Rainer Deisenhammer, Eigentümer von GW Cosmetics, bastelt mit Begeisterung Schiffs- und Flugzeugmodelle und steuert mit seinem iPhone Helikopter.
Rainer Deisenhammer, 64, ist ein Spätzünder. Seine Externisten-Matura legte er mit 31 Jahren ab, mit 36 war er Betriebswirt. Knapp vor seinem 40. Geburtstag beteiligte sich der gebürtige Wiener bei einem Wirtschaftstreuhänder und wagte schlussendlich mit 54 Jahren den Weg in die Selbständigkeit, sattelte allerdings auf Kosmetik um. Tüchtig und mutig zugleich. "Ich war mein ganzes Leben lang ein Nachzügler, weil ich erst zu mir finden musste", sagt er geradeheraus. Mit zehn Jahren schon im Schweizer Internat und der frühe Tod der Mutter haben Deisenhammer hart zugesetzt. Trotzdem hat er es geschafft.
Heute ist Deisenhammer Inhaber der GW Cosmetics, die 90 Produkte in über 60 Länder weltweit exportiert. Mit 66 Mitarbeitern setzt der Mann 14 Millionen Euro um und erzielt einen Gewinn von 4,5 Millionen. 70 Prozent seines Umsatzes erzielt er mit der Marke Refectocil, einem Färbemittel für Wimpern und Augenbrauen, das in jedem Haushalt, in jeder Parfümerie und jedem Kosmetikinstitut der Welt verwendet wird, sowie mit Privat-Labels in diesem Segment. Der Rest sind Haar- und Hautpflegeprodukte. Die jüngste Innovation aus dem Haus GW Cosmetics ist das Wimpernwachstumsserum BeautyLash, mit dem Deisenhammer nur im hochwertigen Handel wie Douglas oder Nägele & Strubell vertreten ist.
Faszination Technik
In einem Alter, in dem andere schon an die Pension denken, gibt Deisenhammer noch kräftig Gas, auch in seiner Freizeit. Seine Lieblingsbeschäftigung ist Schiffs- und Flugzeugmodelle zu bauen und ferngesteuerte Flugobjekte mit dem iPhone zu pilotieren. Und im Sommer düst er mit einem Unterwasser-Scooter im Wörthersee herum und kann so ohne große Anstrengung große Entfernungen zurücklegen.
Die Affinität zu technischem Spielzeug hat der Geschäftsmann von seinem verstorbenen Vater, einem gelernten Maschinenbauer. "Wir hatten eine tolle Modelleisenbahn in unserem Keller, die Hunderte Meter an Geleisen hatte. Vater war ein Tüftler und so geschickt, dass er jede Lokomotive selbst baute." Der Filius tat es ihm bald gleich, baute Züge, aber auch Schiffs- und Flugzeugmodelle. Im Erwachsenenalter verlegte sich Deisenhammer dann auf ferngesteuerte Flugobjekte. "Die Faszination ist für mich die Technik, die dahintersteckt. Außerdem kann ich mich beim Basteln super entspannen", so Deisenhammer. Basteln ist wohl ein wenig untertrieben, denn der Unternehmer schreibt sich auch diverse Such- oder Musikprogramme für seinen PC selbst.
Spionage-Heli
Derzeit gehört Deisenhammers ganze Aufmerksamkeit seinem Quadrokopter, der per iPhone gesteuert wird. Doch die Drohne kann weit mehr als fliegen. Eigentlich wäre James Bond grün vor Neid, denn die Parrot AR. Drone besitzt zwei Kameras und überträgt die laufenden Livebilder auf das Display des Apple-Geräts. Doch Agent Deisenhammer findet mehr Gefallen an den Flugbewegungen als am Ausspionieren der Nachbarn. Am liebsten lässt er seine diversen Flugobjekte auf der grünen Wiese abheben. Denn auf seiner Dachterrasse im siebten Wiener Gemeindebezirk ist das Risiko eines Absturzes zu groß. Zu frisch ist ihm noch die Erinnerung, als ein ferngesteuerter Hubschrauber aus 40 Meter Höhe knapp neben einem Urlauber am Steg des Wörthersees abstürzte.
Geschwindigkeit ist offenbar ein zentrales Thema im Leben von Rainer Deisenhammer, vielleicht auch, weil er viel nachzuholen hat. Bisher hat er 1.800 Bücher gelesen, vorzugsweise Geschichte vom Zweiten Weltkrieg bis ins Altertum. "Ich verschlinge im Monat gut sechs Bücher, lese aber auch viel quer", verrät er. Ganz oben am Bücherstapel liegt allerdings der neue Katalog von Modellbau Graupner. Im Fokus hat Deisenhammer Ersatzteile für seine lädierten Hubschrauber, die er in der Weihnachtszeit in Ruhe reparieren kann.