Aktuelle Analyse: Bereits knapp die Hälfte aller Fonds investiert nach ESG-Kriterien, Tendenz steigend.
Trotz schwieriger Zeiten an den Börsen geht der Siegeszug nachhaltiger Investmentfonds weiter: Mit 42 Prozent hat der Marktanteil von Fonds, die nach ESG-Kriterien anlegen, einen neuen Höchststand erreicht. Das geht aus dem jetzt veröffentlichten „Austrian ESG Funds Survey 2023“ von RFU, einem Research-Anbieter und Beratungsunternehmen für nachhaltige Geldanlage, hervor.
Konkret bedeutet das: Vier von zehn Fonds mit einer österreichischen Wertpapiernummer legen bewusst nach sozialen und Umweltkriterien an oder berücksichtigen Aspekte einer nachhaltigen und verantwortungsvollen Unternehmensführung. In Summe waren das bei einem gesamten Fondsmarkt Ende 2022 von 188 Milliarden Euro (ohne Immobilienfonds) fast 80 Milliarden Euro. Kriterium für die Einstufung als ESG-Fonds sind Artikel 8 und 9 der EU-Offenlegungsverordnung SFDR (Sustainable Finance Disclosure Regulation). Legt man noch strengere Kriterien an (ausschließlich Artikel 9 oder Zertifizierungen wie das Österreichische Umweltzeichen) beträgt das investierte Volumen immer noch 29 Milliarden Euro, was einem Marktanteil von 15 Prozent entspricht.
„Auch wenn sich die Dynamik im schwierigen Börsenjahr 2022 etwas eingebremst hat, stehen die Zeichen der Zeit auf nachhaltigem Investieren“, analysiert RFU-Geschäftsführer Reinhard Friesenbichler. Das Angebot an ESG-Investmentlösungen ist groß. So zählt etwa der Amundi Ethik Fonds mit einem gemanagten Vermögen von über 1,5 Milliarden Euro zu den Flaggschiff-Fonds dieses Segments.
Privat schlägt institutionell
Erstmals wurde in der Analyse nach Anlegergruppen differenziert, also Publikumsfonds und institutionelle Fonds unterschieden. Mit einem durchaus überraschenden Ergebnis: Bei den Publikumsfonds steuert der Marktanteil der ESG-Fonds auf die 60 Prozent zu. Bei den Großanleger- und Spezial-Fonds dagegen liegt der ESG-Anteil nur bei 31 Prozent. Eine mögliche Erklärung für die große Beliebtheit bei Privatkunden: Nach den Mifid-Vorgaben der EU müssen Berater bei ihren Kunden Nachhaltigkeitspräferenzen bei der Geldanlage abfragen – was offensichtlich zu einer höheren Aufmerksamkeit für das Thema geführt hat.