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Buch-Neuerscheinung: Containerweise Freiheit

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Wifo-Chef Gabriel Felbermayr (Bild) und Co-Autor Martin Braml plädieren für eine offensivere Außenhandelspolitik.

©Trend/Lukas Ilgner
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Ein neues Buch von Gabriel Felbermayr und Martin Braml bietet reichlich Nahrung für eine bisher nur zaghafte wirtschaftspolitische Diskussion: wohin sich Österreichs Exporteure wenden sollen, wenn Russland tabu ist, China schwieriger wird und die Welt in Blöcke zerfällt.

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Wussten Sie, dass die für ihre Wehrhaftigkeit berühmte Schweiz mehr für Agrarsubventionen aufwendet als für Verteidigung? Dass im „Vaterunser“ ein Schuldenerlass-Appell versteckt ist? Dass die Einfuhrzölle auf überproportional von Frauen konsumierte Waren in den USA höher sind als auf jene Güter, die vor allem Männer häufiger kaufen?

Das soeben erschienene Buch „Der Freihandel hat fertig“ von Martin Braml und Gabriel Felbermayr (Amalthea Verlag, 30 Euro) bietet nicht nur jede Menge Fun Facts und kuriose Zitate. Es beinhaltet auch nützliches Futter für eine dringend zu führende wirtschaftspolitische Diskussion: Wohin soll sich der Außenhandel entwickeln, wenn die Transportwege durch globale Konflikte unter Druck kommen – Stichwort Angriffe der Huthi-Rebellen auf Handelsschiffe im Roten Meer? Müssen Deutschland, Österreich und die Schweiz ihr Geschäftsmodell umstellen, wenn aufgrund von Protektionismus mehr Fabriken vor Ort gebaut werden und weniger gehandelt wird? Wer kann überhaupt noch mit wem?

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 © Amalthea

Der Titel – eine Anspielung auf die legendäre „Ich habe fertig“- Pressekonferenz von FC-Bayern-Trainer Giovanni Trapattoni 1998 – wird Deutschlehrern kaum gefallen, trifft aber den Nerv der Debatte. Denn der Freihandel ist durch Zölle und Kriege in den vergangenen zehn Jahren mehr in Bedrängnis gekommen als in den Jahrzehnten davor. Die sich abzeichnende geopolitische Blockbildung verschärft die Situation zusätzlich: hier die Staaten des Westens, dort jene des Globalen Südens, organisiert rund um die BRICS-Staaten. Insbesondere für Länder, die sich traditionell auf Handelsüberschüsse stützen wie Deutschland, haben Grund zur Nervosität. Exportorientierte Mittelständler, wie sie für Mitteleuropa typisch sind, sind von einer regelbasierten Ordnung abhängig. An Bedeutung gewinne aber eine machtbasierte Ordnung, schreiben Wifo-Chef Felbermayr, ein Außenhandelsökonom, und sein deutscher Kollege Braml.

Das Autorenduo macht aber auch konkrete Vorschläge, wie man in Zeiten wachsender Spannungen den Wohlstandsmotor Außenwirtschaft am Laufen halten kann, stets nach dem Credo „So viel Freihandel wie möglich“. So fordern sie etwa eine Stärkung der Allianz mit den transatlantischen Partnern. Damit nicht wie zu Zeiten von Donald Trumps erster Präsidentschaft die ständige Androhung, Verhängung und Zurücknahme von Zöllen für massive Verunsicherung unter den Exporteuren sorgt, solle man doch eine Art „Wirtschafts-NATO“ bilden, die einen Deal gegen solche Überraschungen darstellt und ihre gemeinsamen Stärken auch strategisch einsetzt. Drohungen – etwa vom Gegenüber dringend benötigte Waren nicht zu liefern – müssten in der neuen Welt(un)ordnung verstärkt werden, so Felbermayr.

Im Namen des Klimas und der Menschenrechte errichten wir neue Handelsbarrieren

Martin Braml & Gabriel Felbermayr

Ein eigenes Kapitel widmet sich der Klimaschutzpolitik – und wie sie sich auf den Außenhandel auswirkt. Lieferkettengesetzen, in der Praxis „Bürokratiemonster“ mit neokolonialem Beigeschmack, können sie dabei nichts abgewinnen. Originaltext: „Im Namen des Klimas und der Menschenrechte errichten wir neue Handelsbarrieren. Sie sind größtenteils unnötig und kommen zusätzlich zu den Handelsbarrieren, die aufgrund von Souveränitätsüberlegungen nötig sind“.

Welche Stärken Österreich ausspielen könnte, wie hoch die Deindustralisierungsgefahr durch den Inflation Reduction Act (IRA) ist und ob es in Zeiten der Blockbildung auch Chancen für Neutrale gibt – dazu lesen Sie mehr in der trend-Ausgabe vom Freitag, 11. Oktober.

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