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Wald: Neue Gefahr für CO₂-Ziel

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Bäume
©Elke Mayr
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Bisher feierte sich Österreich für eine verbesserte Treibhausgasbilanz. Nun zeigen aber neue Berechnungen, dass steigende Emissionen aus Wald und Böden Einsparungen anderswo mehr als egalisieren.

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Neueste Zahlen relativieren Berichte über rückläufige Treibhausgasemissionen Österreichs. Der Wald wurde unerwartet von einer CO2-Senke zu einer massiven Quelle: 2023, so die jüngste „Waldinventur“, lag der Ausstoß von Böden und Bäumen bei plus 7,6 Millionen Tonnen. Zum Vergleich: 2010 hatte der Wald umgekehrt noch 11,7 Millionen Tonnen aufgenommen und als Kohlenstoff gespeichert.

Österreichische Co2-Emissionen aus Wald & Böden, in Mio/to

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Neuste Berechnungen zum so genannten Treibhausgasbilanz-Faktor LULUCF (Land Use, Land Use Changes, Forestration) zeigen, dass Wald- und Bodennutzung zu einer CO2-Quelle werden. Bisher galt der Faktor Senke für CO2-Gutschriften.

 © Quelle: Umweltbundesamt, Grafik: trend

Das unerwartete Plus aus diesem LULUCF genannten Bilanzfaktor (Land Use, Land-Use Changes, Forestration) egalisiert ein tatsächliches CO2-Minus aus Haushalten, Industrie und Verkehr (2023: 6,5 Prozent, 2024: etwa 3,7 Prozent) und lässt die EU-relevanten Bruttoemissionen aktuell steigen, statt sinken. Österreich erreicht seine EU-Ziele derzeit nur, wenn Wälder als „Kohlenstoffsenke" mit Minusbeträgen in der Treibhausgasbilanz angerechnet werden. Der vor einem halben Jahr an Brüssel übermittelte Nationale Energie- und Klimaplan (NEKP) etwa rechnet noch noch mit einem diesbezüglichen „Bonus" von 5,7 Millionen Tonnen.

Gründe für diese Trendwende gibt es mehrere. Der Holzzuwachs sinkt klimabedingt, die Entnahme steigt auch wegen Bioenergienutzung. Vor allem aber werden die Auswirkungen von Bodenflächen nach Dürre, Windbruch oder Schädlingsbefall statistisch neu bewertet, was auch in anderen waldreichen Ländern in Europa (Deutschland, Norwegen) zu Problemen in der Treibhausgasbilanz führt.

Umstrittene Gegenstrategien

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Umstrittene Gegenstrategien

„Die EU muss sich von der Vorstellung verabschieden, dass mit 'natürlichem' Holzvorratsausbau im Wald und Bioenergie-Bashing fossile Emissionen ausgeglichen werden können.“ Christoph Pfemeter, Biomasseverband

 © Biomasseverband

Über die Gegenmaßnahmen gibt es Streit: Die EU will zum Baumschutz die Wälder mehr sich selbst überlassen und die Forstwirtschaft einschränken. Diese widerspricht: Es brauche eher mehr als weniger Waldbewirtschaftung, sagt Christoph Pfemeter, Geschäftsführer des Biomasseverband, das passiere nachhaltig, inklusive Aufforstung und Verjüngung des Holzbestands: „Die EU muss sich von der Vorstellung verabschieden, dass mit 'natürlichem' Holzvorratsausbau im Wald und Bioenergie-Bashing fossile Emissionen ausgeglichen werden können.“

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