Mit klug digitalisierten Prozessen lassen sich KREISLAUFWIRTSCHAFTSKONZEPTE abbilden und Prognosen für Produktentwicklung gewinnen.
EUROPEAN GREEN DEALS.
Über die Maßnahmen des European Green Deals wird viel diskutiert. Das große Ziel der klimaneutralen EU steht, zahlreiche Initiativen stehen am Prüfstand. In der Debatte überlagern Streitpunkte gern den Umstand, dass einiges in Umsetzung ist – etwa für die Kreislaufwirtschaft.
Einen starken Hebel bietet der Verpackungsmüll, der allein 188,7 Kilogramm pro EU-Einwohner ausmacht (Stand 2021) und schrittweise reduziert werden muss: bis 2030 um fünf Prozent, bis 2035 um weitere zehn. Verpackungen sollen reduziert, sicherer und nachhaltiger werden. Eine weitere Richtlinie für sieht vor, dass bereits ab 2025 Textilien getrennt erfasst und einer Kreislaufwirtschaft zugeführt werden sollen. Die ARA zählt in Österreich jährlich 220.000 Tonnen Textilabfälle, von denen nicht einmal ein Viertel in eine Sammlung und Verwertung gehen.
Heimische Industriebetriebe stellen sich auf die neuen Richtlinien ein. Der Vorarlberger Verpackungsspezialist Alpla kündigte vor wenigen Wochen an, bis 2025 mindestens 25 Prozent Recyclingmaterial in den Verpackungen zu verarbeiten, und investiert laut eigenen Angaben 50 Millionen Euro in neue Produktionslinien und Technologien.
Mehr Kreislaufwirtschaft ist auch das strategische Ziel bei Greiner, das Recyclingquoten erhöhen will und dafür vor zwei Jahren ein serbisches Recyclingunternehmen gekauft hat, das Kunststoffabfälle aufbereitet, die als Rezyklat in Produkte einfließen oder weiterverkauft werden.
Bei allen Kreislaufwirtschaftskonzepten – gleichgültig, ob direkt an die Verbraucher gerichtet oder vorgelagert in der Produktherstellung – gibt die Digitalisierung die Architektur vor. Schon Jahre vor dem öffentlichkeitswirksamen Durchbruch der generativen KI sind Automatisierungen der Schlüssel zu funktionierenden Kreisläufen. Gewonnene Daten werden verknüpft, analysiert und in die Steuerung übersetzt.
„Der hohe Grad an Datentransparenz, erweitert um künstliche Intelligenz, erlaubt den effizienten Einsatz wichtiger Ressourcen, was zu wesentlichen Kosteneinsparungen führt“, sagt Andreas Dangl, Geschäftsführer Fabasoft Approve GmbH, die Industriekunden mit Software beliefert.
Königsdisziplin einer nachhaltig produzierenden Industrie wäre, bereits bei der Produktentwicklung Umwelteinflüsse so mitzudenken, dass neue Produkte gleich umweltschonender und qualitätvoller entwickelt werden. Durch die Vielzahl an selbst gewonnenen und extern zugelieferten Information zu Materialien und Lebenszyklen lässt sich heute bereits im Designprozess exakt wie noch nie darstellen, welche Auswirkungen die Bestandteile und das gesamte Produkt auf die Umwelt haben. Was wie schädlich sein wird, erzählt schon der digitale Zwilling, also die Simulation. Noch ist es Utopie, doch in Zukunft sollten Produkte, die nicht umweltfreundlich genug sind, erst gar nicht in Produktion gehen – besser für Unternehmen, Verbraucher und Planeten.
„ALLE DATEN EINES PRODUKTS ÜBER DEN GESAMTEN LEBENSZYKLUS“
Digitalisierungsexperte ANDREAS DANGL weiß, wie nachhaltige Kreisläufe aussehen sollten und Qualität bereits in der Fertigung sichergestellt wird.
Das Kernprodukt Ihrer Firma ist ein System für Daten- und Dokumentenmanagement, mit dem unter anderem technische Prozesse dokumentiert werden. Wie kann das dazu beitragen, nachhaltig zu wirtschaften?
Mit Software wie Approve on Fabasoft PROCECO können sie alle Daten eines Produkts über den gesamten Lebenszyklus erfassen, und auf Basis dieser Informationen nachhaltige Wiederverwendungsprozesse dokumentieren. Das eröffnet viele Möglichkeiten für eine umweltfreundliche Herstellung, Entsorgung oder Rückführung in einen Kreislauf.
Sie haben sich mit Ihrem Produkt auf die Industrie konzentriert. Wie sieht die prototypische Anwendung aus?
Wir haben uns mit Approve früh auf das Thema Qualitätsmanagement in der Industrie konzentriert. Sprich, wir vernetzen Lieferanten und Kunden in einer gemeinsamen Datenumgebung und liefern Workflows zum Austauschen, Prüfen und Freigeben von qualitätsrelevanten Daten und Dokumenten entlang der Lieferkette. Dadurch sammeln wir eine umfangreiche Datenmenge, die unsere Kunden als Wissensbasis für KI-Use-Cases nutzen. Mit der integrierten KI von Mindbreeze bieten wir beispielsweise einen KI-Assistenten an, der bei der Abarbeitung von Reklamationen unterstützt, etwa bei der Erstellung von Vorbeuge und Sofortmaßnahmen im Falle von Abweichungen oder Mängeln.
Was leistet die künstliche Intelligenz hier konkret?
In der Qualitätssicherung nutzt die KI eine spezielle Mustererkennung, um Mängel schnell und sicher zu identifizieren. Wird im Ausgangsmaterial ein Defekt festgestellt, kann sie Mängel am Endprodukt vorhersagen, was wiederum bei der Vermeidung derartiger Fehler hilft. Zudem bietet sie eine rasche Unterstützung bei der Spezifizierung eines Mangels. Mithilfe dieser datenbasierten Vorhersagen der produkt- und prozessbezogenen Qualität in der Fertigung kommen Unternehmen dem Ziel der „Predictive Quality“ immer näher. Dabei gelingt es mithilfe der computergestützten Überwachung, sämtlicher Parameter, Prognosen über etwaige Qualitätsmängel entlang der gesamten Supply-Chain zu treffen und diese zu identifizieren, noch bevor sie entstehen. Die in Approve eingesetzte KI von Mindbreeze generiert automatisch Informationen aus vielen internen Datenquellen wie Servicetickets sowie technischen Dokumenten und bereitet dieses Wissen übersichtlich in 360-Grad-Sichten für die Mitarbeitenden auf.
Wie binden Sie externe Dienstleister und Zulieferer ein, die für nachhaltige Konzepte gebraucht werden? Schon jetzt beklagen viele Unternehmen administrativen Mehraufwand durch steigende Auflagen.
Die Vielschichtigkeit im Tagesgeschäft wird nicht weniger, das ist sicher richtig. In Zukunft wird es von Bedeutung sein, wichtige Kunden und Lieferanten noch enger in die Prozesse des eigenen Unternehmens miteinzubinden. Dabei ist es entscheidend, dass die Kommunikation mit externen Partnern über einen geregelten Ablauf erfolgt und der Informationsaustausch nachvollziehbar bleibt. Idealerweise binden Unternehmen Kunden oder Lieferanten direkt über ein Daten und Dokumentenmanagementsystem auf Cloudbasis in die Qualitätsmanagementprozesse ein.
Unternehmen sollten sich ihre Zulieferer in die „eigene“ Cloud holen?
Sie müssen sich das so vorstellen: In den zunehmend global ausgerichteten Supply-Chains fallen große Datenmengen an. Neben Maschinendaten sind es Tausende Dokumente wie Betriebsanleitungen, technische Zeichnungen, Genehmigungsunterlagen oder Verträge, die zwischen den einzelnen Partnern ausgetauscht werden. Mit den traditionellen Mitteln der dezentralen Speicherung, der manuellen Bearbeitung und dem Austausch per E-Mail geschieht es oft, dass wichtige Informationen nicht gefunden werden, verloren gehen oder den Adressaten verspätet erreichen. Mit Approve sind die relevanten Unterlagen in einer gemeinsamen Datenumgebung in der Cloud gespeichert und für alle Akteurinnen und Akteure mit genau definierter Berechtigung zugänglich. Das funktioniert selbst dann reibungslos, wenn Betriebe gezwungen sind, kurzfristige Änderungen in der Lieferantenlandschaft vorzunehmen. Damit erhöhen sie die Agilität und Resilienz ihres Ökosystems.
ZUM UNTERNEHMEN
FABASOFT APPROVE ist ein Softwareanbieter für Daten- und Dokumentenmanagement. Durch No-Code/Low-Code-Ansatz lassen sich Anforderungen in kürzester Zeit umsetzen. Über KI-gestützte Prozesse arbeiten Interne und Externe auf einer Plattform und haben einen einheitlichen Informationsstand („Single Source of Truth“) über den gesamten Produktlebenszyklus.
MINDBREEZE ist ein führender Anbieter für Enterprise Search, angewandte KI und Wissensmanagement und gehört zur Fabasoft-Gruppe.