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„Für unsere Umwelt braucht es ehrgeizige Ziele“

In Kooperation mit Polestar
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Aktualisiert
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11 min

Thomas Hörmann startete nach seinem Studium der Wirtschaftswissenschaften eine internationale Karriere bei namhaften Automobilherstellern wie Ford, Fiat oder Jaguar Land Rover. Seit März 2021 ist Managing Director bei Polestar Österreich.

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THOMAS HÖRMANN, Managing Director von Polestar Austria, über die konsequente Nachhaltigkeitsstrategie der Volvo-Tochter bei der Herstellung von E-Autos und die zahlreichen Vorteile, die Elektrofahrzeuge auch im Flottenbetrieb bringen.

Interview: Thomas Martinek

TREND: Bei Polestar sind die Nachhaltigkeitsambitionen besonders groß. Welche Ziele verfolgt Polestar und inwiefern unterscheidet sich die Herangehensweise von jener anderer Hersteller von Elektroautos?

Thomas Hörmann: Alle reden über Nachhaltigkeit, und das ist auch wichtig. Wir haben weder die Zeit noch den ­Luxus, den Klimawandel zu ignorieren und untätig zu bleiben. Im Gegenteil, wenn wir so weitermachen wie bisher, werden wir das Ziel einer maximalen Erd­erwärmung von 1,5 Grad, wie das Pariser Abkommen es eigentlich vorsieht, weit verfehlen und unser CO2-Budget bereits 2030 aufgebraucht haben. Es braucht also dringend ehrgeizige Ziele und konkrete Maßnahmen, um dies zu verhindern. Wir planen daher, ein wirklich klimaneutrales Auto zu entwickeln, das ist unser „Polestar 0“-Projekt.

Wann kommt der auf den Markt?
Bis wir wirklich alle Bestandteile eines Fahrzeugs klimaneutral produzieren können – immerhin sprechen wir hier von rund 50.000 Komponenten –, braucht es Forschung, Kollaboration und auch eine große Portion Mut und Ehrgeiz. Unser Ziel ist es, bis 2030 ein wirklich klimaneutrales Auto zu entwickeln. Der Umstieg auf Elektromobilität ist aber jetzt schon eine sinnvolle und notwendige Lösung.

Kunden, die sich also für einen Polestar entscheiden, tun dies auch unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit?
Die Elektrifizierung ist der Schlüssel zu nachhaltiger Mobilität. Wir treiben den Wandel voran, indem wir unsere Bemühungen auf die Bereiche Klimaneutra­lität, Kreislaufwirtschaft, Transparenz und Inklusion konzentrieren. Deshalb veröffentlichen wir auch eine umfassende Lebenszyklusanalyse für unsere Fahrzeuge samt CO2-Fußabdruck. Für den Polestar 2 beträgt dieser rund 23 Tonnen, wenn er das Werk verlässt – das sind bereits drei Tonnen weniger als zum Launch vor drei Jahren. Also ja, wer sich für einen Polestar entscheidet, tut dies mit Sicherheit auch, um seinen eigenen Abdruck zu verringern.

Mit welchem Modell sind Sie in Österreich aktuell am stärksten unterwegs?
Seit dem Marktstart im Herbst 2021 wurden über 1.000 Polestar 2 in ­Österreich zugelassen. Die vollelektrische Fließheck-Limousine ist unser Volumen­modell und wird laufend verbessert – sowohl durch Software-Updates, die wir over-the-Air ausspielen, als auch in Sachen Technik, Design und Nachhaltigkeit. Der Polestar 2 hat erst kürzlich dank neuer Batterien und Motoren an Reichweite und Ladeleistung gewonnen, sodass je nach Variante nun bis zu 655 Kilometer möglich sind. Lade- und Reichweitenängste sollten damit längst der Vergangenheit angehören, vor allem, da die Ladeinfrastruktur in Österreich wirklich gut ist.

Wie geht es weiter mit den Modellen?
Auf 2 folgen 3, 4 und 5 – wir halten es gerne simpel. Der Polestar 3 ist aktuell in unserem Polestar Space in der Wiener Innenstadt zu sehen und auch schon ­bestellbar. Er ist ein Premium-Perfor­mance-SUV und damit ein Modell, das sich in einem wachstums- und margenstarken Segment befindet. Mit dem ­Pole­star 3 haben wir allerdings ein SUV vorgestellt, das wir für das Zeitalter der Elektromobilität neu definieren: Er ist mit 4,9 Metern ein großes Auto, das aber aufgrund des schlanken, sportlichen und aerodynamischen Designs kompakt wirkt. Zudem geht er einen weiteren Schritt in Richtung Kreislaufwirtschaft, denn wir setzen auf Verbundmaterialien aus Naturfasern, auf recyceltes Aluminium und PET-Flaschen. Der Polestar 3 ist selber zu 85 Prozent recycelbar. Eine Reihe von Komponenten kann wiederverwendet werden, sodass sich die ­individuelle Lebensdauer verlängert.

Die Batterieproduktion wird auch oft noch skeptisch betrachtet.
Wir können dabei aber sicherstellen, dass wir Materialien verantwortungsbewusst beschaffen und dass Batterien ihr volles Potenzial entfalten können. Die Herstellung von Batteriepacks ist momentan sehr energie- und ressourcenintensiv. Um so nachhaltig wie möglich zu sein, arbeiten wir daran, unseren Produktionszyklus zirkulärer zu gestalten. Unsere Batterien sollen nach der Nutzung im Fahrzeug ein sogenanntes Second Life erhalten. Wir entwickeln unsere Autos und Batterien so, dass sie leicht repariert, zerlegt, wiederaufbereitet und recycelt werden können. Und wir arbeiten mit Lieferanten und Partnern zusammen, bei denen wir sicher sein können, dass Materialien ressourcenschonend und auf verantwortungs­volle Art und Weise abgebaut werden.

Und wie können Sie das sicherstellen?
Eines der wichtigsten Risikomaterialien ist beispielsweise Kobalt. Die Lieferkette können wir mit der Blockchain-Technologie von Circulor zurückverfolgen. Wir können die Herkunft, die Art und Weise des Abbaus sowie des Transports und die Verarbeitung nachvollziehen und somit auch kontrollieren. Und wir arbeiten gemeinsam mit Volvo in drei Batteriezentren daran, Batterien in Zukunft wiederaufzubereiten, zu recyceln und wiederzuverwenden.

Dennoch ist die Lebensdauer der Batterie immer noch ein häufiges Thema.
Die meisten Batterien von Elektroautos ­halten voraussichtlich zwischen zehn und 20 Jahre, bevor sie ausgetauscht werden müssen. Und selbst dann ist in der Regel der Tausch eines Moduls ­ausreichend, es muss also nicht gleich die gesamte Batterie gewechselt werden. Es gibt aber für jede Batterie in einem Polestar-Fahrzeug eine Garantie von acht Jahren oder bis zu einer Lauf­leistung von 160.000 Kilometern.

Unternehmer denken zunächst oft mehr an ihre Kosten als an Nachhaltigkeit. Wie entwickeln sich die E Auto- Flotten?
Österreich ist ein Flottenmarkt. Unsere Kunden stammen ­größtenteils aus dem B2B-Bereich, denn wir bieten interessante Angebote und Finanzierungsoptionen sowie eine attraktive Möglichkeit, die Flotte zu elektrifizieren. Das zahlt auf die Nachhaltigkeitsbilanz ein, vor allem, wenn Unternehmen einen Geschäfts- bzw. Nachhaltigkeitsbericht vorlegen.

Darüber hinaus bieten Elektroautos natürlich auch finanzielle Vorteile.

Die da wären?
Die laufenden Kosten sind gering. Elektroautos weisen in der Regel niedrige Ladekosten auf, im Durchschnitt kostet eine volle Ladung in Österreich 21 Euro, wenn man von einem Strompreis von 35 Cent pro kWh ausgeht. Das trifft vor allem für jene zu, die zu Hause oder am Arbeitsplatz laden können. Gemeinsam mit Plug-­surfing bieten wir außerdem allen

Polestar-Fahrerinnen und -Fahrern ­einen reduzierten Ladetarif bei Ionity-­Stationen. Und durch die Zusammen­arbeit mit Smatrics haben Flotten- und Geschäftskunden die Möglichkeit, die entsprechende Ladeinfrastruktur zu kaufen. Smatrics bietet professionelle Ladelösungen und übernimmt auch die Abwicklung entlang der Wertschöpfungskette.

Wie sieht es mit dem Service aus?
Der Wartungsaufwand und damit die Wartungskosten sind geringer. In einem Elektroauto sind weniger bewegliche Teile verbaut, daher sind Verschleiß erscheinungen seltener und Wartungen sind weniger umfangreich.

Dennoch setzen vor allem Unternehmen zum Teil noch immer auf Verbrenner oder steigen erst langsam auf eine vollelektrische Flotte um. Wieso?
Wir merken, dass die Nachfrage immer ­größer wird. Oft fehlt es Unternehmen aber an Mut, etwas Neues auszuprobieren oder sind die angesprochenen Vorurteile zu präsent. Diese Skepsis entsteht oft aus unbegründeten Ängsten oder alten Erfahrungen. Im Zweifelsfall entscheiden sich viele Unternehmen oder deren Dienstwagenfahrerinnen und -fahrer dann für eine Plug-in-Lösung, die aber nicht denselben Effekt hat wie ein Elektroauto. Und natürlich ist auch die Infrastruktur manchmal eine Herausforderung.

Was sind die direktesten Vorteile einer elektrischen Flotte?
Kurzfristig sind es staatliche Förderungen, steuerliche Vergünstigungen und geringere Instandhaltungskosten. Es besteht für Elektroautos keine Normverbrauchsabgabe, keine motorbezogene Versicherungssteuer und kein Sachbezug, was geringere Lohnnebenkosten bedeutet. Und Elektroautos sind in einem bestimmten Rahmen vorsteuerabzugsberechtigt.

Und langfristig betrachtet?
Langfristig ist der Vorteil vor allem in Sachen Energieeffizienz und Nachhaltigkeit groß. Die Elektrifizierung bringt Vorteile aus ökologischer und aus wirtschaftlicher Sicht. Der direkte Vergleich von Elek­troautos gegenüber Verbrennern im

Mittelklassebereich auf Basis der Total Cost of Ownership (TCO) zeigt, dass sich ein Preisvorteil zugunsten von EVs ergibt, selbst wenn die Anschaffungskosten zum Teil noch höher sind.

Zurück zur Nachhaltigkeit. Elektro­mobilität erhöht natürlich den Strombedarf.
Stimmt. Mehr Elektroautos bedeuten gleichzeitig einen leichten Anstieg im Strombedarf. Der kann aber vom bestehenden Netz gut abgedeckt werden. Studien belegen, dass der Strombedarf in Österreich um 18 Prozent steigen würde, wenn alle Pkw elektrisch fahren. Laut TU Wien könnten wir eine vollständige Abdeckung des Strombedarfs mit erneuerbaren Energien bis 2030 umsetzen. Das ist für die E-Mobilität natürlich ein besonders wichtiger Faktor.

Und wenn alle E-Autos zur gleichen Zeit geladen werden?
Unkontrolliertes Laden und fehlendes Lademanagement bringen Herausforderungen mit sich – hier gibt es aber bereits Lösungen rund um Lastmanagement, die gerade für Unternehmen interessant sind. Damit lässt sich der verfügbare Strom aufteilen und es können Ladespitzen vermieden werden. In Zukunft wird außerdem das bidirektionale Laden wichtig werden. Das heißt, dass Elektroautos auch als Pufferspeicher genutzt werden und Strom zum Beispiel an ein Haus zurückgeben können. Unser Polestar 3 wird dies in Zukunft ermöglichen.

Mehr über Polestar unter: https://media.polestar.com/at/de

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