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Multiple Sklerose: WHO-Entscheidung könnte Lebensqualität von Betroffenen weltweit erhöhen

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4 min

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12.000 Österreicherinnen und Österreicher leben mit der Diagnose Multiple Sklerose (MS) – weltweit sind es sogar 2,8 Millionen Menschen. MS ist ein komplexes und oft erdrückendes Leiden. Zu den Symptomen gehören etwa motorische Beeinträchtigungen, Sehstörungen, Taubheitsgefühle oder Lähmungserscheinungen. Die Lebensqualität von MS-Patientinnen und -Patienten leidet vor allem auch darunter, dass in der Regel nicht absehbar ist, wann der nächste Schub kommt, wie lange er andauert und welche Begleiterscheinungen er hinterlässt.

Umso wichtiger ist eine adäquate medizinische Behandlung für Menschen die an der Autoimmunerkrankung leiden. Die Weltgesundheitsorganisation  WHO hat jetzt erstmals ihre Liste der unentbehrlichen Arzneimittel (WHO Model List of Essential Medicines) um Medikamente, die bei der Behandlung von Multiple-Sklerose-Patienten eingesetzt werden, erweitert. Die WHO Model List of Essential Medicines enthält Arzneimittel, mit denen die dringlichsten Bedürfnisse einer Bevölkerung zur medizinischen Versorgung gestillt werden können und dient Regierungen weltweit als Empfehlung, um geeignete Versorgungsstandards zu entwickeln. Unentbehrliche Arzneimittel sollen in einem Gesundheitssystem in adäquater Menge, richtiger Dosierungsform, guter Qualität und zu einem für den Patienten erschwinglichen Preis verfügbar sein. Dies wiederum birgt für Betroffene den Vorteil, dass es eine höhere Therapiesicherheit für die Behandlung ihrer Leiden gibt.

Einzigartige Funktionsweise

Zu den von der WHO neu gelisteten Arzneimitteln gehört unter anderem Cladribin. In den vergangenen Jahren hat sich Cladribin zur Therapie von MS-Patienten etabliert. Es wirkt, indem es bestimmte Zellen des Immunsystems unterdrückt, wodurch die Entzündungen im zentralen Nervensystem reduziert werden und das Fortschreiten der Krankheit verlangsamt wird.

Was Cladribin so bemerkenswert macht, ist seine einzigartige Funktionsweise. Der Wirkstoff unterdrückt spezifische Immunzellen, was bei MS von entscheidender Bedeutung ist. Diese Autoimmunerkrankung führt dazu, dass das Immunsystem das eigene Nervensystem angreift, was zu Entzündungen und Nervenschäden führt. Cladribin greift in diesen Prozess ein, reduziert die Entzündung und verlangsamt das Fortschreiten der Krankheit.

Immunrekonstruktion in Tablettenform

Cladribin hat gegenüber den meisten anderen MS-Therapien einen entscheidenden Vorteil in der Anwendung: die einfache Einnahme. Cladribin ist eine Immunrekonstitutionstherapie in Tablettenform. Die Verabreichung ist dadurch um einiges einfacher als bei vielen anderen Behandlungsmethoden, wo die Medikamente durch Injektionen oder Infusionen in den Körper der Patientinnen und Patienten gelangen.

Cladribin zeigt in klinischen Langzeitstudien vielversprechende Ergebnisse bei der Reduzierung der Schubraten und der Verminderung der Behinderungsprogression. Dies birgt für viele Menschen mit MS die Chance, dass sich ihr Wohlergehen erhöht und sie ihre Unabhängigkeit länger aufrechterhalten können. Aktuelle Studie deuten zudem auf eine positive Langzeitwirksamkeit hin, die über die letzte Behandlungsphase hinaus anhält. Die Daten zeigen auch, dass Patienten nicht nur von der positiven Wirkung von Cladribin auf Schubrate und Krankheitsverlauf profitieren, sondern gleichzeitig auch eine adäquate Immunantwort auf Impfungen ausbilden können. Der Familienplanung steht die Therapie mittelfristig nicht im Wege, auch wenn es zu bedenken gilt, dass Cladribin während einer Schwangerschaft und der Stillzeit nicht eingenommen werden darf.

Welche Therapie am Ende die richtige für den jeweiligen Patienten ist, muss durch medizinisches Fachpersonal festgestellt werden, welches diese Entscheidung unter anderem auf Basis der Expanded Disability Status Scale (ein Skalensystem zur systematischen Erfassung der Behinderung von Patienten, die an MS leiden) trifft.

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