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ÖGVS-Test Gaspreise: Einheizen mit Rabatten

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Trotz sinkendem Gaspreisindex sind die Gaspreise für Endverbraucher weiterhin hoch.

Trotz sinkendem Gaspreisindex sind die Gaspreise für Endverbraucher weiterhin hoch.

©imago/Christopher Neundorf
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Noch immer sind die GASPREISE hoch. Ein Wechsel kann sich wieder auszahlen, Anbieter locken mit teils hohen Rabatten. Viel Luft nach oben gibt es bei Service und Nachhaltigkeit.

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Zu Beginn der Heizsaison meldet das Klimaministerium einen Füllstand der heimischen Gasspeicher von 94 Prozent. "Die vollen Speicher geben uns einen wichtigen Sicherheitspolster für den Winter", sagt Ministerin Gewessler, die aber weiter aufruft, Energie zu sparen.

Sparen sollten die Konsumenten nicht nur beim Verbrauch an sich. Sparen können sie auch bei den Preisen, denn die sind "weiter auf hohem Niveau", wie Anja Haverkamp betont. Die Projektleiterin der ÖGVS-Gesellschaft für Verbraucherstudien hat im September den Markt evaluiert. Immerhin: "Mit 19 Gasanbietern haben mehr als doppelt so viele wie im Vorjahr Neukundentarife im Programm", sagt sie. Um Wechselwillige wird gebuhlt.

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Martin Graf, Vorstandsdirektor Energie Steiermark AG

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Die Bewertung

Zur Bewertung: Das Testergebnis setzt sich aus 108 Einzelkriterien zusammen, die für drei Kategorien definiert wurden, wobei jede unterschiedlich prozentual gewichtet wurde:

  • Konditionen (55% der Wertung)

  • Handling von Telefonanfragen (25% der Wertung)

  • Angebotsvielfalt u. a. Preisgarantien, Vertragslaufzeiten, lokale Präsenz (10% der Wertung)

  • Überzeugender Internetauftritt (10% der Wertung)

Flexible Konditionen und lokale Angebote

Bei den Konditionen wurden die bei der E-Control gemeldeten Tarife (Stichtag 1.9.) herangezogen und für drei Szenarien bewertet: 4.000,10.000 und 20.000 kWh. Das sind die statistischen Mengen eines Single-und Zweipersonenhaushalts bzw. eines Einfamilienhauses.

"Da der Gaspreisindex merklich gesunken ist, die Preise aber auf hohem Niveau geblieben sind, sind Floater wieder etwas attraktiver geworden", so Haverkamp. Im ersten Jahr gibt es teils große Neukundenrabatte bis zu 67 Prozent, was den direkten Vergleich erschwert. "Die Preisspanne für den reinen Energiepreis ist gewaltig", sagt sie. 4.000 kWh kosten zwischen 172 und 1.210 Euro, 10.000 kWh zwischen 426 und 2.950 Euro und 20.000 kWh zwischen 830 und 5.850 Euro. Haverkamp rät: "Da die Rabatte an Bedingungen geknüpft sind und meist nur fürs erste Jahr gelten, sollten Verbraucher besondere Vorsicht walten lassen." Tarife mit Preisgarantien - teilweise auf mehr als ein Jahr hinaus - werden ebenfalls wieder häufiger angeboten.

Bei der Angebotsvielfalt wurden die Tarifvarianten für 20 Postleitzahlengebiete in allen Bundesländern herangezogen: Hier fielen die Stadtbetriebe Steyr auf, die etwa in der Wiener City, Graz, Klagenfurt oder Salzburg Stadt Lokalsieger wurden und mit dieser starken lokalen Präsenz den Kategoriesieg davontrugen. Ebenfalls eine starke lokale Präsenz weist der diesjährige Gesamtsieger, Energie Steiermark, auf, der etwa in Innsbruck, Graz oder Bregenz Kunden mit Gas zu besten Konditionen beliefert. Auf der E-Control-Website beim Tarifkalkulator sehen Kunden nach Eingabe ihrer Postleitzahl, welche Lieferanten für ihre Region infrage kommen.

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ENSTRONGA und Energie Steiermark punkten fast gleich bei Konditionen. Die beste Angebotsvielfalt mit unterschiedlichen Tarifen und starker regionaler Präsenz hat Vorjahressieger Stadtbetriebe Steyr.

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Ansprechender Auftritt aber ausbaufähiger Service

Beim Service wurden im Mystery-Shopping-Verfahren Erreichbarkeit und Beratungsangebot getestet. Wie gut sind die Anbieter erreichbar? Sind die Auskünfte richtig und verständlich? Mehr als die Hälfte der Anbieter schafften immerhin "befriedigende" Leistungen. Vier Gasanbieter (redgas, Gutmann, Lidl und disk.energy ) wurden als "nicht genügend" wahrgenommen und sollten diesem Aspekt der Kundenbetreuung definitiv mehr Aufmerksamkeit schenken. Disk.energy bietet tatsächlich keine Möglichkeit, den Kundendienst telefonisch zu erreichen. Wie in den meisten Tests heuer ist der Service hier vielerorts ausbaufähig. Interessanterweise scheinen Servicequalität und Konditionen nicht wirklich zusammenzuhängen: "Gute Preise bedeuteten nicht, das gleichzeitig am Service gespart wurde, und umgekehrt", sagt Haverkamp.

Definitiv höher ist die Qualität bei den Internetauftritten. "Die sind überwiegend auf sehr hohem Niveau", fasst sie die Erfahrungen zusammen. "80 Prozent der Anbieter stellten Tarife transparent dar und boten auch Mehrwert, etwa mit Energiespartipps." Bei den meisten kann der Vertrag online abgeschlossen werden.

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Die besten Beratung bieten Goldgas und Energie Steiermark. Montana gewinnt beim Internetaiftritt, wobei alle Anbieter "sehr gut" abschneiden.

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Mehr Transparenz, weniger grün

Anders als im Vorjahr wurde der Aspekt der Nachhaltigkeit diesmal in eine Sonderwertung ausgegliedert, da er bei zwei Drittel der Anbieter auf Produktebene überhaupt nicht dargestellt wird. Meist werden "nur" CO2-Kompensationen angegeben oder Klimaschutzprojekte unterstützt. "Mit Energie OÖ und go green haben überhaupt nur zwei Anbieter einen Tarif mit erneuerbarem Gas-oder Biogas-Anteil im Angebot", so die Projektleiterin. Das Thema scheint in der aktuellen Marktlage keine strategische Relevanz für die Anbieter zu haben. Da muss der Funke wohl erst noch gezündet werden.

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Nachhaltigkeits-Sieger Energie AG OÖ und go green haben einen Tarif mit erneuerbarem Gas- bzw. Biogas-Anteil im Angebot.

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Testsieger Gesamtwertung

Die Energie Steiermark AG kann sich freuen. War der Landesenergieversorger 2022 nicht unter den Top Ten, schaffte man heuer mit überzeugenden Leistungen in allen Kategorien den Gesamtsieg. Stark verbessert hat sich der Zweitplatzierte, MAXENERGY aus Dornbirn.

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Energie Steiermark AG, heuer erstmals unter den Top Ten und gleich auf Platz eins.

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Die ausführlichen Testergebnisse mit allen Details sind gegen 1.640 Euro zuzüglich USt. unter info@qualitaetstest.at erhältlich.

Der Artikel ist in der trend. PREMIUM Ausgabe vom 13.10.2023 erschienen.

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