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Argentinien: Neues vom Kettensägen-Experiment

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Javier Milei warb auf Einladung von Giorgia Meloni in Rom für seine liberale Wirtschaftspolitik. Sie verlieh ihm im Zuge dessen die Staatsbürgerschaft.

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Das südamerikanische Land ist nun offiziell aus der Rezession. Das Wachstum 2025 soll fünf Prozent betragen. Dennoch bleibt der Kurs von Präsident Javier Milei höchst umstritten.

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Als beim Adventempfang der Industriellenvereinigung Oberösterreich Ende November das Buch „Die Ära Milei - Argentiniens neuer Weg" als Gastgeschenk überreicht wurde, war das Erstaunen groß. Der seit einem Jahr amtierende Präsident des südamerikanischen Landes trat im Wahlkampf gerne mit Kettensäge auf und gilt als unberechenbarer „Anarchokapitalist", der den Staat minimieren will. Die Armutsquote in Argentinien ist in der ersten Jahreshälfte 2024 auf 53 Prozent gestiegen.

Dennoch hat Mileis Austeritätskurs eine steigende Anzahl von Anhängern in globalen Wirtschaftskreisen, und jetzt gibt es auch makroökonomisch gute Nachrichten aus dem Mercosur-Land. Im dritten Quartal 2024 ist das Bruttoinlandsprodukt im Vergleich zum zweiten Quartal um 3,9 Prozent gewachsen. Im Vergleich zum dritten Quartal 2023 beträgt das Minus zwar immer noch 2,1 Prozent, doch die Parameter zeigen klar nach oben. Die Inflation, zu Jahresbeginn dreistellig, ist auf ein Normalniveau gesunken. Die Landeswährung Peso hat sich stabilisiert.

Der Internationale Währungsfonds rechnet nach einer tiefen Rezession in diesem Jahr für 2025 mit einem Wachstum von fünf Prozent für Argentinien. Damit wäre das Bruttoinlandsprodukt wieder auf dem Niveau von 2021.

Milei ist auf der internationalen Bühne zuletzt aufgefallen, als er von Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni die Staatsbürgerschaft ihres Landes verliehen bekam. Mit Tesla-Chef und Trump-Berater Elon Musk ist er in engem Austausch. Bei der Südamerika-Reise von Wirtschaftsminister Martin Kocher im April kam ein Treffen zwischen den beiden Ökonomen nicht zustande, über die Erfolgsaussichten von Mileis Politik hatte sich Kocher skeptisch geäußert: „Als Ökonom kann man von ihm nicht viel lernen. Rosskuren, wie er sie kolportiert beabsichtigt, haben meist nicht Erfolg.“

Noch ist es zu früh, das skeptische Urteil zu revidieren. Entscheidend wird sein, ob es der argentinischen Staatsführung gelingt, den Wachstumskurs zu prolongieren und gleichzeitig sozialen Frieden zu erhalten. Mileis Zustimmungswerte sind mit 50 Prozent erstaunlich hoch, der entscheidende Test werden aber die Halbzeitwahlen Ende 2025 sein.

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