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ÖGVS-Test: Der Markt von Direktbanken bewegt sich

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Die Direktbanken buhlen um ihre Kunden. Im ÖGVS-Test konnten allerdings nicht alle Direktbanken ein vollwertiges Angebot liefern.

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Elf DIREKTBANKEN waren am Prüfstand, aber nur drei davon konnten mit einem vollwertigen Angebot aufwarten. Die ÖGVS hat sie einem eingehenden Check unterworfen und einen klaren Sieger ermittelt.

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Sie sind wieder da: die Zinsen! Wer spart, kann endlich wieder mit einem Plus vor dem Prozentzeichen rechnen, auch wenn es sich noch mager ausnimmt. Geht es nach der Arbeiterkammer, ist noch viel Luft nach oben. Die ordentlich gestiegenen Sparzinsen werden noch nicht im selben Ausmaß an die Privatkunden weitergegeben, mahnte sie unlängst.

Diesen Befund unterschreibt auch Anja Wiedom, Projektleiterin bei der ÖGVS, der Gesellschaft für Verbraucherstudien, die für den trend erneut die heimischen Direktbanken getestet hat. "Die Zinssätze für Tagesgeldkonten sind zum Teil deutlich gestiegen. Ein Vergleich der Anbieter lohnt sich mehr denn je", sagt Wiedom: "Aber Vorsicht, in der Regel sind sie variabel und können sich im nächsten Monat schon wieder ändern."

Bewegung gibt es auch bei den Anbietern selbst. "Im Jahr 2021 hat sich die ING aus Österreich zurückgezogen, und die Hello Bank wurde von der Bawag Group übernommen", bilanziert Wiedom. "Damit bleiben aktuell drei Anbieter mit einem Komplettangebot aus Girokonto, Kreditkarte, Sparkonto und Depot." Das Feld hat sich zwar gelichtet, das Angebot ist aber nach wie vor gut.

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 © ÖGVS

Soll- und Überziehungszinsen sollten Kunden jedenfalls scharf unter die Lupe nehmen, war die Bandbreite im Test doch erheblich: Von 6,8 bis 12,5 Prozent reichten sie beim Dispo.

Viel Spielraum offenbarte sich auch bei den Kontoführungsgebühren. "Wer regelmäßigen monatlichen Eingang vorweisen kann, zahlt nichts für die Kontoführung", so Wiedom: "Wer diese Regelmäßigkeit nicht bieten kann, zahlt bis zu neun Euro Gebühr im Monat."

Ein Aktiendepot ist zur Zeit bei der DADAT am besten aufgehoben. "Depot- und Ordergebühren konnten ebenso überzeugen wie die Ausgabeaufschläge für Fonds", sagt Wiedom.

Nicht so ganz überzeugen konnten die Anbieter das Testteam in Sachen Transparenz. Waren die wichtigsten Gebühren noch relativ einfach auf der Website aufzufinden, war etwa die Recherche von Auslandsgebühren für Abhebungen und ganz generell detaillierte Kreditkartenkonditionen schwer zu finden. "Den insgesamt transparentesten Auftritt, eine komfortable und übersichtliche Website bot auch hier DADAT", sagt Wiedom.

Die Chatbots auf den Banken-Websites helfen zwar auch bei der Informationsgewinnung, haben aber noch lange nicht die inhaltliche Qualität, die sich Kunden - bedingt durch den ChatGPT-Hype, heute bereits erwarten würden.

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Keine Zeit zu verlieren

Auf persönlichen Service müssen Kunden natürlich auch bei Banken ohne Filialen nicht verzichten -und so stand genauso der Telefonservice am Prüfstand, und das gleich über mehrere Wochen: Erreichbarkeit, Freundlichkeit und Kompetenz waren hier gefragt. Abgehoben wurde im Schnitt nach 41 Sekunden - eine schnelle Reaktionszeit. Wiedom hat einen Wermutstropfen: "Die Antworten auf die Fragen der Testenden war zwar immer korrekt, aber leider fielen die Antworten in mehr als 70 Prozent der Fälle nur sehr knapp und wenig ausführlich aus."

Vermutlich ist das eine Konzession an den omnipräsenten Personalmangel in der Wirtschaft, der Branchen mit Kundendienst besonders hart trifft. Interessant: Die easybank ermöglicht Neukunden gar keinen Anrufdienst mehr.

Das Testverfahren

Geprüft wurden 157 Kriterien in vier Bereichen, getestet zwischen März und Mai. Am meisten Punkte erreichen konnten die Anbieter mit ihren Konditionen, die 40 Prozent zum Ergebnis beitrugen: Wie hoch sind die Zinsen? Wie niedrig die Gebühren und Nebenkosten? Die anderen drei Bereiche -Produktvielfalt, Transparenz und Komfort, Telefon-Kundendienst - schlagen sich mit je 20 Prozent im Ranking nieder.

Neben den drei Onlinebanken mit Vollsortimenten waren die folgenden acht Banken geprüft worden: Addiko, Bigbank, Denzel Bank, Generali Bank, Kommunalkredit Invest, N26, Porsche Bank, Renault Bank direkt. Sie konnten in einzelnen Aspekten durchaus punkten. Beim Festgeldkonto zeigte die Bigbank mit den besten Konditionen auf. Mit 2,5 Prozent Zinsen beim Tagesgeld überzeugte die Renault Bank direkt.

Wiederholter Sieg

Unterm Strich ergibt sich ein eindeutiges Ranking, das die zur GRAWE gehörende DADAT für sich entscheiden konnte. "Die gesetzten Kriterien erfüllte DADAT am besten und ist damit Testsieger", sagt Wiedom. In drei der vier Kategorien errangt die steirische Marke Platz eins und konnte ihre Topplatzierung vom letzten Test 2021 erfolgreich verteidigen.

Ganz leicht abgeschlagen, aber ebenfalls mit einem "Gut" landet Bank Direkt auf Platz zwei mit der größten Produktvielfalt und den besten Kreditkartenkonditionen. Auf Platz drei liegt die easybank, die sich mit guten Leistungen bei Produktvielfalt und Transparenz präsentiert.

Wie die jüngste Zinslandschaft bleibt in Österreich offenbar auch das Anbieterfeld weiter in Bewegung. Seit Anfang Juni versucht sich mit Wüstenrot eine neue Onlinebank am Markt.

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Die ausführlichen Testergebnisse mit allen Details sind gegen 1.640 Euro zuzüglich USt. unter info@qualitaetstest.at erhältlich.

Der Test ist aus trend.PREMIUM vom 9. Juni 2023

Verbraucherstudie

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