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Süße Versuchung ohne Reue?

In Kooperation mit dem Süßstoff-Verband
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Aktualisiert
Lesezeit
10 min

Süß ohne Sünde. Wer gerne nascht und trotzdem auf Zucker verzichten will, setzt auf Süßstoffe.

©istockphoto
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Die negativen Auswirkungen von zu viel Zucker bringen den süßen Geschmack in Verruf. Doch Süßstoffe können als Alternative punkten und den Genuss bewahren.

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Ob Schokolade, Torte oder Limonade – Süßes scheint eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf die meisten Menschen zu haben. Das ist kein Zufall, denn der Mensch wird mit einer natürlichen Vorliebe für Süßes geboren. Denn jede Geschmacksqualität erfüllt auch eine physiologische Funktion. So ist der süße Geschmack ein Hinweis auf Kohlenhydrate und Energie. Doch die Genussmomente haben ein bitteres Nachspiel: Zu viel Zucker verursacht nicht nur ­Gewichtszunahme, sondern hat auch andere negative gesundheitliche Folgen wie Karies oder erhöhten Blutdruck.

Nationale und internationale Gesundheitsorganisationen wie die WHO versuchen daher, mit Empfehlungen zur Limitierung von hohen Fett-, Salz- und Zuckermengen in Lebensmitteln gegenzusteuern. Im Nährwertprofil der WHO wird jedoch nicht nur eine Reduktion von zuckerhaltigen Lebensmitteln, sondern eine generelle Reduktion von süßem Geschmack in der Ernährung empfohlen. „Diese allgemeine ,Süße-Regulation‘ geht zu weit, denn Süße ist im Allgemeinen nicht per se schlecht“, betont Anja Roth, Ernährungsexpertin vom Süßstoff-Verband. Die weit verbreitete Sorge, dass vermehrter Konsum von süßen Lebensmitteln zu einer stärkeren Präferenz und Lust auf süße Lebens­mittel im Allgemeinen führt, wird von der aktuellen Studienlage nicht bestätigt. Süßstoffe können laut Roth gerade besonders Menschen mit zu hohem Zuckerkonsum bei der Umstellung hin zu einem gesünderen Lebensstil unterstützen.

Denn die Süßstoffe verringern nachweislich die Energiedichte sowie den Kohlenhydratgehalt eines Produkts und können dadurch zu einer Senkung der Zucker- und Energieaufnahme beitragen und somit eine positive Rolle bei der ­Gewichtsabnahme spielen. „Süßstoffe bieten also eine praktisch kalorienfreie, zahnfreundliche Alternative und ermöglichen, die Süße trotz der Reduktion von Zucker zu erhalten, ohne vergleichbare negative Effekte auf die Gesundheit zu riskieren“, sagt Roth.

Derzeit sind elf Süßstoffe in der EU zugelassen, zu den bekanntesten unter ihnen zählen Aspartam oder Saccharin. Sie alle müssen strenge Zulassungsverfahren durchlaufen und sind regelmäßig Gegenstand von wissenschaftlichen Studien und Prüfungen. Zusätzlich wird bei der Zulassung von den Behörden genau festgelegt, welche Menge bestimmte ­Lebensmittel enthalten dürfen.

Süßstoffe im Faktencheck

„Süßstoffe sind zu gut, um wahr zu sein“

Anja Roth, Ernährungsexpertin des Süßstoff-Verbands, über hartnäckige Süßstoff-Mythen, ausgewogene Ernährung und die Rolle von Süßstoffen bei der Blutzuckerkontrolle.

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Zur Person. Anja Roth ist Diplom-Oecotrophologin und hat das ­Studium der Ernährungs- und Haushalts­wissenschaften in Bonn absolviert. Seitdem betreibt sie eine Praxis für Ernährungstherapie und Lehrküche in Köln. Seit 2001 ist sie für den Süßstoff-Verband e. V. im Bereich Öffentlichkeitsarbeit und Public Affairs tätig.

 © Privat

TREND: Der süße Geschmack ist uns angeboren, doch gibt es eine zuneh­mende Diskussion über eine ‚Süße-Entwöhnung‘. Was halten Sie von der Idee, den süßen Geschmack generell zu ­reduzieren?

Anja Roth: Das ist sehr schwierig, weil uns der süße Geschmack ja mehr oder weniger in die Wiege gelegt ist. Es ist schon evolutionär bedingt, dass wir eine Präferenz für das Süße haben und dass wir das wirklich gerne mögen. Man kann sich ganz viel ab- oder angewöhnen, das einem schmeckt oder eben nicht. Aber entscheidend ist, dass man es selbst wollen muss. Wenn es von außen bestimmt wird, funktioniert es nicht.

Wie erklären Sie die wissenschaftlichen Erkenntnisse, dass der Konsum von Süßstoffen nicht zu einer verstärkten Vorliebe für Süßes führt, im Gegensatz zu Zucker?

Ich glaube nicht, dass es große Differenzen zwischen Zucker und Süßstoff gibt. Denn beide haben die Eigenschaft Süß, und es sind die gleichen Rezeptoren auf der Zunge, die angesprochen werden. Der Unterschied ist, dass der Zucker noch ein paar andere Mechanismen auslösen kann und der Süßstoff nicht – zum Beispiel den Anstieg des Blutzuckers. Wissenschaftlich gibt es keine Evidenz dazu, dass ich, wenn ich Süßes zu mir nehme, noch mehr Verlangen danach habe. Studien gibt es im Zusammenhang mit Kindern, denen man verbietet, Süßes zu essen. Man hat erkannt, dass sie später nicht weniger Süßes mögen, sondern im Gegenteil noch viel mehr Lust darauf haben, weil ihnen der Geschmack vorenthalten wurde. Es ist wichtig, dass gerade Kinder sich ihr eigenes Geschmacks­archiv aufbauen können, dass sie erst die Geschmacksrichtungen kennenlernen und auch den Umgang damit lernen.

Süßstoffe gelten als sichere Alternative zu Zucker. Doch es gibt immer wieder Vorbehalte, wie etwa das Risiko von Krebs oder negativen Auswirkungen auf die Darmflora. Wie entkräften Sie diese Mythen?

Der Süßstoffverband versucht schon seit 50 Jahren, diese Unwahrheiten zu widerlegen. Angefangen hat das schon vor fast 150 Jahren mit dem ersten Süßstoff, Saccharin. Da war schon das erste Süßstoff-Bashing da. Man muss einfach immer wieder betonen, dass die Süßstoffe zugelassene Zusatzstoffe sind, die geprüft werden und somit sicher sind. Wir haben diese Mythenbildung in einer Arbeit mit ­einem Tiefenpsychologen untersucht. Er hat gesagt: Die Süßstoffe sind eigent­lich zu gut, um wahr zu sein. Sie sind süß, verursachen keinen Blutzucker­anstieg und sie haben keine Kalorien. Und da denken sich dann wahrscheinlich manche, da muss auch etwas Schlechtes dran sein. Der Überbegriff Süßstoff ist vielleicht etwas irreführend, da es sich nicht um einen einzigen Stoff, sondern viele verschiedene, chemisch unterschiedlich aufgebaute Stoffe ­handelt, die sich auch unterschiedlich im Körper verhalten. Von Aspartam wird zum Beispiel oft behauptet, es sei schlecht für den Darm. Aber Aspartam wird schon im Magen in seine Bestandteile zerlegt und kommt daher – wie ­andere Süßstoffe auch – gar nicht im Darm an. Sie können im Mikrobiom also gar nichts verändern.

Süßstoffe werden oft als Hilfsmittel für Diabetiker empfohlen. Welche Rolle spielen sie konkret bei der Blutzuckerkontrolle?

Diabetiker haben durch Süßstoffe den großen Vorteil, dass der Blutzuckerspiegel nicht angehoben wird. Typ-2-Diabetiker profitieren ­davon, dass sie auch keine Kalorien enthalten. Die Süßstoffe tragen dazu bei, dass das Gewicht kontrolliert werden kann, ohne auf den süßen Geschmack zu verzichten. Oft tritt der Effekt ein, dass Leute gerade dann, wenn sie davon erfahren, dass sie zuckerkrank sind und auf die Ernährung achten müssen, noch mehr Lust auf Süßes entwickeln. Genau dafür sind Süßstoffe prädestiniert.

Welche Rolle werden Süßstoffe in Zukunft in der Ernährung spielen, besonders angesichts des Trends zu mehr natürlichen und weniger verarbeiteten Lebensmitteln?

Eine spannende Frage. Ich sehe hier keinen Widerspruch. Man kann gesund und ausgewogen essen und gleichzeitig an der einen oder anderen Stelle ein paar Süßstoffe nutzen, um Kalorien zu sparen und den Blutzuckeranstieg zu vermeiden. Es ist auch ganz toll, wenn alle Wasser trinken. Auf ­Dauer macht das aber wahrscheinlich niemand. Dann hat man eben die Möglichkeit, für den Genuss zu kalorien­freien Limonadengetränken zu greifen. Ich glaube, dass Süßstoffe in Zukunft ihren Stellenwert auf jeden Fall behalten werden. Für alle, die es auch gerne einmal süß und trotzdem kalorienfrei haben möchten.

Coca-Cola

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