Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) bezeichnete die Lage am Arbeitsmarkt als „zwiegespalten“.
©APA/Helmut FohringerDie Rezession belastet weiterhin den Arbeitsmarkt. Im Vergleich zum Vorjahresmonat ist per Ende Oktober die Zahl der Arbeitslosen und AMS-Schulungsteilnehmer um knapp zehn Prozent bzw. 33.000 Personen gestiegen.
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Einerseits würde die Arbeitslosigkeit steigen, andererseits gebe es einen Beschäftigungsrekord und viele offene Stellen, sagte Arbeitsminister Martin Kocher am Montag bei einer Pressekonferenz in Wien. Es gebe aber „erste Anzeichen“, nun „vorsichtig optimistisch“ für die Wirtschaftsentwicklung zu sein, sagte der Arbeits- und Wirtschaftsminister mit Verweis auf die BIP-Schätzung des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (Wifo) für das dritte Quartal 2024. Die Wirtschaftserholung sei Voraussetzung für "eine Stabilisierung" am Arbeitsmarkt.
„Sorgenkind bleibt dabei vor allem die Industrie, hier steigen die Vorgemerktenzahlen überdurchschnittlich um mehr als 16 Prozent“, so AMS-Vorstand Johannes Kopf in einer Stellungnahme. „Dies sind leider schwierige Rahmenbedingungen für den Start der wichtigen Regierungsverhandlungen.“ Die Zahl der Arbeitslosen und Schulungsteilnehmer in der Warenerzeugung belief sich auf knapp 30.000.
Die Arbeiterkammer (AK) forderte angesichts der steigenden Arbeitslosenzahlen erneut „eine moderne und faire Arbeitslosenversicherung“ und der Gewerkschaftsbund (ÖBG) pochte auf eine bessere „Vereinbarkeit von Vollzeitarbeit und Familie“. Die Industriellenvereinigung (IV) drängt auf „eine fundamentale wirtschaftspolitische Neuausrichtung, um den Weg aus der Krise zu finden und die drohende Stagnation zu überwinden“. FPÖ-Sozialsprecherin Dagmar Belakowitsch übte zum wiederholten Male scharfe Kritik an der wirtschaftspolitischen Bilanz der türkis-grünen Bundesregierung: „Die Arbeitslosigkeit steigt seit April 2023 stetig an, Österreichs Wirtschaft liegt komplett am Boden und die Staatsschulden haben eine schwindelerregende Rekordhöhe erreicht, die ihresgleichen sucht.“
Die Arbeitslosenquote stieg Ende Oktober im Vergleich zum Vorjahresmonat um 0,6 Prozentpunkte auf 6,9 Prozent. Im Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre lag die Arbeitslosenquote im Oktober laut Arbeitsministerium bei 7,5 Prozent.
Den größten Zuwachs bei arbeitslosen Menschen und Personen in AMS-Schulung gab es Ende Oktober im Vergleich zum Vorjahresmonat in der Warenerzeugung/Industrie (+16,3 Prozent), im Verkehrs- und Lagerwesen und Handel (+10,9 Prozent). Etwas niedriger war der Anstieg in der Gastronomie und Beherbergung (+7,6 Prozent), in der Arbeitskräfteüberlassung (+7 Prozent), am Bau (+6,5 Prozent) sowie im Gesundheits- und Sozialwesen (+6,2 Prozent).
Den höchsten Anstieg von Arbeitslosen und Schulungsteilnehmern verzeichnete Oberösterreich (+14,4 Prozent), gefolgt von Salzburg, Steiermark (jeweils +12,2 Prozent) und Wien (+9 Prozent). Etwas niedriger war das Plus in Tirol und Vorarlberg (jeweils +7,9 Prozent), Burgenland (+7,8 Prozent) sowie Niederösterreich und Kärnten (jeweils +7,4 Prozent). Die mit großem Abstand höchste Arbeitslosenquote wurde im Bundesländervergleich in Wien mit 11,2 Prozent registriert. Das AMS Wien wies darauf hin, dass fast jeder zweite Wiener Arbeitslose höchstens die Pflichtschule abgeschlossen hat. Niedriger ist die Arbeitslosenrate in Kärnten (6,9 Prozent), Vorarlberg (6,1 Prozent), Burgenland (6,0 Prozent), Niederösterreich (5,8 Prozent), Steiermark (5,7 Prozent) und Tirol (5,3 Prozent). Am niedrigsten ist die Arbeitslosenquote in Salzburg (4,7 Prozent) und Oberösterreich (4,6 Prozent).
Die Zahl der arbeitslosen Inländer inklusive Schulungsteilnehmerinnen und -teilnehmer stieg um 6,8 Prozent auf rund 209.430 und die Anzahl der arbeitslosen ausländischen Personen erhöhte sich deutlich um 13,6 Prozent auf 162.218.
Arbeitsminister Kocher verwies darauf, dass angesichts der gestiegenen Arbeitslosigkeit die Zahl der beim AMS gemeldeten offenen Stellen mit 87.484 „weiterhin hoch“ sei. Der ÖVP-Wirtschaftsbund erfasst in seinem Stellenmonitor alle Jobportale und verzeichnete sogar knapp 159.000 offene Stellen. „Besonders angespannt“ sei die Situation weiterhin im Handel mit 26.677 offenen Stellen und im Bereich Elektrotechnik, Elektronik, Telekommunikation und IT mit 23.490 offenen Stellen.
Als „erfreulich" bezeichnete Kocher den Anstieg der Beschäftigten. Im Vergleich zum Vorjahresmonat befanden sich Ende Oktober 9.000 Personen beziehungsweise 0,2 Prozent mehr in einer unselbstständigen Beschäftigung. Bei den über 50-Jährigen sind es laut Arbeitsministerium 16.000 Personen zusätzlich. In absoluten Zahlen entspreche „das einem neuen Rekordwert im Oktober“, so der Arbeitsminister.