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Ärger um neues Einwegpfand

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Weil gesammelte Pfandflaschen nicht mehr auf die EU-Recyclingquoten für Kunststoffverpackungen angerechnet werden, wird die Zielvorgabe heuer vermutlich verfehlt.

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Es droht Streit mit Behörden, wiederholte Ausschreibungen und skurillerweise verfehlte EU-Recyclingquoten.

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Getränkeindustrie und Supermärkte haben sich auf den Start des neuen Einwegpfandsystems für PET-Flaschen und Aludosen seit 1. Jänner bestens vorbereitet – in der im Hintergrund betroffenen Abfallwirtschaft allerdings brodelt es gewaltig. So hat die zur Umsetzung des neuen Pfandsystems neu gegründete EWP Recyclingpfand Gesellschaft etwa Schwierigkeiten mit den Sammelketten außerhalb der Supermärkte.

• Für den Rücklauf aus über 5.000 Rückgabestellen ohne Automaten (Gastronomie, Würstelstände, Tabaktraffiken, Kantinen, usw.) müssen spezielle Zählpunkte eingerichtet werden. Doch gegen die regt sich Widerstand: In Tirol etwa kämpft die Bürgerliste Fritz gegen die Errichtung der Zählstelle West, speziell wegen fehlender Bahnanbindung. In Vorchdorf (Oberösterreich) wiederum hat sich die Gemeinde für ein LKW-Fahrverbot just rund um die Zählstelle Nord ausgesprochen. Nur zwei von vier notwendigen Zählstellen sind bereits in Betrieb.

• Auch im Osten kämpft man mit – angeblich geplanten – Zwischenlösungen. Die vorgesehene zentrale Sortieranlage im burgenländischen Müllendorf ist noch nicht einmal errichtet. Vor wenigen Tagen erst hat die EWP die Pläne bei den Behörden eingereicht. Abfallprojekte dieser Größenordnung dauern in der Regel allerdings mehrere Jahre, weiß man in der Branche. In der Zwischenzeit behilft man sich mit einem Zwischenlager im niederösterreichischen Leopoldsdorf. Dort freilich müssen Teile der Sortierung noch händisch abgewickelt werden.

• Zusätzlich wurden Ausschreibungen der EWP für die zweite zentrale Sortierstellen in Tirol beeinsprucht. Das Oberverwaltungsgericht hat festgestellt, dass die EWP doch den Bundesvergabevorschriften unterliegt, weil es im Auftrag des Klimaministeriums handelt. Jetzt stehen Wiederholungen aller Ausschreibungen der EWP für private Dienstleister der Abfallbranche im Raum.

„Da wird schon viel Blödsinn verbreitet“

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„Da wird schon viel Blödsinn verbreitet“

Monika Fiala, Simon Parth, Recyclingpfand GesmbH: „Da wird schon viel Blödsinn verbreitet“

 © EWP

Die EWP hält die Probleme insgesamt nicht für so gravierend, dass der Hochlauf gefährdet wäre, sagt Co-Geschäftsführer Simon Parth: „Für die geplante Sortieranlage im Westen gibt es noch keinen Standort, das ist richtig. Die Entscheidung wird durch ein einziges Unternehmen kontinuierlich blockiert, aber das hat auf die Funktionalität unseres Systems als Ganzes keinen Einfluss.“ Grundsätzlich betreffe es auch nur rund 10 Prozent der vorgesehenen Pfandmenge.

Der LKW-Transport bei den Zählanlagen wiederum sei wirtschaftlich gerechtfertigt, die Behördenverfahren würden zu Gunsten der EWP ausgehen, und von neuen Ausschreibungen will man grundsätzlich nichts wissen, sagt Co-Geschäftsführerein Monika Fiala: „Wir sind ein privates Unternehmen, das sich freiwillig dem Bundesvergaberecht unterworfen hat. Wir müssen nichts neu ausschreiben, und rechtsgültig entschieden bezüglich der öffentliche Auftraggeberschaft ist noch gar nichts. Da wird schon viel Blödsinn verbreitet.“

EU-Sammelquote in Gefahr

Ob das die Kritiker beruhigt, scheint fraglich. Das neue Einwegpfand hat nämlich auch negative Auswirkungen auf bisherige Sammelsysteme wie den Gelben Sack/Tonne, die für Kunststoffverpackungen grundsätzlich zuständig sind. Zum einen verliert diese durch die Abzweigung von PET und Aludosen rund 30 bis 35 Millionen Euro an Umsatz. Leidtragende sind die Kommunen, die die Kunststoffsammlung finanzieren und nun mit erhöhten Sammeltarifen konfrontiert sind, plus 10 bis 15 Prozent sind es für Kunststoffe, 40 bis 120 Prozent für Dosen.

Zum anderen gefährdet das skurrilerweise die Quotenerfüllung  bei anderen EU-Verpackungsvorgaben, denn die als Pfandgebinde gewonnene Menge (bis zu 40.000 Tonnen) werden nicht mehr auf Recycling-Quoten angerechnet. Und die wurde heuer ohnehin von 22,5 auf ambitionierte 50 Prozent erhöht. Branchenexperten rechnen daher damit, dass das Ziel 2025 verfehlt wird.

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