Fünf Verhandlungsrunden benötigten die Vertretungen der Arbeitnehmer- und Arbeitgeberseite für den Abschluss.
©APA/Helmut FohringerNach fünf Gesprächsrunden zwischen den Verhandlungspartnern gibt es einen Abschluss im Handel. Die Gehälter laut Kollektivvertrag steigen im kommenden Jahr um 3,3 Prozent, 2026 soll es um 0,5 Prozent mehr als die rollierende Inflation geben. Arbeitnehmer- und Arbeitgeberseite sehen darin „schmerzhafte Kompromisse".
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Neben der Einigung auf 3,3 Prozent mehr Gehalt im kommenden Jahr und einer Erhöhung um 0,5 Prozent mehr als die rollierende Inflation im Jahr 2026, steigt auch das Lehrlingsentgelt im 1. Lehrjahr von 880 auf 1.000 Euro. Allerdings sinkt die Erhöhung 2026 falls die Inflation höher ist. Sollte diese bei drei Prozent oder darüber liegen, dann wollen sich die Sozialpartner noch einmal zusammensetzen.
Änderungen beim Rahmenrecht, also etwa bei freien Tagen, gibt es nicht. Dass der Abschluss 2025 unter der rollierenden Inflation von 3,8 Prozent liegt, argumentiert die Arbeitnehmerseite damit, dass dafür 2026 eine Gehaltserhöhung über der Teuerung anstehe. Die Arbeitgeber wiederum verwiesen nach der Einigung auf die schwierige Lage der Branche.
Bei 2,9 % Inflation keine Gehaltserhöhung 2026 über Preissteigerung
Die Verhandlungen für die rund 415.000 Angestellten und 15.000 Lehrlinge im Handel waren am 23. Oktober gestartet, damals forderte die Gewerkschaft GPA noch ein Gehaltsplus von 4,8 Prozent. Die Arbeitgeber boten zum Start 2,8 Prozent mehr Gehalt an. Verhandelt wird aktuell noch der Kollektivvertrag (KV) 2025 für die 150.000 Handelsarbeiterinnen und Handelsarbeiter.
Wie hoch die Gehaltserhöhung für die Handelsangestellten 2026 konkret aussieht, lässt sich derzeit noch nicht sagen, da es die 0,5 Prozent Gehaltssteigerung nur bei einer rollierenden Inflation im Jahr 2025 von bis zu 2,3 Prozent gibt, bei einer Teuerung von 2,4 bis 2,5 Prozent liegt das Plus bei 0,4 Prozent. Bei einer Jahresinflation von 2,9 Prozent wird nur die Inflationsrate abgegolten.
Lehrlingsentgelt steigt im 1. Lehrjahr um 14 %
Sollte die rollierende Inflation 2025 bei drei Prozent oder darüber liegen, wird wieder verhandelt. Bestehende Überzahlungen über die kollektivvertraglichen Gehälter bleiben voll aufrecht.
Die Lehrlingseinkommen steigen im Jahr 2025 im 1. Lehrjahr auf 1.000 Euro, was eine Erhöhung um 14 Prozent bedeutet. Im zweiten, dritten und vierten Lehrjahr gibt es eine Steigerung auf 1.170, 1.480 und 1.540 Euro. Übrigens: 35,5 Prozent der Beschäftigten im Handelstehen kürzer als die Normarbeitszeit im Geschäft, bei den Frauen sind es gar 55,2 Prozent. Wie überhaupt der Handel weiblich ist, 63,3 Prozent der Angestellten sind Frauen.
Reformprozess für KV-Verhandlungen geplant
Beide Seiten betonten Mittwochabend, dass „schmerzhafte Kompromisse" notwendig gewesen seien und es eine gute persönliche Ebene bei den Gesprächen gegeben habe. Diese wolle man nun nutzen um über Reformprozesse für die künftigen Kollektivvertragsverhandlungen zu sprechen. Genauer in die Karten schauen ließen sich die Verhandler dabei nicht. 2014 gab es zum letzten Mal einen Doppelabschluss im Handel. Der Dienstagabend in Wien ausverhandelte KV 2025/26 gilt ab 1. Jänner des kommenden Jahres.
Nach der Einigung für die Handelsangestellten meinte Veronika Arnost, Chefverhandlerin der Gewerkschaft GPA: „Der heute getätigte Abschluss ist für uns kein Grund für einen übertriebenen Jubel. Wir haben aber aufgrund der wirtschaftlichen sehr schwierigen Rahmenbedingungen unsere Verantwortung wahrgenommen und einem Kompromiss zugestimmt, der die Aussicht auf eine nachhaltige Gehaltsentwicklung bringt."
Handelsverband: KV-Erhöhung „an der Oberkante"
Rainer Trefelik, Obmann der Bundessparte Handel in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), hielt fest: „Die nun schon seit mehreren Jahren andauernde Krise im Handel machte es notwendig, dass wir neue sozialpartnerschaftliche Wege gehen." Weiters meinte er: „Diese Kostensteigerungen werden für viele Handelsbetriebe sehr herausfordernd sein. Doch der Zwei-Jahres-Abschluss sorgt für mehr Planbarkeit sowie dafür, dass die Kosten nicht völlig aus dem Ruder laufen. Und er ermöglicht es, einen Reformprozess über den Kollektivvertrag einzuleiten."
Der private Handelsverband sprach heute von einer „Tarifanpassung im Handel an der Oberkante". „Jetzt muss die volle Konzentration dem Weihnachtsgeschäft gelten" , so Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will. Der Doppelabschluss bilde nun auch ein Zeitfenster, um wichtige Reformen im Rahmenrecht anzugehen.
Einigung klar über aktueller Inflationsrate
Wobei bei der heurigen Herbstlohnrunde durchaus höhere Abschlüsse als heute im Handel erzielt wurden. Die Metaller, die sich im Vorjahr auf einen zweijährigen Kollektivvertrag geeinigt hatten, bekommen brutto um 4,8 Prozent mehr. In der Sozialwirtschaft beträgt das Plus 4 Prozent, bei den Bahnen 4,1 Prozent und beim öffentlichen Dienst 3,5 Prozent.
Die aktuelle Teuerungsrate liegt laut Schnellschätzung der Statistik Austria für Oktober bei 1,8 Prozent, gegenüber dem Vormonat September stieg das Preisniveau um 0,3 Prozent.