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Neue Regeln fürs Spenden - Bildung sagt Danke

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Bildung war bisher das Stiefkind des Spendenrechts. Das ändert sich mit dem neuen Paket zur GEMEINNÜTZIGKEIT. Das ist auch dringend nötig, denn Teuerung drückt die Bereitschaft, zu geben.

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November und Dezember als Hauptsaison: Das gilt nicht nur für den Handel, sondern auch für die Spendenbranche. Bis zu 30 Prozent des jährlichen Spendenaufkommens werden in der Vorweihnachtszeit eingesammelt.

Und da geht es um stolze Beträge: 1,1 Milliarden Euro haben die Österreicherinnen und Österreicher 2022 an Hilfsorganisationen gespendet -ein neuer Rekord. Doch der dürfte heuer kaum zu halten sein: Es zeichnet sich ein deutlicher Rückgang bei den Spenden ab.

"Das Ausmaß der Hilfsbereitschaft für die vom Ukraine-Krieg betroffenen Menschen hat 2022 alle Erwartungen übertroffen", sagt Günther Lutschinger, Geschäftsführer des Fundraising Verbands Austria, "aber heuer drückt die Teuerung die Spendenbereitschaft." Lutschinger erwartet für 2023 ein Minus beim Spendenaufkommen von rund neun Prozent.

Allerdings gibt es auch gute Nachrichten: Das mit 1. Jänner in Kraft tretenden Gemeinnützigkeits-Paket könnte einen neuen Philanthropie-Schub auslösen.

Kern der neuen Regelungen ist die Anerkennung der Spendenbegünstigung für alle gemeinnützigen Zwecke und die Aufhebung vieler Deckelungen. "Das Paket bringt für gemeinnützige Stiftungen bis hin zur Freiwilligenarbeit das umfassendste Bündel an Verbesserungen seit mehr als 30 Jahren", findet Lutschinger lobende Worte für die Bundesregierung (siehe Kasten unten).

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Die Experten von EcoAustria kommen in einer Studie zu dem Ergebnis, dass die Spenderbegünstigung - und damit die steuerliche Absetzbarkeit - zusätzlich mehr als 30 Millionen Euro an Unterstützungen für gemeinnützige Projekte bringen könnte. Dafür mussten vor allem die Grünen über ihren Schatten springen. Denn leichtere Absetzbarkeit bedeutet auch weniger Steuern für Vermögende, wenn sie geben.

Profitieren sollten davon vor allem Bildungsstiftungen, die mit Ausnahme von Zuwendungen an Universitäten bisher von der Spendenbegünstigung ausgenommen waren - sehr zum Ärger engagierter Spender. "Ich habe jedes Mal regelrecht würgen müssen, wenn ich nachgerechnet habe, wie viel Steuer wir auf die Spenden zahlen und wie wenig letztlich bei den NGOs ankommt", sagt Unternehmer Norbert Zimmermann.

Über 50 Prozent Steuern

Seine Berndorf-Privatstiftung wird jährlich mit rund einer Million Euro aus Dividenden der Berndorf AG gespeist. Darauf entfallen 24 Prozent KöSt.

Die Stiftung wiederum dotiert die übergeordnete Mega-Bildungsstiftung, die Zimmermann gemeinsam mit der B&C-Industrieholding (Lenzing, Amag, Semperit) gegründet hat. Weil diese Dotierung steuerrechtlich eine Ausschüttung der Stiftung ist, fallen darauf 27,5 Prozent KeSt an - womit bei den Bildungsinitiativen am Ende weniger als 50 Cent pro Spenden-Euro ankommen.

Zumindest bisher, denn genau dieses Praxis ändert sich durch das Gemeinnützigkeits-Paket. "Diese steuerlichen Verbesserungen werden zusätzliche Mittel für Bildungsinitiativen bringen", ist auch Therese Niss überzeugt, selbst mit ihrer MINTality-Stiftung und verschiedenen Partnern engagiert, um mehr junge Frauen für technische Berufe zu begeistern. Weiterer Vorteil: "Ohne diese Steuernachteile können wir auch mehr Vermögende ansprechen, um Plattformen wie die Mega-Bildungsstiftung zu verbreitern und den Effekt zu vervielfachen", betont Spender Zimmermann.

Knausrige Reiche

Das ist dringend nötig. Denn Österreichs Reiche sind, wenn es ums Spenden geht, im internationalen Vergleich eher zugeknöpft.

In Deutschland stammen fast 44 Prozent des gesamten Spendenaufkommens von der Bevölkerungsgruppe mit den höchsten Einkommen, in Österreich sind es nicht einmal zehn Prozent. Österreich, ein Land der Kleinspender.

Woran das liegt, hat das IHS im Auftrag des Fundraising Verbands untersucht. Das Ergebnis: Wer gibt, tut dieses vor allem aus intrinsischen Motiven wie einem allgemeinen Verantwortungsgefühl. Wer nicht gibt, begründet das neben steuerlichen Beschränkungen - die zukünftig wegfallen - unter anderem damit, dass "sich der Staat eh um alles kümmert".

Die in Österreich weit verbreitete Versorgungsmentalität macht also auch vor den Reichen nicht halt.

Der Artikel ist aus trend. PREMIUM vom 7.12.2023.

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