Ist von einer Epidemie die Rede, dann denkt derzeit wohl jeder in erster Linie an das Coronavirus. Vor „epidemischen Ausmaßen“ hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Europa heuer aber auch im Zusammenhang mit Übergewicht und Fettleibigkeit gewarnt.
Denn die Zahlen sind tatsächlich alarmierend. Mehr als die Hälfte der Erwachsenen in Europa sind zu dick. 59 Prozent von ihnen leben laut dem heurigen WHO-Fettleibigkeitsbericht mit Übergewicht oder Fettleibigkeit, bei Kindern sind es fast ein Drittel.
Was wohl noch schwerer wiegt: Keines der Länder ist derzeit auf dem Weg, das Ziel zu erreichen, den Anstieg bei der Fettleibigkeit bis 2025 zu stoppen. Die Verbreitung unter Erwachsenen sei laut WHO nur auf den amerikanischen Kontinenten noch höher.
Ein zu hoher Zuckerkonsum ist nur eine von vielen unterschiedlichen Ursachen, die Übergewicht fördern können. In Österreich werden pro Kopf durchschnittlich rund 30 Kilogramm Zucker im Jahr konsumiert. Die WHO rät zu nicht mehr als 25 Gramm Zucker am Tag, das sind etwa sechs Teelöffel.
Zuckeranteil.
Erfrischungsgetränke stehen oft im Verdacht, einen besonders hohen Zuckeranteil zu haben. Coca-Cola hat daher schon seit mehreren Jahren den Weg eingeschlagen, den Zucker in seinen Getränken zu reduzieren. „Bei Coca‑Cola in Europa setzen wir unsere Größe, unsere Reichweite und unser Verständnis für die Wünsche der Konsumentinnen und Konsumenten dazu ein, die Vision der EU zu unterstützen, ein gesünderes Lebensmittelumfeld zu schaffen“, erklärt Marie-Therese Wagner, Public Affairs & Nutrition Communications Manager bei Coca-Cola.
Aus diesem Grund verpflichtet sich das Unternehmen mit der Unterzeichnung des EU-Codes of Conduct on Responsible Food Business and Marketing Practices zur Reduktion von Zucker und zu verantwortungsvollem Marketing. Insgesamt verfolgt das Unternehmen das Ziel, zwischen 2000 und 2025 den Zucker in seinen Softdrinks um 33 Prozent reduziert zu haben.
Nährwerte.
Gleichzeitig verstärkt Coca-Cola schon seit Längerem die Kommunikationsmaßnahmen, um die Konsumenten bei der Getränkeauswahl besser zu informieren. Das betrifft nicht nur das Marketing, sondern auch die farbliche Nährwertkennzeichnung auf den Verpackungen. „Wir möchten, dass Menschen informierte Entscheidungen darüber treffen, was sie trinken. Deswegen bieten wir klare Informationen darüber, was in unseren Getränken enthalten ist“, sagt Wagner.
Die Europäische Kommission plant, noch in diesem Jahr einen Vorschlag zur Überarbeitung der Nährwertkennzeichnung für verpackte Lebensmitteln vorzulegen. Ziel ist, ein einheitliches System dafür zu schaffen. Denn derzeit gelten in der EU sechs verschiedene Kennzeichnungsmodelle. „Den größten Einfluss hat unserer Meinung nach eine Kennzeichnung im Einklang mit der EU-Gesetzgebung, die Reformulierung fördert und auf neuester wissenschaftlicher Forschung und Evidenz basiert. In diesem Sinne erwarten wir den Vorschlag der EU-Kommission für eine verpflichtende einheitliche Kennzeichnung auf der Vorderseite von Verpackungen, die Menschen bei einer gesünderen Ernährung unterstützt“, so Wagner.
„Beim Zucker übernehmen wir unseren Teil der Verantwortung“
MARIE-THERESE WAGNER ist Nutrition Communications Manager bei Coca-Cola. Im Interview erklärt sie, wie und warum der Konzern den Zucker in Soft Drinks bis 2025 um ein Drittel reduziert.
TREND: Der Trend zu weniger Zucker in Softdrinks besteht schon länger. Warum setzt Coca-Cola hier weitere Initiativen?
Wagner: Der Trend bei den Konsument:innen geht ganz klar zu Lebensmitteln und Getränken mit weniger Zucker, Fett und Salz. Andererseits fordern auch unsere Stakeholder und Regierungen solche Gesundheitsmaßnahmen. Deswegen unterstützen wir zum Beispiel die Empfehlung der WHO, dass maximal zehn Prozent der täglichen Energiezufuhr aus zugesetztem Zucker stammen soll.
Welche Ziele hat sich Coca-Cola bei der Zuckerreduktion gesetzt?
Mit den Mitgliedern des europäischen Getränkeverbands UNESDA haben wir uns dazu verpflichtet, den Zucker in unseren Getränken von 2019 bis 2025 um weitere zehn Prozent zu reduzieren. Insgesamt werden wir dann zwischen 2000 und 2025 den Zucker in unseren Softdrinks um 33 Prozent reduziert haben. Schon jetzt sind fast 52 Prozent unseres gesamten Volumens in Österreich kalorienarm oder -frei. Man sieht: Unsere freiwilligen Maßnahmen machen einen Unterschied und sind eine wirksame Alternative zu gesetzlichen Regulierungen.
Wie wird diese Zuckerreduktion praktisch umgesetzt? Wird es neue Rezepturen geben oder werden stark zuckerhaltige Getränke aus dem Sortiment genommen?
Da gibt es unterschiedliche Maßnahmen. Einerseits reduzieren wir den Zucker in bestehenden Getränken. Zum anderen bringen wir neue zuckerarme und -freie Getränke auf den Markt. Außerdem bewerben wir verstärkt kalorienarme und -freie Getränke. Mehr als 90 Prozent des Coca-Cola- Brandmarketings auf Europaebene zeigen Coca-Cola zero Zucker.
Wie unterstützen Sie Konsumenten bei einer informierten Getränkeauswahl?
Menschen wollen wissen, was sie essen und trinken. Wir wollen sie verständlich und gut sichtbar darüber informieren, was in unseren Getränken enthalten ist. Wir unterstützen daher interpretative Nährwertkennzeichnung vorne auf unseren Verpackungen. Kennzeichnung muss in unseren Augen unter anderem Reformulierung unterstützen und auf neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhen. Wir alle haben ein gemeinsames Ziel: informierte und gesündere Lebensmittelentscheidungen.
Wird auch die Rezeptur des klassischen Coca-Cola verändert werden?
Nein, unser klassisches Coca-Cola wird weiter Zucker enthalten. Und Zuckerkonsum in Maßen ist auch völlig in Ordnung. Zu viel davon ist aber für niemanden gut. Wir setzen daher im Marketing verstärkt auf Coca-Cola zero Zucker. „Zero is our Hero“, sagen wir immer und versuchen, die Leute vermehrt auf unsere kalorienarmen und -freien Getränke aufmerksam zu machen.
Ein hoher Zuckerkonsum fördert Übergewicht und Diabetes. Oft werden Softgetränke dafür verantwortlich gemacht.
Übergewicht ist ein komplexes Problem, und man kann es nicht allein auf Softdrinks beschränken, wobei wir aber unsere Verantwortung in diesem Teil, den wir beeinflussen können, wahrnehmen. Der Konsum zuckergesüßter Getränke unter Jugendlichen in der EU ist in den letzten Jahren gesunken, gleichzeitig ist das Übergewicht gestiegen. Es gibt also vielfältige Ursachen. Um dieser Herausforderung des Übergewichts zu begegnen, müssen alle an einem Strang ziehen. Es braucht einen Multi-Stakeholder-Ansatz. Politik, Gesundheitsexpert:innen, Unternehmen und Konsument:innen müssen zusammenarbeiten, um hier einen Unterschied zu machen.