Roland Punzengruber, Geschäftsführer von Hyundai Österreich, über autonome Autos, Flugtaxis und die Rolle der Konnektivität für die Stadt von morgen. #letfuturetalk
Wie wird die Mobilität der Zukunft in den Städten aussehen?
Punzengruber: Wir werden uns multi- und intermodal fortbewegen, der individuelle Personenverkehr wird zum öffentlichen Verkehr werden, autonomes Fahren wird auf dem Boden die Norm sein. Die Mobilität in den Städten wird auch zu einem wesentlichen Teil in der Luft stattfinden. Hyundai wirft schon jetzt mit seinem Partner Supernal konkrete Blicke in die Zukunft der Advanced Air Mobility, hat das elektrische Senkrechtstarterflugzeug eVTOL bei der Farnborough International Airshow im Juli erstmals präsentiert. Dieses Passagiererlebnis zum Beispiel bedeutet einen sichtbaren Change.
In der EU wurden die Regularien betreffend Verkehr und Schadstoffe vor wenigen Wochen verschärft. Was bedeutet das für einen Autokonzern wie Hyundai?
Punzengruber: Generell erfolgt die Dekarbonisierung durch Elektrifizierung mittels Batterie- und Wasserstofftechnologie, die die Mobilität der Zukunft massiv prägen. Ein Grundprinzip der zukünftigen Mobilität ist die CO2-Neutralität als großer Treiber des Wandels. Dazu kommen Konzepte, wo Fuhrparks Teil der Energieversorgung sind, Stichwort: Vehicle to Grid. Dabei werden E-Fahrzeuge in ein intelligentes Stromnetz integriert. Zuvor muss jedoch noch umfangreich an der Digitalisierung und Konnektivität gearbeitet werden. Das Smartphone wird die Drehscheibe sein, um die Mobilität zu organisieren, zu steuern und abzurufen.
Mobilität wird also mehr bedeuten, als bloß an ein Ziel zu kommen?
Punzengruber: Das Bedürfnis nach individueller Mobilität wird sich auch künftig nicht ändern, sondern im Gegenteil noch stärker werden. Die Antriebe und die Modalitäten der Fortbewegung werden in einigen Jahrzehnten jedoch völlig anders sein. Komplex vernetzte Mobilitätsplattformen werden der Schlüssel zur Abdeckung individueller Mobilitätserfordernisse sein. Dafür sind integrierte Konzepte nötig, die es dann ermöglichen, eine Strecke von A nach B kombiniert aus Flugtaxi, autonomem Auto und vielleicht für die letzten Meter einem E-Scooter zu buchen. Autokonzerne werden dadurch immer stärker zu Mobilitätsdienstleistern und -managern. Die Nutzung statt des Besitzens eines Fortbewegungsmittels steht für den Konsumenten im Vordergrund.
Werden nicht auch manche Menschen diese Entwicklungen skeptisch sehen, etwa das autonome Fahren ablehnen?
Punzengruber: Da hole ich etwas aus: Man hört oft, dass Menschen heute weniger arbeiten wollen. Mit dem Blick auf unsere Eltern- und Großelterngeneration, die viel mehr Stunden und viel häufiger körperlich arbeiten mussten, scheint das wenig nachvollziehbar. Ein Grund für diesen Wunsch mag sein, dass sich aktuell offenbar viele Menschen durch Digitalisierung und Konnektivität gestresst fühlen. Paradoxerweise sind es aber genau diese beiden Faktoren, die in Zukunft der Mobilität einen Quality-Life-Charakter verleihen: Für künftige Generationen wird Automobilität dank autonomen Fahrens Freizeitcharakter haben, indem man künftig währenddessen arbeitet oder Filme sieht, statt sich stundenlang auf den Verkehr konzentrieren zu müssen. Die Mobilität der Zukunft wird also mehr Lebensqualität bringen und auch billiger sein als heute.
Mobilität der Zukunft – von welchem Zeithorizont sprechen Sie dabei?
Punzengruber: Dieser Wandel hin zur Mobilität der Zukunft sollte in den nächsten 15 bis 25 Jahre sicht- und spürbar sein. Und bei allen genannten Technologien und Visionen ist Hyundai heute schon stark engagiert, sei es mit bahnbrechenden Eigenentwicklungen oder aber durch die Beteiligung an oder Kooperation mit Start-ups. Die Hyundai Motor Group hat den Anspruch, die Art und Weise, wie sich Menschen in Zukunft bewegen, wie sie arbeiten und wie sie leben, zu revolutionieren.