Josef Taus, von 1975 bis 1979 Volkspartei-Bundesobmann und danach mit der Management Trust Holding in der Wirtschaft erfolgreich, ist 91-jährig gestorben.
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Der Industrielle und ehemalige ÖVP-Obmann Josef Taus ist im Alter von 91 Jahren gestorben. Taus stand von 1975 bis 1979 an der Spitze der ÖVP, nach seiner zweiten gegen Bruno Kreisky (SPÖ) verlorenen Nationalratswahl kehrte er in die Wirtschaft zurück und baute später die Management Trust Holding (MTH) auf. In seiner langen Karriere war Taus unter anderem Vorstandsvorsitzender der Girozentrale, Aufsichtsratschef der ÖIG (später ÖIAG, jetzt ÖBAG) und geschäftsführender Gesellschafter der Constantia IndustrieverwaltungsgesmbH.
Über die MTH sollten vor allem angeschlagene Firmen aufgekauft und saniert werden – mit wechselndem Erfolg. So scheiterte man etwa an der Sanierung des oberösterreichischen Motorradbauers KTM. Vom trend davon vor genau zehn Jahren angesprochen, meinte er: „Richtig ist, dass ich mich dafür in der Öffentlichkeit ohrfeigen habe lassen müssen. Dabei habe ich mich mit KTM gar nicht beschäftigt, ich war zu der Zeit ja auch ÖVP-Wirtschaftssprecher. Meine Gruppe hatte gar nicht die Mehrheit, sondern die damalige GiroCredit, die ihre Kredite retten wollte. Und plötzlich hat die GiroCredit KTM in Konkurs geschickt."
Nach wie vor Anteile hält die MTH dagegen an der 2002 übernommenen Buch- und Medienkette Libro und dem 2004 erworbenen Büroartikel-Discounter Pagro.
Zahlreiche Würdigungen
Taus ist nach Claus Raidl und Hannes Androsch der dritte hochrangige Ex-Industriekapitän, der in der vergangenen Woche gestorben ist. „Er war nicht nur eine herausragende Unternehmerpersönlichkeit, sondern hat auch als Staatssekretär, Parlamentarier und Bundesparteiobmann der ÖVP die Entwicklung unserer Zweiten Republik mitgeprägt und mitgestaltet“, betont Bundespräsident Alexander Van der Bellen in einer der APA übermittelten Stellungnahme. „Er hat Weichenstellungen bewirkt, die Österreich wirtschaftlich und sozial beeinflusst haben, zahlreiche Initiativen werden immer eng mit seinem Namen verbunden bleiben.“
Bundeskanzler und ÖVP-Chef Karl Nehammer nannte Taus auf X einen „Politiker mit Leidenschaft und hohem Sachverstand, der als Obmann der Volkspartei in einer schwierigen Zeit Verantwortung übernommen hat“. Als Unternehmer sei er höchst erfolgreich gewesen und habe viel für den Wirtschaftsstandort Österreich geleistet. Für Nationalratspräsident Walter Rosenkranz (FPÖ) war Taus „eine prägende Persönlichkeit der österreichischen Politik und Wirtschaft, ein Mann von Weitsicht und unermüdlichem Einsatz für unser Land“.
Mit ihm verliere Österreich „einen herausragenden Unternehmer, Politiker und Visionär, der über Jahrzehnte hinweg die Wirtschaft und Gesellschaft unseres Landes positiv geprägt hat“, betont Wirtschaftsminister Martin Kocher (ÖVP) in einer Aussendung. Er sei „ein Vorbild für unternehmerisches Denken und verantwortungsbewusstes Handeln“ gewesen. Grünen-Chef und Beamtenminister Werner Kogler nannte Taus „eine prägende Persönlichkeit, die aus bescheidenen Verhältnissen kommend die Politik und Wirtschaft der Zweiten Republik über Jahrzehnte hinweg mitgestaltet hat“.
Wirtschaftskammer-Präsident Harald Mahrer und sein Generalsekretär Karlheinz Kopf nannten Taus einen „leidenschaftlichen Unternehmer, Visionär und eine prägende Persönlichkeit der Zweiten Republik“. Würdigungen kamen auch aus zahlreichen ÖVP-Landesparteien und -Teilorganisationen sowie ÖVP-Klubobmann August Wöginger.