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Die Macht der Stimme

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Die Macht der Stimme
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Große Aktionäre wie Amundi setzen ihre Stimmrechte gezielt für ESG-Themen ein.

Die Tagesordnung möglichst schnell durchziehen, den Vorschlägen des Vorstands ohne lange Diskussion zustimmen – und dann ab zum Buffett. Jahrzehntelang liefen so Hauptversammlungen börsenotierter Aktiengesellschaften ab. Und heute? Auf der letzten Hauptversammlung des deutschen Energieversorgers RWE erzwang der Investor Encraft eine Abstimmung über die Abspaltung der Braunkohlesparte – gegen den Willen des Vorstands. Zwar wurde der Antrag mehrheitlich abgelehnt, aber das Thema war am Tisch, mit entsprechendem medialen Echo.

Es tut sich was bei den Aktionären. Immer mehr Kapitalgeber entdecken die Macht ihrer Stimme - und wollen diese gezielt einsetzen, um ESG-Themen voranzutreiben. Eine Analyse des Consulting-Unternehmens Georgeson hat ergeben, dass auf den Tagesordnungen der Hauptversammlungen amerikanischer Unternehmen vergangenes Jahr rund 600 Anträge und Vorschläge zu finden waren, die sich mit sozialen und Umweltthemen oder Aspekten einer verantwortungsvollen Unternehmensführung beschäftigen – ein Plus von 50 Prozent gegenüber der Berichtssaison 2021.

Treiber dieser Entwicklung sind große Asset Manager wie Amundi, die sich zu ESG-Kriterien bekennen und diese auch von Unternehmen einfordern, in die sie durch Fonds investieren. Dabei geht es nicht um einen medienwirksamen Showdown auf Hauptversammlungen. „Unser Ziel ist es, Unternehmen auf dem Weg zu einem nachhaltigen und sozialen Wirtschaften zu begleiten und voranzubringen“, betont Jörg Moshuber, bei Amundi verantwortlich für ESG-Lösungen und Senior Fondsmanager der Amundi Ethik Fonds, die gezielt nach ESG-Kriterien veranlagen.

Unser Ziel ist es, Unternehmen auf dem Weg zu einem nachhaltigen und sozialen Wirtschaften zu begleiten.

Jörg Moshuber, Amundi

Ein wichtiger Schritt ist deshalb, im Rahmen des sogenannten “Engagements” das Gespräch mit Vorständen zu suchen. Das geht weit über Abstimmen bei Hauptversammlungen hinaus. Themen gibt es viele: Wie können Ressourcenverbrauch und CO2-Ausstoß reduziert werden? Wie lässt sich Wasser sparen und Plastik vermeiden? Sind Mindestlöhne und Sozialstandards gewährleistet, auch bei Lieferanten? Haben Frauen dieselben Chancen im Unternehmen?

Um nicht in der Vielfalt der Aspekte unterzugehen und sinnvolle Wege aufzeigen zu können, setzt Amundi klare Schwerpunkte: Aktuell ist das die Biodiversität, also der Erhalt der Artenvielfalt. In den Jahren zuvor standen unter anderem die Vermeidung von Plastik oder – aus dem Bereich Soziales – die Fragen von fairer Bezahlung (Stichwort living wage) auf der ESG-Agenda von Amundi. „Durch umfangreiche Research-Arbeit setzen wir uns erst selber intensiv mit dem jeweiligen Thema auseinander“, erläutert Moshuber, „denn wir wollen ja auch konstruktive Verbesserungsvorschläge machen und Wege aufzeigen.“

Um das zu leisten, ist es mit oberflächlichen Forderungen nicht getan. „Man muss genau hinschauen und darf nicht unreflektiert überall die europäischen Maßstäbe anlegen“, weiß Moshuber aus Erfahrung. So habe man zum Beispiel mit einem US-Unternehmen gesprochen, das zwar eher niedrige Löhne zahlt, dafür aber überdurchschnittliche Versicherungsleistungen bietet, was vielen Mitarbeitern wichtiger ist als ein paar Dollar mehr pro Monat.

Und wenn Unternehmen auf Amundis Drängen auf einen Dialog und ESG-Fortschritte nicht reagieren? „Dann gibt es im Extremfall die Empfehlung unseres ESG-Teams, in dieses Unternehmen nicht zu investieren“, so Moshuber, „aber wie gesagt: Es geht nicht um Bestrafung, sondern darum, Unternehmen auf dem richtigen Weg zu begleiten.“

Übrigens: Auch der RWE-Konzern hat mittlerweile angekündigt, den Ausstieg aus der Braunkohleproduktion um acht Jahre auf 2030 vorzuziehen.

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