Auf Umweltschutz, saubere Lieferketten und einen korrekten Umgang mit den Mitarbeitenden zu achten, also die Orientierung an den ESG-Kriterien, ist für Unternehmen alles andere als nur „nice to have“. Nachhaltiges Wirtschaften wird zunehmend auch eine Frage der Kreditwürdigkeit. So hat der Gläubigerschutzverband Creditreform eine eigenes ESG-Rating entwickelt. Die Konsequenz: Bei der Beurteilung der Bonität eines Unternehmens werden neben der finanziellen Situation auch soziale, ökologische und Aspekte der Unternehmensführung berücksichtigt.
Hintergrund dieses Ratings ist, dass eine fehlende oder nicht ernst gemeinte Nachhaltigkeitsstrategie ein erhebliches Risiko darstellen kann. Kinderarbeit bei einem Lieferanten, Benachteiligung von ethnischen oder religiösen Minderheiten bei der Entlohnung, ein hoher Ausstoß von CO2, eine nicht ordnungsgemäße Entsorgung von Abfällen, beabsichtigte oder unbeabsichtigte Verstöße gegen geltende Steuergesetze – all das kann erhebliche Strafen und finanzielle Konsequenzen nach sich ziehen, von einem dramatischen Imageschaden ganz abgesehen.
Die Beispiele zeigen: ESG-Faktoren spielen bei der Risikobewertung inzwischen eine entscheidende Rolle, da Nachhaltigkeits-Risiken unmittelbaren Einfluss auf die Stabilität von Betrieben haben können. „Banken prüfen bei Kreditvergaben schon jetzt, ob Unternehmen bestimmte ESG-Kriterien erfüllen“, bestätigt das Julia Leeb, Partnerin und Expertin für Corporate Finance bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft BDO. „Das heißt, auch Themen zu sozialem Bewusstsein und Unternehmensführung strahlen neben den Umweltkriterien schon auf die aktuellen Bewertungen der Banken aus.“ Die Banken sind dabei selber in Zugzwang: „Es liegt klar im Interesse der Banken, nachhaltig agierende Unternehmen als Kunden zu präferieren, da die Bewertung ihrer Schuldner auch in die eigene Bewertung einfließt“, so Leeb. Das bedeutet konkret: Nachhaltigkeit steigert die Kreditwürdigkeit.