 4,3 Millionen österreichischen Haushalte. Inklusive der 199 Milliarden Vermögen der nächsten fünf Prozent entfallen auf das oberste – zehnte – Dezil fast zwei Drittel der gesamten Summe. Innerhalb dieser vermögenden Gruppe vereinen die 100 reichsten Familien davon geschätzte 210 Milliarden Euro auf sich. Die unteren 50 Prozent der Haushalte (ca. 2,15 Millionen) müssen sich durchschnittlich mit 32.000 Euro begnügen. Der Boston Consulting Group zufolge liegt die Vermögenskonzentration damit doppelt so hoch wie im westeuropäischen Schnitt – was aber auch an der ökonomischen Stabilität liege.
Das vollständige Ranking der 100 reichsten Österreicher:innen finden Sie in der trend. PREMIUM-Ausgabe vom 12. Juli 2024
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Über die Autoren
Andreas Lampl
Andreas Lampl, Chefredakteur trend, studierte Germanistik und Philosophie an der Universität Wien. 1988 übernahm er die Verantwortung für die Kommunikation bei der Staatsholding ÖIAG. 1992 ging er als Wirtschaftsredakteur zur Wochenzeitschrift News (Ressortleiter ab 1995). 1998 wechselte er als stellvertretender Chefredakteur zur Wochenzeitschrift Format. Von 2006 bis 2007 war er stellvertretender Chefredakteur der Tageszeitung Österreich. 2008 wurde er Chefredakteur von Format und trend.
Vanessa Voss
Vanessa Voss, Redakteurin trend