ÖSV-Präsidentin ROSWITHA STADLOBER über Veränderungen im Skisport durch den Klimawandel.
Der ÖSV hat angekündigt, eine Klima-Taskforce zu gründen. Mit welcher Aufgabe?
Es ist eine klare Zielsetzung in unserem Leitbild, dass wir einen aktiven Beitrag für einen attraktiven Ski-und Snowboardsport leisten wollen. Wir führen laufend Gespräche mit Stakeholdern und erkennen, dass wir alle dieselben Herausforderungen haben. Um aus den Überlegungen und Gesprächen in ein aktives Tun zu kommen, installieren wir eine Arbeitsgruppe, die sich zum Ziel setzt, im Juni 2024 konkrete Lösungen zu präsentieren und in die Umsetzung zu bringen.
Warum passiert das jetzt erst? Die Klimakrise ist ja schon länger sichtbar.
Wir alle wissen, dass ein globales Problem wie die Klimaerwärmung nur durch einen gemeinsamen Kraftakt gelöst werden kann. Wir stellen uns dieser Verantwortung und wollen das Netzwerk unserer Partner nutzen, um Aufgaben gemeinsam anzugehen. Als Verband setzen wir natürlich seit Längerem Maßnahmen. Unser Tun basiert auf den Säulen der ökologischen, ökonomischen und vor allem auch der sozialen Nachhaltigkeit. Seit meinem Amtsantritt im Oktober 2021 war und ist mir das Thema sehr wichtig und wird in all unseren Überlegungen mitgedacht.
Gibt es Druck der ÖSV-Sponsoren, Änderungen herbeizuführen?
Es gibt vielmehr die Bereitschaft, dass man sich gemeinsam den Herausforderungen stellt und so einzelne, kleinere Maßnahmen hin zu gemeinsamen und größeren entwickelt. Wir pflegen mit unseren langjährigen Partnern und Sponsoren einen sehr aktiven Austausch und gleichen in der laufenden Zusammenarbeit unsere Zielsetzungen ab. Die meisten Verträge mit unseren Partnern wurden im letzten Jahr auf weitere fünf Jahre verlängert.
Was spricht aus Ihrer Sicht gegen einen späteren Saisonstart, wie er von vielen Sportlern gewünscht wird?
Ein späterer Saisonbeginn im Weltcup und eine Verlängerung der Saison sind vielleicht eine Option für die Zukunft, auch wenn die aktuellen Daten zeigen, dass das Interesse am Skifahren bereits im März rapide abnimmt. Dies macht es schwierig, Austragungsorte zu finden und eine angemessene Vermarktung des Weltcups zu gewährleisten. Selbstverständlich verschließen sich die Verantwortlichen rund um die Bergbahnen Sölden, ÖSV und FIS nicht den klimatischen Entwicklungen, es wird im Dezember Gespräche geben, wo der Termin 2024 besprochen werden soll.
Welche anderen Änderungen im Skisport können Sie sich vorstellen?
Die breite öffentliche Diskussion zeigt den hohen Stellenwert des Skisports in Österreich. Ich sehe es als Präsidentin des ÖSV als einen ganz klaren Auftrag, alles für den Sport zu unternehmen und auch die Verantwortung in die Hand zu nehmen. Die öffentliche Diskussion darf nicht dazu führen, dass Menschen die Freude an der Bewegung in der Natur verlieren. Klare, sinnvolle und nachvollziehbare Lösungsansätze für die klima- und umweltpolitischen Probleme sollten sachlich an einem runden Tisch mit zielführender Gesprächskultur geführt werden und nicht auf einer öffentlich wirksamen Bühne einzelner Sportevents.
Das Interview ist in der trend. PREMIUM Ausgabe vom 10.11. 2023 erschienen.