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Was Österreich jetzt braucht: Technologie als Zukunftshoffnung

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Infineon Technologies Austria CEO Sabine Herlitschka

©Ian Ehm
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Infineon Technologies Austria CEO Sabine Herlitschka: Neue technische Entwicklungen werden uns helfen, die aktuellen Probleme zu lösen. Sie fallen aber nicht vom Himmel, sondern erfordern Mut und Ausdauer.

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Es ist August, Urlaubszeit. Diesen Kommentar schreibe ich in der Zeit unseres Familienurlaubs. Drei Generationen kommen zusammen. Wir diskutieren miteinander auch über „mehr-GRIPS“. Über unsere Zukunftsbilder, was erwarten wir uns, was ist möglich? Was ist eine gute Zukunft für uns alle?

Technologie ist dabei ein wichtiger Diskussionspunkt. Ist sie Kern des Problems oder die wichtigste Chance auf Lösung? Ich bin überzeugt: Nur wenn wir unsere Technologie und die wesentlichen Fortschritte in unseren technischen Fähigkeiten nutzen, haben wir eine Chance, die gewaltigen Transformationen zu stemmen, die in den nächsten Jahrzehnten vor uns liegen.

Es geht dabei um Technologie in einem sehr umfassenden Sinn. Es geht darum, erneuerbare Energie unter den Bedingungen des Klimawandels für zehn Milliarden Menschen wettbewerbsfähig verfügbar zu machen. Es geht darum, uns vor Fake News und breit angelegten Manipulationen zu schützen. Es geht darum, nachhaltig Lebensmittel für eine wachsende Bevölkerung zu produzieren, die nächste gefährliche Pandemie gut zu überstehen. Wir müssen Menschen, die ihre Heimatkultur verlassen mussten, zum Beispiel mit digitalen Lernbuddys dabei unterstützen, sich in einer neuen Welt und einer neuen Sprache zurechtzufinden. All das und vieles mehr werden wir nur mit exzellenter Technologie schaffen. Manche dieser Technologien haben wir schon entwickelt, manche optimieren wir noch. Bei manchen stehen wir noch ziemlich am Anfang, und andere werden erst entwickelt werden. So werden wir die Chance haben, diese Welt nachhaltig gut zu gestalten.

Diese Technologien, die uns die Zukunft sichern, fallen nicht vom Himmel. Wir entwickeln sie, oder wir tun das eben nicht. Aber wenn wir diesen Weg gehen wollen, dann braucht es dafür günstige Rahmenbedingungen.

Die USA, China, Europa und immer mehr Mächtige des globalen Südens, angeführt von Indien, stehen miteinander in vielfältigem Wettstreit. Und dieses Match wird über Technologie entschieden.

Die Rahmenbedingungen

Die fundamentalste aller Voraussetzungen ist Bildung. Wir sind zwar gerade dabei, Werkzeuge zu schaffen, die uns in unserer intellektuellen Arbeit wirkungsvoller als alles bisher Dagewesene unterstützen können, dennoch wird die künstliche Intelligenz allein die Welt nicht retten. Aber sie kann uns als Werkzeug in unzähligen Feldern wertvolle Dienste leisten. Wir müssen lernen, damit umzugehen. Bildung entscheidet maßgeblich über unsere Einstellungen zu Wissenschaft und Technik. Gesellschaften mit einer höheren Wissenschafts- und Technologieaffinität sind der Zukunft gegenüber deutlich positiver eingestellt. Und das erhöht ihre Chancen deutlich, aktiv zu guten Lösungen beizutragen.

Zweite Rahmenbedingung: Optimismus, Chancen suchen und bereit sein, sie engagiert zu nutzen. Wir brauchen mehr Mut. Und Mut hat jemand, der weiß, dass es auch schiefgehen kann. Risiken zu ignorieren, wäre Dummheit. Aber wenn man nur als „kluger Bedenkenträger“ durch die Welt geht, dann entsteht nichts Neues. Und das brauchen wir: Mut für Neues. Fehlschläge werden vorkommen. Wir lernen daraus.

Dritte Rahmenbedingung: ein kluges politisches System. Wir brauchen eine Logik in der Politik, die gute Lösungen begünstigt. Ein Beispiel: Es braucht einen Green Deal, der so aufgesetzt ist, dass er letztlich die europäische Wettbewerbsfähigkeit stärkt. Aus dem angestrebten Wachstumsdeal im globalen Wettbewerb darf kein Regulierungsmonster werden. Wir müssen die Ambition für das Richtige fördern und uns nicht auf Verbote konzentrieren.

Und noch ein letzter und sehr fundamentaler Gedanke zur Rolle von Technologie: Die große Weltbühne ist dabei, sich neu zu ordnen. Es findet ein Wettkampf der Systeme statt. Die USA, China, dann vielleicht Europa und immer mehr Mächte des globalen Südens, angeführt von Indien, stehen miteinander in vielfältigem Wettstreit. Es geht um einen Wettbewerb in politischer, wirtschaftlicher, sozialer und letztlich auch militärischer Hinsicht. Und – und das ist der Punkt – dieses Match wird über Technologie entschieden. Wer die technologische Überlegenheit hat, wird die Regeln bestimmen.

Geht uns das in Österreich irgendetwas an? Ja natürlich, wir erbringen in unserem Land herausragende Leistungen, wir sind Teil einer europäischen Gemeinschaft, fest integriert im größten Markt der Welt und einem der großen globalen Player. Wir haben alle Chancen, unseren Beitrag für eine gute Zukunft zu leisten.

Der Gastkommentar von Sabine Herlitschka ist der trend. PREMIUM Ausgabe vom 23.8.2024 entnommen.
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