Der Steirer Siegfried Wolf ist seit 2021 Eigentümer von Steyr Automotive, vormals MAN Steyr. Die Karriere vom Werkzeugmacher zum Eigentümer eines milliardenschweren Unternehmens.
- Steckbrief: Siegfried Wolf
- Siegfried Wolfs Jugendjahre
- Vom Werksdirektor zum Magna-Vorstand
- Siegfried Wolf, der Netzwerker
- Siegfried Wolfs Russland-Verbindung
- Manager für Oleg Deripaska, Russian Machines und GAZ
- Siegfried Wolf und die Familie Porsche/Piëch
- Siefgried Wolf als Investor abseits der Autoindustrie
Steckbrief: Siegfried Wolf
Geboren: 31.10.1957 in Feldbach, Steiermark
Ausbildung: Werkzeugmacher, Maschinenbau
Berufliche Karriere:
1981: Vereinigte Wiener Metallwerke
1983: Hirtenberger (Werksdirektor)
1994: Magna, Vorstand Forschung + Entwicklung
1995: Präsident Magna Europa
2010: Russian Machines, GAZ
2021: Steyr AutomotiveFamilie: Verheiratet, 2 Töchter
Siegfried Wolfs Jugendjahre
Mit Übernahme von MAN Steyr und der Umbenennung des Unternehmens in Steyr Automotive hat der Steirer Siegfried Wolf Mitte 2021 einen neuen Höhepunkt in seiner eindrucksvollen Karriere gesetzt. Er ist nun Alleineigentümer eines Unternehmens, das knapp 2.000 Mitarbeiter beschäftigt und rund eine Milliarde Euro Umsatz jährlich erwirtschaftet.
Für den 1957 im oststeirischen Feldbach geborenen und mit sechs Geschwistern auf einem Bauernfamilie aufgewachsenen "Sigi" war eine steile Karriere als international erfolgreicher Manager alles andere als vorgezeichnet. Die südliche Steiermark war Ende der 1950er Jahre alles andere als eine blühende Region - was etliche aus der Region - unter anderem auch Frank Stronach - dazu veranlasste, auszuwandern.
Auch eine höhere Bildung kann Wolf nicht vorweisen. Das Gymnasium er abgebrochen und stattdessen eine Werkzeugmacher-Lehre absolviert. Die Reifeprüfung in "Maschinenbau" hat er zwar später nachgeholt, ein Bilderbuch-Start sieht jedoch anders aus.
Vom Werksdirektor zum Magna-Vorstand
Das Talent zum Managen und Führen hat sich bei ihm schon früh gezeigt. Mit 24 Jahren begann er vom steirischen Munitionsproduzenten Hirtenberger und stieg rasch zum Werksdirektor auf. Stronach, damals Magna-Boss, hat ihn dann 1994 zu Magna geholt und kurzerhand gleich zum Vorstand für Forschung und Entwicklung ernannt. Nicht einmal zehn Jahre später rückte er zum Präsidenten von Magna Europa mit Sitz im niederösterreichischen Oberwaltersdorf auf. Mit 37 Jahren hat die Karriere von Wolf dann so richtig Fahrt aufgenommen. Da hat ihn nämlich der Steirer Frank Stronach entdeckt. Der Kanada-Auswanderer ist selbst in einem noch kleineren steirischen Nest als Wolf in der Nähe von Weiz geboren und hat übrigens wie Wolf auch Werkzeugmacher gelernt.
Für Stronach hat sich Wolf als Goldgriff erwiesen. Unter ihm wuchs Magna in Europa von 1000 auf 29.000 Mitarbeiter an. Der Erwerb von Steyr Daimler Puch katapultierte Magna in Österreich schlagartig in eine andere Liga. Wolf war federführend an dem Deal beteiligt, dank enger Verbindungen mit Franz Vranitzky und Gerhard Randa von Magna.
Siegfried Wolf, der Netzwerker
Bei Magna hat er sich in der Autobranche ein großes Netzwerk aufgebaut, schließlich hat der Zulieferer, der komplette Fahrzeuge für Dritte fertigt eine große Zahl von Kunden, vor allem im höherwertigen Segment. Über die Jahre hatte er es so mit dem Who-is-Who der Autobranche von BMW, Mercedes über Jaguar bis hin zur VW-Spitze zu tun. Die Netzwerke reichen nicht nur zu Mächtigen in der Automobilindustrie, sondern auch bis in die höchste Politik nach Russland und freilich auch in Österreich bis ins Bundeskanzleramt. Wolf war in seiner Karriere in gut zwei Dutzend Aufsichtsräten anderer Unternehmen vertreten.
Wolf saß in Österreich etwa schon in den Aufsichtsräten von Strabag, Verbund und Siemens. Von 2008 bis 2015 war er Aufsichtsratpräsident der damaligen Staatsholding ÖIAG.
Siegfried Wolfs Russland-Verbindung
Wolf ist auch schon relativ früh mit Russland geschäftlich in Kontakt getreten. 2007, damals war er gerade 50, beteiligte sich die russische Basic Element von Milliardär Oleg Deripaska um gut eine Milliarde Euro an Magna, wenn die folgende Wirtschaftskrise den Milliardär auch dazu zwang, die Anteile wieder abzustoßen. Doch die Verbindung zum einflussreichen Russen hielt, wie sich später zeigte, offenbar darüber hinaus.
Eine für die Erweiterung seines Netzwerkes wichtige Station dürfte auch sein Job als Aufsichtsratpräsident der damaligen Staatsholding ÖIAG gewesen sein. So hat die ÖIAG unter anderem den Anteil an der Staatsbeteiligung des österreichischen Energiekonzern OMV gehalten. „Wolf hat die gesamte Russland-Connection der OMV eingefädelt“, behauptet Grünen-Abgeordneter Peter Pilz damals in einem Interview und glaubt: „Er hat immer russische Interessen vertreten.“ Zwei Jahre später holte ihn Deripaska nach Russland, um die Geschicke von Russian Machines zu lenken.
Wolf hat sein Engagement in Russland seither weiter vertieft und spielt in Deripaskas Imperium eine einflussreichere Rolle. Denn Wolf führt für den russischen Milliardär dessen Nutzfahrzeughersteller GAZ, an dem Wolf auch mit 10 % als Minderheitsaktionär beteiligt ist.
Wolf gilt als Putin-Freund und -Versteher. Der Kreml-Chef dankte es ihm vor ein paar Jahren mit dem Orden der Freundschaft. Dieselbe Ehre wurde nur handverlesene Personen zuteil, unter ihnen AVL-Chef Helmut List und der damalige Vizekanzler Reinhold Mitterlehner.
Manager für Oleg Deripaska, Russian Machines und GAZ
Wolf scheut offenbar auch keine schwierigen Aufgaben. Wenn es auch bei Magna nicht immer leicht gewesen sein dürfte - schon alleine wegen des doch recht eigenwilligen Charakters von Frank Stronachs - beim russischen Automobilkonzern GAZ, wird es noch einmal um ein paar Nuancen schwieriger sein, das Unternehmen zu steuern. Schon 2016 kämpfte der russische Industriegigant um seine Existenz, 2019 stand der Nutzfahrzeughersteller, wegen drohender US-Sanktionen, wieder kurz vor dem Aus.
Trotz der Schwierigkeiten ist dem Ex-Magna-Manager gelungen, das Unternehmen in den letzten zehn Jahren auf Vordermann zu bringen. Der Autobauer an der Wolga hat sich inzwischen als Hersteller von Nutzfahrzeugen, Bussen, Lkws und vor allem Kleintransportern der Marke Gazelle etabliert.
Siegfried Wolf und die Familie Porsche/Piëch
Zu den wichtigen Wegbegleitern Wolfs zählt auch Wolfgang Porsche und bis zu dessen Tod auch Ferdinand Piech, die Patriarchen der reichsten Familie Österreichs. Zu ihnen pflegte er auch abseits des Business gute Kontakte. Einen nicht unwesentlichen Teil des Erfolgs bei GAZ hat er nämlich VW zu verdanken. Denn durch Wolfs Engagement konnte GAZ ein weiteres wichtiges Standbein aufbauen - die Montage für andere Automarken.
Eine der erfolgreichsten Kooperationen ist die mit VW. Volkswagen liefert wiederum 2.0-Liter-TDI-Motoren für die Transporter von GAZ. Derzeit werden ausländische Investitionen aber durch das Damoklesschwert Sanktionen massiv erschwert.
Siefgried Wolf als Investor abseits der Autoindustrie
Siegfried Wolf als Immobilienentwickler
Vor 2006 stieg der Automobil-Spezialist ins Immobiliengeschäft ein. Gemeinsam mit den Wiener Immobilienunternehmern Johann Breiteneder junior und Bettina Breiteneder und der Familie Zimmermann (Berndorf-Eigentümer) gründete er die B & W Liegenschaftsverwertung GmbH. Die Breiteneders sind groß im Immobilienbusiness. Ihnen gehören beispielsweise die „Best in Parking“-Garagen.
Im Jahr 2005, kurz vor der großen Immorallye, hat sich im Nachhinein als hervorragender Zeitpunkt erwiesen, um ins Immobiliengeschäft einzusteigen. B & W kauft und renoviert Zinshäuser. In der Wiener Innenstadt besitzt Wolf in der Elisabethstraße zudem eine Liegenschaft. Vor einigen Jahren hat Wolf seinem Ex-Chef Stronach und dem von diesem gegründeten Golfclub Fontana in Oberwaltersdorf und das dortige Schloss gekauft.
Siegfried Wolf als Winzer
Sigi Wolf ist auch Winzer. Ihm gehören gleich drei Weingüter. Mit Gut Strengberg und Gut Zinsenstein besitzt der Unternehmer in Niederösterreich zwei Betriebe. Erst Ende 2020 hat der Steirer im südsteirischen Gamlitz die Domäne Wolf ins Firmenbuch eintragen lassen - allesamt geführt von Top-Winzern. Laut Insidern wird gerade ein luxuriöses Gutshaus der Extraklasse neu gebaut.
Stiftung gegen Armut und Krankheit
Wolf tut auch Gutes. So betätigte er sich mit anderen großen Namen der österreichischen Wirtschaft auch als Stifter. Gemeinsam mit René Benko, Ronny Pecik, Boris Nemsic, Wolfgang Rosam, Frank Stronach, Walter Rothensteiner und weiteren Wirtschaftskapitänen gründete er 2011 die Nein-zu-Arm-und-Krank-gemeinnützige-Privatstiftung.