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Gaspreis: Den Wechsel wählen lohnt sich

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Neuer ÖGVS-Test: Immer mehr Gasanbieter buhlen um Kunden in Österreich. Die lassen viel Sparpotenzial liegen, weil sie trotz hoher Preise nach wie vor wenig Wechselwillen zeigen.

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Voll sind die heimischen Gasspeicher. Ende September lag der Füllstand bei 92 Prozent. Es dürfte also auch für diesen Winter reichen. 

Gas ist eine geopolitisch heikle Ressource – und 80 Prozent des in Österreich eingesetzten Gases stammen aus Russland. Immerhin: Anbieter Wien Energie verspricht Kunden für 2025, ausschließlich nicht-russisches Gas zu liefern.

Abseits von geo- und klimapolitischen Bewertungen ist der Gaspreis das, was Verbraucher am unmittelbarsten spüren. Erst im Sommer hatte die Generaldirektorin der Bundeswettbewerbsbehörde Natalie Harsdorf-Borsch anlässlich eines Zwischenberichts zur Marktlage eine „hohe Marktkonzentration von quasi monopolartigen Größenordnungen“ diagnostiziert. E-Control-Vorstand Wolfgang Urbantschitsch erinnerte bei der Gelegenheit an die geringe Wechselbereitschaft. Von 2022 auf 2023 hat sie sich zwar auf 8,11 Prozent verdoppelt, dennoch wurden nur 99.600 Anschlüsse gewechselt.

Hohe Preise

Die Flamme beim Haus- und Hofanbieter kleiner zu drehen, lohnt sich aber, wie der Test der ÖGVS (Gesellschaft für Verbraucherstudien) nahelegt: „Der Markt zeigt kaum Entspannung. Im September wies der Gaspreisindex eine siebenprozentige Steigerung im Jahresvergleich auf“, sagt ÖGVS-Projektleiterin Anja Haverkamp. „Die Preise bleiben auf hohem Niveau.“ Im Vergleich zu 2023 können die Verbraucher derzeit unter 21 Anbietern wählen, zwei mehr als im Vorjahr.

Was der Gasmarkt hergibt, wurde von ÖGVS nach vier Kriterien untersucht: Konditionen wurden zu 55 Prozent gewichtet, der Service mit 25 Prozent. Angebotsvielfalt und Internetauftritt brachten jeweils zehn Prozent. Wie bereits im letzten Jahr wurde eine Sonderwertung für Nachhaltigkeit geführt. Gerechnet wurde mit den bei der E-Control eingemeldeten Tarifen zum Stichtag 1. September auf Basis dreier Verbrauchsfälle mit 4.000, 10.000 und 20.000 kWh, die mit und ohne Floater-Option am Prüfstand waren. Rabatte und Freimengen wurden nicht in die Preise gerechnet, aber separat gewichtet. „Die Preisunterschiede zwischen den Anbietern sind teils erheblich“, sagt Haverkamp. „Im ersten Jahr wird oft mit Bonuszahlungen gearbeitet, ohne dass die Tarife langfristig gute Konditionen bieten.“ Nach dem satten Kennenlernrabatt im ersten Jahr drehen viele Anbieter den Gaspreis also wieder richtig auf. Gezeigt hat sich auch, dass die Floater durch den hohen Index zur Zeit keine wirklich attraktive Option sind. Der Energiepreis quer über alle Netzgebiete und ohne Boni lag zwischen 192 und 538 Euro (4.000 kWh), 436 und 1252 Euro (10.000 kWh) sowie 832 und 2442 Euro (20.000 kWh) – das sind übers Jahr gerechnet stolze 1.610 Euro Differenz beim letzten Szenario.

Mit Floatern war GASTINO, die Marke der Energieversorger Wels, am günstigsten, ohne Floater war es die Grünwelt Energie.

Bei der Angebotsvielfalt spielten u. a. Preisbindung, Mindestlaufzeiten und auch die integrierte Rechnung eine Rolle. Hier konnten die Stadtbetriebe Steyr wie bereits letztes Jahr mit Respektabstand überzeugen

Die Preisunterschiede zwischen den Anbietern sind teilweise erheblich

Anja Haverkamp

Service ausbaufähig

Verbraucher können bei hohen Preisen nicht automatisch mit hohem Serviceniveau rechnen. „Es gibt doch einige Unternehmen, die gute Preise und guten Service liefern“, sagt Haverkamp. Erreichbarkeit, Auskunftsqualität und Hotline-Kosten waren hier Kriterien. Generell hat sich das Niveau nicht verbessert. „Im Schnitt erreichen die Anbieter weiterhin nur ein ‚Befriedigend‘“, bilanziert die Expertin. Wie in allen ÖGVS-Testreihen gibt’s auch bei den Gasanbietern Luft nach oben.

Was im persönlichen Service oft nicht geboten werden kann, versuchen die Anbieter offenbar über eine starke Onlinepräsenz auszugleichen. Mehr als 80 Prozent hatten gut gebaute Websites. „Einige wenige haben aber noch immer keinen Tarifrechner und ermöglichen keinen Onlineabschluss“, sagt Haverkamp. Immerhin gibt es viel nützlichen Inhalt wie Energiespartipps oder FAQs. Drei Energie und Lidl Energie sind mit 97 Prozent bereits nah am perfekten Onlineauftritt dran.

Erneut untersuchte das Testteam auch Nachhaltigkeitskriterien, schaute sich einschlägige Tarife an und welche Initiativen die Anbieter zur CO2-Kompensation ausführen oder wie sie Klimaschutzprojekte unterstützen. Die Bilanz ist so mager wie im Vorjahr: Nachhaltiges Gas bleibt ein Nischenphänomen (Kasten links). 

Möglicherweise ändert sich das, wenn das geplante Erneuerbare Gase Gesetz (EGG), das Biogas-Förderung vorsieht, es unter der nächsten Regierung vielleicht doch durch das Parlament schafft.

Gesamturteil Gas-Ranking 2024

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Gesamturteil Gas-Ranking 2024

Gesamt­sieger go green (Website oben rechts) konnte sich vom letzt­jährigen zehnten Platz auf den ersten vorarbeiten, knapp gefolgt von Lidl Energie und Drei Energie. Die Energie Steiermark (Gesamtsieger 2023) landete diesmal am vierten Platz.

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