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„Einfach tun, dann passiert auch etwas!“

In Kooperation mit Fair Finance.
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Mut statt Untergangs-Pessimismus, zur Gestaltung einladen statt Verzicht predigen: Eine Diskussion auf Initiative der fair-finance Vorsorgekasse, wie wir beim Kampf gegen den Klimawandel endlich ins Handeln kommen.

Engagierte Runde. Moderator Arne Johannsen, WU-Ökonomin Sigrid Stagl, Markus Zeilinger (Gründer fair-finance Vorsorgekasse), Wolfgang Anzengruber (CEOs for Future) und Michael Spiekermann (Fridays for Future), v. l.© Video: VGN Videoproduktion

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"Wir müssen endlich vom Reden ins Tun kommen, das ist das Entscheidende." Wolfgang Anzengruber, CEOs for Future

 © Niklas Schnaubelt

TREND: Herr Anzengruber, als langjähriger CEO der Verbund AG sind Sie ein prominentes Mitglied der Initiative „CEOs For Future“. Was will diese Initiative bewirken?
WOLFGANG ANZENGRUBER: Der Ansatz von CEOs for Future als Plattform ist, zu gestalten, die Chancen zu sehen, also wegzukommen vom Pessimismus und dem Verzichts-Narrativ, der in der Diskussion immer wieder zu spüren ist. Und vor allem, vom Reden ins Tun zu kommen, das ist das Entscheidende. Der zweite wesentliche Aspekt ist, mit der jungen Generation wieder einen ehrlichen Dialog zu führen.

Ein Problem ist, dass die junge Generation noch nicht an den Schalthebeln der Macht sitzt.

Markus ZeilingerGründer fair-finance

Herr Zeilinger, Sie sind Unterstützer von CEOs for Future. Welche Rolle kann der Finanzsektor bei der Transformation der Wirtschaft spielen?
MARKUS ZEILINGER: Der Finanzsektor ist ein großer, vielleicht der größte Hebel, um den Klimawandel zu stoppen. Denn praktisch jedes Unternehmen braucht für Investitionen Kapital. Und wenn an die Zurverfügungstellung dieses Kapitals bestimmte Bedingungen geknüpft werden, etwa in Richtung Kreislaufwirtschaft und Ressourcenschonung, lässt sich Wirtschaft beeinflussen. Indem wir als fair-finance Vorsorgekasse die uns anvertrauten Gelder investieren, haben wir – und damit alle Investor:innen und Kreditgeber:innen – ein Instrument in der Hand, um zu gestalten und zu verändern.

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"Mehr zeigen, wie eine attraktive Zukunft aussehen kann, statt nur Negativszenarien zu entwickeln." Sigrid Stagl, Wirtschaftsuniversität Wien

 © Niklas Schnaubelt

Braucht es mehr Gesetze und Verordnungen seitens der Politik? Oder liegt der Schlüssel bei jeder einzelnen Person, die weniger Auto fährt und weniger Fleisch ißt?
Michael SPIEKERMANN: Ich bin davon überzeugt, dass die großen Veränderungen von der Politik kommen müssen. Und das ist auch gar nicht so schwierig, weil es in jedem Bereich Hebel gibt, die per Gesetz umgelegt werden können und große Wirkung haben. Ein Beispiel ist der Gebäudebereich. Dort braucht es einerseits Preissignale, also einen CO2-Preis mit entsprechender sozialer Abfederung. Gleichzeitig sind ordnungsrechtliche Bestimmungen wichtig. Wenn Hausbesitzer:innen wissen, bis wann ihre Gasheizung auszutauschen ist, dann können sie planen und auf ein gut gefördertes klimafreundliches Heizsystem umsteigen. Das Problem ist leider, dass die Politik manchmal bestimmte Lösungen von vorne herein ausschließt und deswegen nichts weitergeht.
ZEILINGER: Wir sind als Gesellschaft verwöhnt und lieben unsere vermeintliche persönliche Freiheit. Dies schlägt auch auf die Haltung unserer Politiker:innen durch, die von Wahl zu Wahl denken und fürchten, von den Wähler:innen abgestraft zu werden, wenn sie unpopuläre Maßnahmen treffen – und das wahrscheinlich zu Recht.
Sigrid STAGL: Wir müssen wegkommen von dem Denken, dass man immer mehr Einkommen braucht, um seine Wünsche zu befriedigen. Einkommen als Mittel zum Zweck zu sehen und nicht als Zielgröße, das wäre ein sinnvoller Paradigmenwechsel. Und wir brauchen mehr Vorstellungskraft, wie ein Leben aussehen kann, zum Beispiel mit weniger Autoverkehr. Wie Städte aufblühen können durch mehr Grünflächen statt Parkplätzen, wie Straßen von Fußgänger:innen und Radfahrer:innen genutzt werden können. Diese Vorstellungskraft muss gefördert werden, um deutlich zu machen, auf wie viel Lebensqualität wir jetzt verzichten und wie viel wir gewinnen können.

Wo liegen die Chancen beim Kampf gegen den Klimawandel? Oder ist das Optimismus-Rhetorik?
ANZENGRUBER: Vor vielen Jahren waren der saure Regen und das Waldsterben ein großes Thema. Es war notwendig, die Schwefeldioxide aus den Gasen herauszubringen. Viele in der Industrie haben aufgeschrien: Geht nicht, ist zu teuer. Was ist geschehen: Das Problem ist gelöst, und ärmer sind wir auch nicht geworden. Im Gegenteil: Dank innovativer Entwicklungen haben wir neue Exportthemen gefunden. Wir haben gescheite Leute, das Geld ist vorhanden, die Unternehmen investieren, die sind oftmals ja weiter als die Politik. Aber was sie brauchen, sind gesetzliche Rahmenbedingungen.

Die Transformation der Wirtschaft wird Geld kosten. Ist das vorhanden?
ZEILINGER: Ja, das Geld ist natürlich vorhanden. Es geht nur darum, dieses sinnvoll im Sinne einer Transformation zum nachhaltigen Wirtschaften einzusetzen. Der Wille der Unternehmen ist da. Und dort, wo die Wirtschaftlichkeit noch nicht gegeben ist, müssen Förderungen und Anreize geschaffen werden. Das große Problem ist es, die Beharrungskräfte in Politik und Wirtschaft zu überwinden und entsprechende Rahmenbedingungen zu schaffen. Österreich steckt leider viel zu sehr in innenpolitischen Diskussionen und kurzfristigem Denken fest.

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"Es wäre Aufgabe der Politik, eine Linie vorzugeben, damit die Wirtschaft Planungssicherheit hat." Michael Spiekermann, Fridays for Future

 © Niklas Schnaubelt

Woran hakt es?
ZEILINGER: Wir sehen die Klimakrise nur im Fernsehen, in der Wahrnehmung findet sie weit entfernt statt. Und die junge Generation, die das in ihrer Betroffenheit stärker begreift, sitzt noch nicht an den Schalthebeln der Macht. Die muss auf die Straße gehen, um sich Gehör zu verschaffen.
SPIEKERMANN: Alle großen gesellschaftlichen Veränderungen wie das Frauenwahlrecht oder die 5-Tage-Woche sind durch Menschen ermöglicht worden, die auf die Straße gingen und sich politisch engagierten. Einen solchen Schulterschluss brauchen wir jetzt auch. Gerade Unternehmen sollten viel mehr Druck auf die Politik machen.
ANZENGRUBER: Noch wären wir in der Situation, die notwendige Veränderung mitzugestalten. Und wir haben das Know-how und das Wissen. Da muss nicht mehr viel erfunden werden. Deshalb sollten wir weniger darüber diskutieren, ob die Ziele ambitioniert genug sind und der Zeitplan eingehalten werden kann, sondern machen wir es, gehen wir es an!
STAGL: Wir sollten viel mehr darüber reden, wie eine attraktive Zukunft aussehen kann, und dann von dort zurückdenken. Was ist jetzt nötig? Wir bleiben zu oft im Hier und Jetzt verhaftet, und dann fallen uns zwei, drei Maßnahmen ein, die dann schwierig sind, weil wir eventuell unsere Gewohnheiten verändern müssen. Aber wenn man bildlich eine attraktive Zukunft vor sich hat und von dem zurückdenkt, dann begibt man sich in einen anderen Rahmen, in dem man freier denken kann.
ZEILINGER: Ich kann dem nur zustimmen. Bei der fair-finance Vorsorgekasse wurden neben der hundert Prozent nachhaltigen Kapitalanlage viele Dinge eingeführt, vom Klimaticket über sich selbst regulierende Heizungs-Thermostate. Oft gab es Vorbehalte, aber nach einigen Monaten war das kein Thema mehr. Also: Einfach mal tun, dann passiert auch etwas!

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