Dass uns der Klimawandel alle angeht und wir weniger Kohlendioxid in die Atmosphäre blasen sollten, gilt inzwischen als Common Sense. Da ist die Versuchung für Unternehmen durchaus vorhanden, sich selbst einen grünen Anstrich zu verleihen, um bei Kunden, Investoren und sonstigen Stakeholdern zu punkten. In der Vergangenheit sind einige Unternehmen diesen Weg gegangen. Sie sind Beispiele für sogenanntes Greenwashing, also den Versuch, ein grünes Image zu erlangen, ohne dass tatsächlich entsprechende Maßnahmen im operativen Geschäft verankert wurden – oder zumindest nicht in ausreichendem Maße. Doch inzwischen hat sich das Blatt gewendet. Immer mehr Unternehmen setzen auf echte nachhaltige Umweltstrategien. Sie betreiben dafür einen entsprechenden Aufwand, ernten dafür aber auch bleibende Erfolg, sind sich Experten einig.
Alte Tricks
Ein kleiner Überblick über die gängigen Greenwashing-Tricks: Besonders verbreitet ist der Versuch, durch eine oder wenige grüne Maßnahmen dem ganzen Unternehmen in ein grünes Image zu verleihen. Bestes Beispiel: Die Handtuch-Story in Hotels. Nur weil manche Gäste ein Handtuch mehrere Tage verwenden, bedeutet das nicht unbedingt großen Sprung in der Verbesserung der CO2-Bilanz des Unternehmens, wenn sonst keinerlei umweltschonende Maßnahmen getroffen werden. Ebenfalls beliebt: Es werden Aussagen über energiesparende Effekte kommuniziert, die nicht überprüft werden können bzw. nicht mit entsprechenden Daten belegt werden. Weitverbreitet auch der Hang zu allgemeinen, unspezifischen Formulierungen, die grün klingen oder aussehen, aber eigentlich nichts konkretes Benennen. Einfach nur zu sagen, dass etwas „grün“ ist, ist wenig aussagekräftig.
Neue Nachhaltigkeit
Doch inzwischen meinen es die meisten Unternehmen ernst mit der Verbesserung ihrer Ökobilanz. Einen Leitfaden dafür, wie sinnvolle Maßnahmen in Unternehmen aussehen könnten, hat der World Wide Fund for Nature (WWF) entwickelt. In dem 2021 publizierten Werk „Wissenschaftsbasierte Klimastrategien für Unternehmen im Rahmen des Pariser Klimaschutzabkommens“ empfehlen die WWF-Experten den Unternehmen vor allem eines: Die transparente Kommunikation von konkreten Zielen und Maßnahmen anstatt zweifelhafter Botschaften. Das Ziel des Pariser Abkommens ist bekannterweise die Senkung der Treibhausgasemissionen auf nahezu null. Für den Beitrag von Unternehmen diese Vorgabe zu erreichen, empfiehlt der WWF die Umsetzung folgender Maßnahmen.
1. Transparent bilanzieren: Verifizierte und regelmäßige Bilanzierung und Offenlegung der Treibhausgasemissionen entlang der Wertschöpfungskette des Unternehmens.
2. Konkrete Ziele definieren: Mindestens 90-prozentige Reduktion aller Treibhausgas-Emissionen entlang eines 1,5-Grad-Reduktionszielpfades zur Erreichung des SBT Net Zero Ziels bis spätestens 2050. SBT (Science Based Targets) sind Reduktionsziele für Treibhausgasemissionen, die auf einer wissenschaftlichen Grundlage berechnet werden. Unternehmen können so Ihre Emissionsreduktionsziele an konkreten Zielen ausrichten. Es gibt verschiedene Ansätze zur Berechnung von SBT, die alle Voraussagen darüber berücksichtigen, wie sich eine Branche und die jeweiligen Firmen in dieser Branche in Zukunft entwickeln werden.
3. Verpflichtende Investitionen mittels Bepreisung verbleibender Treibhausgas-Emissionen: Da kein Unternehmen völlig emissionsfrei wirtschaften kann, müssen verbleibende Emissionen „neutralisiert“ werden.
4. Für Klimaschutz engagieren: Zusätzlich fordert der WWF die Unternehmen auf, ihre Stimme für ambitionierten Klimaschutz zu nutzen und diesen auch bei Stakeholdern und Entscheidungsträgern einzufordern.
Welches Unternehmen es mit seinen grünen Ambitionen nun ernst meint und welches nicht, ist von außen nicht immer einfach zu erkennen. Wenn etwa ein klassisch „braunes“ Unternehmen, also eines aus dem Industriebereich, das viel CO2 emittiert, eine grüne Aktion setzt, stellt sich die Frage, ob es das als Startpunkt für eine nachhaltige Restrukturierung macht oder einfach nur, um kurzfristig mediale Aufmerksamkeit zu bekommen. „Das bedarf einer genauen Bewertung“, betont Jörg Moshuber, Senior Portfolio Manager bei der Fondsgesellschaft Amundi Austria, die 2021 von der österreichischen Finanz-Fachzeitschrift „Börsianer“ als nachhaltigster Asset Manager in Österreich prämiert wurde. „Wir gehen mit den Unternehmen ins Gespräch und sehen uns sehr genau an, wie viel in grüne und wie viel in braune Projekte investiert wird“, so Moshuber. Der Ansporn für Investitionen in nachhaltige Investments sei jedenfalls groß, beobachtet der Experte: „Es gibt kaum einen Grund, warum ein Unternehmen nicht nachhaltiger werden sollte. Schließlich geht damit sehr oft auch der finanzielle Erfolg Hand in Hand.“
Für Anleger kann auch das „Österreichische Umweltzeichen“ eine klare Orientierung bieten: Es wird vom Umweltministerium vergeben und zertifiziert im Finanzbereich ethisch orientierte Finanzprodukte, die neben wirtschaftlichen auch streng definierte ökologische und soziale Kriterien berücksichtigen. Inzwischen wurden rund 200 Finanzprodukte – unter anderem von Amundi Austria - mit dem „Österreichische Umweltzeichen“ ausgezeichnet.