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Je einfacher der Zugang, desto wichtiger das Finanzwissen

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Zur Person. Christian Mathern ist stellvertretender CEO von Amundi Austria.

©Sabine Klimpt
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Christian Mathern, stellvertretender CEO von Amundi Austria, über die Wichtigkeit von „Financial Education“ und über Trends im Fondsgeschäft.

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trend.: Trotz hoher Inflation ist der Prozentsatz derer, die Investmentfonds nützen, gerade in Österreich sehr gering. Woran liegt das?

Christian Mathern: Dieses Phänomen ist in Österreich stark ausgeprägt, ist aber auch in anderen europäischen Ländern zu beobachten. Amundi hat dazu kürzlich eine Befragung in neun europäischen Ländern durchgeführt, um herauszufinden, welche Einstellungen dem Kauf von Wertpapieren entgegenstehen. Immer wieder kamen dabei Antworten wie: „Wertpapiere sind zu komplex oder sind nicht meine Welt“ oder „Wertpapiere sind nichts für kleine Vermögen.“ Häufig wurde auch angegeben, dass Investments nicht transparent genug hinsichtlich ihrer Nachhaltigkeit seien.

Was lässt sich dagegen tun?

So wie es eine ‚Customer Journey‘ gibt, gibt es auch eine ‚Investment Journey‘. Und bei dieser müssen wir Anlegerinnen und Anleger begleiten. Dazu zählt in erster Linie absolute Transparenz beim Investmentprozess, aber auch die Ängste und Sorgen im Vertrieb und im Informationsmaterial offen anzusprechen. Es kommt darauf an, dem Einzelnen deutlich zu machen, dass er mit seinen Fragen nicht alleine ist.

Es kommt darauf an, dem Einzelnen deutlich zu machen, dass er mit seinen Fragen nicht alleine ist.

Christian Mathern, Amundi

Verändert die Digitalisierung auch das Thema Geldanlage?

Ja absolut. Broker-Plattformen und Trading-Apps sind vor allem bei Jüngeren beliebt. Diese digitalen Angebote haben viele Hürden für den Einstieg ins Wertpapier-Investment verringert oder sogar beseitigt, was grundsätzlich positiv ist. Allerdings muss man auch die Gefahren sehen: Denn je einfacher der Zugang zu Wertpapieren, desto wichtiger ist Finanzwissen. Mal eben so im Vorbeigehen über das Smartphone Aktien zu kaufen ist sicher nicht im Sinne einer langfristigen und risikoadjustierten Veranlagung. Die Verleitung zum gefährlichen Zocken mit Risiko-Aktien kann da schon sehr groß sein. 

Es gibt einen starken Trend zu Anlageformen, die Umweltthemen wie etwa CO2-Neutralität berücksichtigen.

Christian Mathern, Amundi

Sinkt das Interesse an Geldanlage, weil es so viele andere wichtige Themen gibt?

Nein, das grundsätzliche Interesse sinkt überhaupt nicht. Es gibt im Gegenteil einen starken Trend zu Anlageformen, die Umweltthemen wie etwa CO2-Neutralität berücksichtigen.

Fonds, die sich an ESG-Kriterien orientieren, werden vermehrt nachgefragt. Es gibt immer mehr private und institutionelle Investoren, die mit ihrer Geldanlage nicht nur eine finanzielle Rendite erwirtschaften wollen, sondern auch gesellschaftlichen und ökologischen Mehrwert. Und wir sehen Bedarf an sogenannten Income-Lösungen, also Investmentfonds, deren Anlagestrategie darauf ausgerichtet ist, möglichst regelmäßige Ausschüttungen für die Anleger zu generieren. Da geht es oft um ältere Zielgruppen – Menschen, die ein gewisses Vermögen angespart haben und damit ihre Pension aufbessern wollen. Das Thema kann aber durchaus auch für jüngere Menschen interessant sein. 

ESG im Finanzsektor

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