Im kommenden Jahr werden die US-Börsen die großen Gewinner sein. Welche Big Names dabei in vorderster Reihe stehen – und welche hier weniger bekannten Titel ein starkes Rennen liefern werden.
Zuletzt wurde schon gerätselt, ob der Peak der Post-Election-Rallye schon erreicht ist. Denn der Jubel an den US-Börsen nach dem Sieg von Donald Trump bei den Präsidentschaftswahlen war enorm. Die Ankündigung von Deregulierung und Stärkung der heimischen Wirtschaft haben zumindest für US-Werte einen wahren Turbo-Effekt. Die Prognosen von Morgan Stanley, Goldman Sachs, Barclays, aber auch der UBS oder der Deutschen Bank geben den S&P- 500-Aktien für das kommende Jahr ein Potenzial von 15 Prozent.
Die Vermögensverwalter werden sich 2025 also vorwiegend auf die USA konzentrieren – auch wenn über der Trump-Politik das Inflationsgespemst schwebt und die Fed bei Zinssenkungen zurückhaltender sein könnte. Alexander Lechner, Head of Multi Asset Management bei Erste Asset Management (EAM), sagt: „Innerhalb unserer Aktienportfolios haben wir die Positionierung angepasst, um weniger defensiv zu werden, insbesondere in der Region USA, wo starke Wachstumsaussichten einen dynamischeren Ansatz rechtfertigen.“
US-Aktien
Und wer werden die großen Gewinner an der Wall Street sein? Von Deregulierung und Steuererleichterungen wird der Finanzsektor profitieren, denn die Investitionstätigkeit in der US-Wirtschaft wird zunehmen. Die Aktie von JPMorgan, der Nummer eins unter den Investmentbanken, hat nach Trumps Sieg einen Sprung nach oben gemacht und liegt auf Jahressicht mit über 60 Prozent im Plus. Ähnlich das Bild bei der Nummer zwei, Goldman Sachs. Der Titel kommt sogar auf ein Plus von 80 Prozent in den vergangenen zwölf Monaten. Natürlich wird auch die US-Erdölindustrie auf der Gewinnerseite sein. Trumps Motto lautet ja „Drill, Baby, drill.“ Chevron beispielsweise hat nach einem Tief wieder aufgeholt. Und wenn Baumaschinen aus China mit hohen Zöllen belegt werden, hilft das den US-Herstellern John Deere oder Caterpillar. Der Titel von John Deere etwa ist nach der Wahl um mehr als 20 Prozent nach oben gesprungen. Und natürlich werden die Technologieriesen einmal mehr an den Börsen den Ton angeben. Auch wenn Nvidia-Boss Jensen Huang an Trump appelliert hat, keinen Handelskrieg mit China anzuzetteln. EAM-Fondsmanager Lechner erklärt: „Wir haben eine Position in US-Wachstumsaktien aufgebaut, da diese von den Wahlergebnissen profitieren dürften.“ Außerdem sind ihre Gewinnaussichten aufgrund der Dominanz von Technologieunternehmen mit oligopolistischen Strukturen weiterhin solide. Laut Goldman Sachs dürften die sogenannten „Magnificent Seven“ – Amazon, Apple, Alphabet, Meta, Microsoft, Nvidia und Tesla – im nächsten Jahr gemeinsam den Rest der 493 Unternehmen im S&P 500 übertreffen. Mit einer kleinen Einschränkung: Die Outperformance wird nicht mehr so stark sein wie in den vergangenen Jahren.
Der MAGA-Fonds
Doch neben diesen Big Names gibt es, zumindest in Europa, noch eine Reihe weniger bekannter Aktien, für die Trumps „Make America Great Again“-Doktrin einen besonderen Kursschub bringen dürfte. Die US-Fondsgesellschaft Point Bridge Capital hat bereits 2017 einen Fonds aufgelegt, der unter der Kennung MAGA an der Börse notiert. Denn der Fonds setzt sich aus US-Unternehmen zusammen, die von Trumps MAGA-Politik ganz besonders profitieren. Der Fonds hat in einem Jahr um 33 Prozent zugelegt, ist in Österreich aber nicht zum Handel zugelassen. Doch natürlich können die einzelnen US-Werte gekauft werden.
Und da haben es einige der Topholdings besonders in sich. Die Nummer eins dabei, das US-amerikanische Energieunternehmen Vistra, ist hauptsächlich als Stromerzeuger im Bereich Kohle-, Erdgas-, Solar- und Windkraftenergie bekannt. Doch nach der Übernahme von Energy Harbor hat der Konzern seine Kapazitäten im Bereich Nuklearenergie erweitert. Nach strategischen Vertragsabschlüssen mit Amazon und Microsoft ist die Vistra-Aktie zuletzt durch die Decke gegangen. Grund ist der erhöhte Strombedarf von KI-Rechenzentren. Seit Anfang 2024 konnte das Papier bereits sagenhafte 360 Prozent an Wert zulegen.
Ebenfalls im Energiesektor beheimatet ist die Nummer fünf im Fonds, Targa Resources. Das Unternehmen zählt zu den größten Erdgas-Pipeline- und -Lagerstättenbetreibern in den USA. Die Aktie ist heuer bereits um 90 Prozent gestiegen. Trumps Deregulierungs-Politik wird auch Unternehmenstransaktionen generell befeuern. Davon wird auch die Nummer zwei im MAGA-Fonds, Apollo Capital, eine der weltweit größten Private-Equity-Gesellschaften, profitieren. Die Aktie legte jedenfalls nach dem Erdrutschsieg von Trump um 80 Prozent zu. Die Nummer drei im MAGA-Fonds ist das bankenunabhängige Brokerhaus LPL. Es bietet Kunden KI-unterstütze Beratung bei ihren Anlageentscheidungen. Das Kursplus heuer liegt bei 40 Prozent.
Bitcoin
Doch nicht nur bestimmte US-Aktien, auch Krypto-Assets werden von Trump profitieren. „Wir glauben, dass eine Trump-Präsidentschaft im Allgemeinen positiv für das gesamte Krypto-Ökosystem ist, da sie wahrscheinlich zu mehr Deregulierung und weniger Richtlinien führen wird. Das ist gut für jene in der Krypto-Szene, die die Aufsichtsbehörden seit Jahren im Auge hat“, merkt VanEcks Leiter für Digital Asset Research Matthew Siegel an. Die Entwicklung des Bitcoin-Kurses gibt dem Experten einer der größten Fondsgesellschaften der USA Recht. Seit dem Wahlergebnis ist der Bitcoinkurs um 90 Prozent explodiert. Wem das zu wenig ist, der sollte die Aktie von Microstrategy kaufen. Das Unternehmen ist führend bei der Entwicklung von Business-Intelligence-Programmen. Und es ist nach BlackRock weltweit der zweitgrößte Besitzer von Bitcoins mit einem Wert von 37,6 Milliarden US-Dollar. Die Aktie beeindruckt heuer mit einer Performance von fast 800 Prozent. Um 500 Prozent stieg der Wert allein seit dem Wahlsieg von Trump.