Wifo und IHS prognostizieren in ihrem aktuellen Konjunkturbericht ein staatliches Budgetdefizit von 4,2 bzw. 3,8 Prozent der Wirtschaftsleistung im kommenden Jahr. Mögliche Sparmaßnahmen der künftigen Regierung wurden in der Prognose nicht berücksichtigt.
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Die Wirtschaftsforscher von Wifo und IHS erwarten, dass sich das Defizit für das laufende Jahr 2024 auf 3,7 Prozent des BIP belaufen wird. Österreich liegt damit deutlich über den EU-Schuldenregeln (Maastricht-Kriterien) von 3 Prozent.
Eine Reduktion des Budgetdefizits von 4,2 auf 3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts würde laut Wifo einem Konsolidierungsbedarf von „etwa 6 Mrd. Euro“ entsprechen. Eine weitreichende Budgetkonsolidierung der öffentlichen Hand bremse das Wirtschaftswachstum in Österreich aber deutlich. „Eine sprunghafte Reduktion“ des Defizits auf die Maastricht-Höchstgrenze würde das BIP-Wachstum - je nach Art und Zeitpunkt der Maßnahmen - um 0,5 bis 1 Prozentpunkt dämpfen, erklärten die Wifo-Ökonomen. „Eine Rückführung des Budgetdefizits auf unter drei Prozent des BIP im Jahr 2025 würde die ohnehin schwache Konjunktur in Österreich weiter dämpfen“, hieß es vom Wifo. Anstelle eines moderaten Wachstums drohe „in diesem Fall eine neuerliche Rezession“. Für 2026 erwarteten Wifo und IHS ohne Sparmaßnahmen der Regierung ein BIP-Plus von 1,2 bzw. 1,3 Prozent.
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Höhere Sozial- und Pensionsausgaben im kommenden Jahr
Der Anstieg des Defizits im kommenden Jahr ergebe „sich durch die nachlaufende Indexierung monetärer Sozialleistungen, eine starke Zunahme der Zahl der Pensionsbezieher und steigende Ausgaben der Länder und Gemeinden in den Bereichen Umwelt, Wohnen, Bildung sowie Gesundheit und Pflege im Rahmen des Zukunftsfonds“, schreibt das Wifo in seiner vierteljährlichen Konjunkturprognose.
Ohne Einsparungen soll das staatliche Budgetdefizit im Jahr 2026 laut Wifo/IHS-Berechnungen 4,1 Prozent bzw. 3,6 Prozent betragen. Der Schuldenstand des Staates würde bis 2026 ohne Budgetkonsolidierung auf 84,5 Prozent des BIP klettern.
Wirtschaftsleistung schrumpfte 2023 und 2024
Österreichs Wirtschaft schrumpft heuer bereits das zweite Jahr in Folge. Die Rezession in der Industrie und am Bau hat sich fortgesetzt. Der private Konsum, die Exporte und die Bruttoanlageinvestitionen der Unternehmen sind seit zwei Jahren rückläufig. Im Jahr 2023 ging die reale Wirtschaftsleistung hierzulande um 1 Prozent zurück, 2024 soll der Rückgang 0,9 Prozent betragen. Im Oktober prognostizierten Wifo und IHS noch ein etwas geringeres BIP-Minus von 0,6 Prozent für das laufende Jahr. „Die heimische Wirtschaft hat strukturelle Probleme, und es gibt bisher keine Signale für einen starken Aufschwung“, schreiben die Ökonomen des Instituts für Höhere Studien.
Nach den Rekord-Inflationsjahren 2022 und 2023 mit 8,6 Prozent und 7,8 Prozent soll die Teuerung heuer hierzulande mit 3,0 bzw. 2,9 Prozent deutlicher niedriger ausfallen. Anfang 2025 ist aber mit einem deutlichen Anstieg der Energiepreise zu rechnen, weil die Strompreisbremse ausläuft, die Energieabgaben für Strom und Erdgas wieder auf ihr Normalniveau zurückgeführt werden, und die Ökostromförderbeiträge wieder in Kraft treten. Außerdem steigen die Netzentgelte und der CO2-Preis. Das Wifo rechnet deswegen zu Jahresbeginn mit einer Zunahme der Teuerung auf 2,5 Prozent.
Inflation nähert sich EZB-Zielwert von 2 Prozent
Für das Gesamtjahr 2025 gehen Wifo und IHS von einem Anstieg der Verbraucherpreise um 2,3 bzw. 2,6 Prozent aus. Für 2026 rechnen die Wirtschaftsforscher mit einer Inflationsrate von 2,0 bzw. 2,1 Prozent.
Zwei Jahre Rezession machen sich auch bei den Arbeitslosenzahlen bemerkbar. Wifo und IHS gehen von einem gleich hohen Anstieg aus. Die Arbeitslosenrate soll sich von 6,4 Prozent im Jahr 2023 auf heuer 7,0 Prozent und 7,4 Prozent im kommenden Jahr erhöhen.