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Kommt sie jetzt, die Pleitewelle?

Kooperation mit Alpenländischer Kreditorenverband.
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Kommt sie jetzt, die Pleitewelle?
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Erst die Pandemie und jetzt die Teuerung: Zahlungsschwierigkeiten betreffen sowohl Firmen als auch Private. Gerade Unternehmen bereiten ausstehende Zahlungen oft Liquiditätsprobleme.

Nach drei Jahren Pandemie ist die Wirtschaft seit dem vergangenen Jahr mit einer stark steigenden Inflation konfrontiert. Wie haben sich diese herausfordernden Zeiten auf die Firmen- und Privatinsolvenzen ausgewirkt, und wie steht es hierzulande um die Zahlungsmoral? Trend hat dazu einen Experten zum Interview gebeten: Mag. Hans Musser ist Geschäftsführer des AKV EUROPA. Als unabhängige, staatlich bevorrechtete Gläubigerschutzorganisation für Unternehmen und Private unterstützt der Alpenländische Kreditorenverband seine Mitglieder und Mandanten aktiv bei möglichen Forderungsverlusten im In- und Ausland. Die Beauftragung eines Inkassounternehmens zur Eintreibung offener Forderungen hat klare Vorteile gegenüber dem Gang zu Gericht.

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Mag. Hans Musser, Geschäftsführender Direktor Alpenländischer Kreditorenverband

 © Alpenländischer Kreditorenverband

TREND: Die erwartete Pleitewelle durch die wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie scheint bisher weitgehend ausgeblieben zu sein. Wie ist die aktuelle Lage vor dem Hintergrund der steigenden Inflation?
Mag. HANS MUSSER: Die Jahre 2020 und 2021 waren bedingt durch die großzügigen staatlichen Unterstützungsmaßnahmen extrem ruhige Jahre, in denen es zu viel weniger Insolvenzeröffnungen im Firmenbereich kam. Das Gleiche traf auf die Privatinsolvenzen zu, obwohl die Ursachen dort eher in der Verknappung bei der Betreuung durch die Schuldnerberatungen zu suchen waren. 2022 stiegen die Eröffnungen bei Firmeninsolvenzen wieder beträchtlich, hatten aber das Niveau zur Vorkrisenzeit noch nicht erreicht. Die stark steigende Inflation im Laufe der letzten Monate hat nun das ihrige dazu getan, sodass wir im ersten Quartal 2023 erstmals wieder mehr Firmeninsolvenzeröffnungen zu verzeichnen haben als in der Vorkrisenzeit. Die meisten Eröffnungen gibt es 2023 in der Bauwirtschaft, dem Handel bzw. der Gastronomie/Tourismus. Wir können noch nicht von einer Pleitenwelle sprechen, aber es ist anzunehmen, dass sich die steigende Tendenz in diesem Jahr noch massiv fortsetzen wird. Bei den Privatinsolvenzen ist die Zahl der eröffneten Verfahren im Vergleich zum Vorjahr bisher nur gering gestiegen. Es scheint, dass die Menschen in Österreich – trotz zahlreicher massiver Belastungen durch die Teuerungen – vorsichtig mit ihrem Geld umgehen, was in weiterer Folge auch wiederum Auswirkungen auf den Konsum haben wird.

Welche Rolle spielen dabei Liquiditätsprobleme durch ausstehende Zahlungen?
Der Kauf auf Rechnung gehört zu den beliebtesten Zahlungsarten, dient der Kundengewinnung und sorgt für Wettbewerbsvorteile. Gleichzeitig hat dies auch einen Einfluss auf die eigene Zahlungsfähigkeit. Zahlen Kunden ihre Rechnungen verspätet, fehlen möglicherweise flüssige Mittel um eigene Kosten zu begleichen. Durch die jahrelange Nullzinspolitik konnten und vor allem wollten Unternehmen pünktlich oder sogar mit Skonto zahlen. Wir kommen jetzt nach langer Zeit wieder in eine Phase steigender Zinsen. Wir sehen damit mehr und mehr Unternehmen auf die günstigste Kreditmöglichkeit umsteigen: das Hinauszögern von Zahlungen an Lieferanten. Denn dies kostet nichts. Wir gehen davon aus, dass Liquiditätsprobleme zunehmen werden.

Und wie sieht es mit der aktuellen Zahlungsmoral aus?
Im internationalen Vergleich war Österreich generell lange Zeit ein Musterschüler hinsichtlich der Zahlungsverlässlichkeit und -geschwindigkeit. Erstaunlicherweise war in der ersten Phase der Pandemie, also in der Zeit der Lockdowns, eine sogar noch bessere Zahlungsmoral als davor zu verzeichnen. Das ist wohl mit der Befürchtung zu begründen, dass die Bonität bei etwaigem Zahlungsverzug leiden könnte. In der zweiten Hälfte 2022 ist die Zahlungsmoral in Österreich erstmalig spürbar gesunken. Der toxische Mix aus Teuerung bei Rohstoffen, Arbeitskräftemangel, steigenden Zinsen, zweistelliger Inflation und die Notwendigkeit Gehälter an diese anzupassen, bereitet vielen Unternehmen große Schwierigkeiten. Denn einerseits waren die Margen in manchen Branchen davor schon nicht sehr groß, und andererseits lassen alle genannten Faktoren nicht unbedingt Preiserhöhungen im notwendigen Ausmaß zu, ohne dabei Kunden zu verlieren. Private sind mit der Begleichung ihrer Rechnungen von im Schnitt 13 Tagen nach wie vor die besten Zahler, gefolgt von Firmen und Gemeinden mit ca. 25 Tagen. Bund und Länder lassen sich durchschnittlich 34 Tage für ihre Zahlungen Zeit.

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Mag. Hans Musser, Geschäftsführender Direktor Alpenländischer Kreditorenverband

 © Alpenländischer Kreditorenverband

Wie können Unternehmen präventiv vorsorgen, dass Rechnungen pünktlich gezahlt werden?
Die Probleme der vergangenen Monate werden uns sicher längerfristig beschäftigen und Zahlungsschwierigkeiten sowohl Firmen als auch Privatpersonen betreffen. Es ist jedem Unternehmen dringend zu empfehlen bei Neu- aber unbedingt auch bei Bestandskunden regelmäßig Bonität-Screenings durchzuführen. Fällige Rechnungen gehören restriktiv überwacht, Mahnläufe in kurzen Abständen durchgeführt und bei Überschreitungen des Zahlungsziels rasch die Forderung zur Betreibung übergeben. Kunden reagieren spätestens dann meist schnell. In vielen Branchen gibt es bereits vor langer Zeit eingeführte Zahlungsziele, die man nur mit großzügigen Skonti verkürzen könnte. Es muss daher jedes Unternehmen gut kalkulieren, was der bessere Weg sein könnte.

Gibt es Ressentiments bei Unternehmen, bei Zahlungsverzug ein Inkasso zu beauftragen? Schließlich will man vermeiden, einen Kunden zu verlieren …
Es scheuen sich nach wie vor Unternehmen ein Inkassounternehmen zu beauftragen. Grund ist hier eher, dass in vielen Köpfen noch ein Bild von Inkassounternehmen von vor 20 Jahren und mehr steckt. Spezialisierte Inkassounternehmen sehen sich heute viel mehr in einer Vermittlerrolle, arbeiten effizient und mit viel Fingerspitzengefühl. Kein beauftragtes Unternehmen hat als Ziel in der Beziehung Lieferant und Kunde verbrannte Erde zu hinterlassen.

Was sind die Vorteile einer außergerichtlichen Forderungseintreibung, und wie wird dabei vorgegangen?
Ziel einer außergerichtlichen Forderungsbetreibung ist, in kürzester Zeit die Forderung zufrieden zu stellen und den sehr oft unnötigen Gerichtsprozessen auszuweichen. Die außergerichtliche Forderungsbetreibung ist durch verschiedene Maßnahmen gekennzeichnet: Die vorbereitende Tätigkeit ist die telefonische Mahnung eines Zahlungsverzuges, die einen sofortigen Kontakt und eine schnelle Wahl der am besten geeigneten Lösung zur Beilegung der Streitsache und zur Betreibung der Forderung gewährleistet. Die Praxis belegt, dass säumige Zahler motiviert werden, den Kontakt mit dem Gläubiger wieder aufzunehmen. Neben der telefonischen Mahnung werden auch mehrkanalige Kommunikationsmittel wie SMS, E-Mails und schriftliche Mitteilungen genutzt, um die gesamte Abwicklung umfassend zu überwachen und eine höhere Effektivität der Maßnahmen zu gewährleisten. Durch den geringen Zeitaufwand und die überschaubaren Kosten im Vergleich zu gerichtlicher Betreibung ist die außergerichtliche Eintreibung von Forderungen klar zu bevorzugen.

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Mag. Hans Musser, Geschäftsführender Direktor Alpenländischer Kreditorenverband

 © Alpenländischer Kreditorenverband

Worauf ist bei der Wahl eines Inkassounternehmens zu achten?
In Österreich haben sich ein Großteil der Inkassounternehmen dem Inkassoverband Österreich, kurz IVÖ, angeschlossen. Die Mitglieder verfügen über langjährige Erfahrung bei der professionellen Hereinbringung von Außenständen und unterwerfen sich den Mitgliedsregeln des Verbands und den Standesvorschriften der gesetzlichen Interessenvertretung. Diese bürgen für höchste Seriosität unter strengster Bedachtnahme auf den rechtlichen Rahmen und unter Berücksichtigung betriebswirtschaftlicher Aspekte.

Was zeichnet den AKV EUROPA im Inkassobereich aus – und welche Unternehmen können seine Dienste in Anspruch nehmen?
Der Alpenländische Kreditorenverband wird kommendes Jahr 100 Jahre alt. In unserem Verband und in seinen langjährigen Mitarbeitern stecken über jahrzehntelange aufgebaute Erfahrung. Wir haben uns im Laufe der Jahre viel Vertrauen von unseren Mitgliedern und Mandanten erarbeitet und betreuen heute viele Gläubiger aus den unterschiedlichsten Wirtschaftszweigen: Klein- und Mittelbetriebe, Konzerne und Banken oder Versicherungen greifen gerne auf unsere Dienste zurück. Besonders stolz sind wir darauf, dass der AKV EUROPA seit vielen Jahren das Inkassounternehmen ist, das als häufigster Partner von österreichischen Gemeinden bei offenen Forderungen genutzt wird.

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