Wenig Diplomatie, viel Kampf: Elon Musk auf der Wahlkampfbühne der Republikaner.
©Imago/SOPAKaum eine Business-Größe exponiert sich im Wahlkampf so wie Elon Musk. Zuletzt gab es jedoch auch bei einigen seiner Big-Tech-Kollegen eine Tendenz Richtung des früheren Präsidenten.
Trumps früherer Botschafter in Wien, der Tech-Unternehmer Trevor Traina, hat in einem trend-Interview im Juni auf einen Stimmungwandel pro Trump im Silicon Valley hingewiesen („Die letzte Bastion der Demokraten fällt"). Aber das war bevor Kamala Harris an Stelle von Präsident Joe Biden ins Spiel kam. Die Demokratin bekam seitdem etwa Unterstützung von Größen wie Netflix-CEO Reed Hastings.
In den letzten Wochen gibt es unter den Tech-Unternehmern jedoch Signale, dass sie eine Wahlsieg Trumps amm 5. November für realistisch halten und dass es deshalb opportun ist, Flagge zu zeigen – oder zumindest keine Flagge für die Gegenseite. Tesla- und SpaceX-CEO Elon Musk ist dabei in einer Ausnahmerolle: Er springt zu Trump auf die Wahlkampfbühne und kämpft zudem auf seiner eigenen Social-Media-Plattform X, vormals Twitter, offen für den Republikaner. Zehntausende Dollar hat Musk bisher für „America PAC" gespendet, das die Trump-Kampagne mitfinanziert. Selbst für ein Regierungsamt hat sich der Milliardär bereits ins Spiel gebracht.
Schweigen ist Unterstützung
Aber es ist nicht nur Musk, der sich für den schwer berechenbaren Ex-Präsidenten einsetzt. Seit Trump angekündigt hat, eine Crypto-freundliche Gesetzgebung forcieren zu wollen, sind auch die Bitcoin-Milliardäre der USA auf seiner Seite. Die Brüder Cameron und Tyler Winklevoss, Gründer der Cryptofirma Gemini, haben für den Republikaner gespendet.
Wie QZ ausführt, sind aber auch bisherige Trump-Kritiker angesichts seiner realistischen Chancen, ins Weiße Haus zurückzukehren, leiser geworden. Das Onlinemedium benennt „7 Tech-Leader, die mit Trump vor dem Wahltag auf Tuchfühlung gehen". Zur Tuchfühlung gehört nach dieser Sichtweise auch der Rückzug in die Neutralität. Mark Zuckerberg etwa, Chef der Facebook-Mutter Meta, hat angekündigt, weder Trump noch Harris zu unterstützen. In der Vergangenheit hatte Trump Facebook schon einmal „Feind des Volkes" genannt.
Als angespannt gilt das Verhältnis Trumps zu Amazon, das die US-Regierung während seiner Amtszeit wegen eines verlorenen Auftrags klagte. Insbesondere für Amazon-Gründer Jeff Bezos soll Trump Verachtung übrig haben. Umso bemerkenswerter war, dass sich die „Washington Post", die im Besitz von Bezos steht, 2024 erstmals seit 36 Jahren entschied, keine Wahlempfehlung abzugeben. Die Folge war eine Welle an Kündigungen von „Washington-Post"-Abos – bis dato sollen es über 250.000 sein. Um die Flut einzudämmen, reagierte Bezos am Montag mit einem Meinungsstück in seiner eigenen Zeitung: Es handle sich bei der Entscheidung keinesfalls um ein Quid-pro-quo, also um eine Art Handel mit der Politik.
Sehr angespannt war lange Zeit auch das Verhältnis Trumps zu Google. Dem Suchmaschinenkonzern warf er bislang vor, Informationen einseitig zu steuern. Im Wahlkampf bezeichnet Trump Google CEO Sundar Pichai nun jedoch - wohl gegen dessen Willen - als jemand, der regelmäßig Kontakt zu ihm suche. Pichai habe ihn angerufen und ihm zu seinem Auftritt in einer McDonald's-Filiale in Pennsylvania am 21. Oktober, bei dem er Pommes Frittes unters Volks brachte, gratuliert, so der Ex-Präsident in Interviews.