Arbeitsminister Martin Kocher will in Einvernehmen mit den Sozialpartnern die Homeoffice-Möglichkeiten außerhalb der eigenen vier Wände auseweiten. Er denkt dabei besonders an das flexible, mobile Arbeiten.
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Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) will die seit April 2021 geltenden Homeoffice-Regelungen noch in dieser Legislaturperiode etwas überarbeiten. "Ich bin zuversichtlich, dass es uns gemeinsam mit den Sozialpartnern gelingen wird, Maßnahmen noch weiter zu verbessern und noch praxistauglicher zu gestalten", sagte Kocher am Montag bei einer Pressekonferenz in Wien. Homeoffice-Möglichkeiten außerhalb der eigenen vier Wände sollen laut Kocher ausgeweitet werden.
Das Ministerium hat die im Rahmen der Coronapandemie geschaffenen Homeoffice-Regelungen von L&R Sozialforschung evaluieren lassen. Für die 190-seitige Evaluierung wurden 1.500 Beschäftigte und 500 Arbeitgeber befragt. Knapp ein Viertel der Beschäftigten arbeiten mittlerweile zumindest fallweise im Homeoffice, geht aus der Studie hervor. Die Untersuchung zeige, dass "der befürchtete Einbruch der Produktivität nicht eingetreten sei", so der Arbeitsminister.
Telearbeit forcieren
Basierend auf den Ergebnissen der Evaluierung will Kocher sich für die Ausweitung der Homeoffice-Möglichkeiten außerhalb des Betriebs im Rahmen von Telearbeit einsetzen. Viele Situationen etwa Arbeiten von unterwegs oder aus dem Zug seien derzeit nicht von den aktuellen Homeoffice-Regelungen umfasst. In Abstimmung mit dem Sozial- und Finanzministerium sowie mit den Sozialpartnern will das Arbeitsministerium nun Rahmenbedingungen für ein flexibles Arbeiten erarbeitet. Ein weiteres Thema ist laut Kocher die Verlängerung der Ausweitung des grenzüberschreitenden Homeoffice. Über die Möglichkeiten des Homeoffice will das Ministerium noch stärker kommunizieren.
"Für den Großteil der befragten Beschäftigten wie auch des Managements hat sich Homeoffice gut eingespielt", so die Evaluierungsprojekt-Leiterin von L&R Sozialforschung, Nadja Bergmann. Vorteilen wie der Wegfall von Pendelzeiten, konzentriertes Arbeiten zu Hause und eine freiere Zeiteinteilung, stehe jedoch teils das Gefühl einer schwierigeren Abgrenzung zwischen Erwerbsarbeit und Betreuungsarbeit/Freizeit gegenüber oder einer anspruchsvolleren Kommunikation mit Kolleginnen, Kollegen und Vorgesetzten. "Für viele ist ein Verzicht auf Homeoffice nicht mehr denkbar oder wünschenswert", so die Wissenschafterin. Daher sei der Fokus auf gute betriebliche Rahmenbedingungen "wichtig, um vor allem die Vorteile von Homeoffice zu realisieren".
Positiv bewertet WKÖ-Generalsekretär Karlheinz Kopf (ÖVP) die Evaluierung zum Homeoffice-Maßnahmenpaket. "Es zeigt sich, dass Modelle, die auf einvernehmliche Lösungen zwischen Unternehmen und Beschäftigten setzen, in der Praxis am besten funktionieren", so Kopf. Damit habe sich das von den Sozialpartnern ausgearbeitete Homeoffice-Paket bewährt. Die Industriellenvereinigung wünscht sich einen weiteren Abbau der Barrieren bei grenzüberschreitenden digitalen Arbeiten.