"Wir haben frech, unverschämt und absolut grenzenlos angefangen. Heute behalten wir diese kühne DNA bei, sind aber gleichzeitig eleganter geworden", beschreibt Etienne de Swardt sein Pariser Parfumlabel.
Immer an der Grenze.
Über die Grenzen des Konventionellen hinweg.
Grenzen aufbrechen.
Sich von Codes befreien.
Das ist das Credo der Parfummarke "État Libre d'Orange". Das 2006 von Etienne de Swardt gegründete Label liegt im Herzen des Pariser Marais-Viertels; ein Eckgeschäft. Bezeichnend. Denn de Swardt eckt an. Erfolgreich.
Begonnen habe man mit sechs Düften. Heute, 18 Jahre später, wurden bereits 40 Düfte kreiert.
Es sei die "Freiheit, Düfte zu schaffen, die geprägt sind von Kühnheit und Ironie", sagt der Parfumeur des Swardt, der eigentlich gelernter Werbefachmann ist.
"Wir haben frech, unverschämt und absolut grenzenlos angefangen. Heute behalten wir diese kühne DNA bei, sind aber gleichzeitig eleganter geworden."
"Les Fleurs du Dechet - I am Trash", "Fat Electrician" oder "Putain des Palaces" heißen einige der Düfte; unkonventionell und provokant. "Wir sind kein Standard", betont de Swardt. Und der Erfolg gibt ihm recht.
"Der Nischenmarkt ist exponentiell gewachsen und entwickelt sich weiterhin gut", so der gebürtige Südafrikaner im Gespräch mit trend. "Ich glaube, dass die junge Generation ein Bedürfnis nach Unterscheidbarkeit, Einzigartigkeit und 'uniquness' hat, die frühere Generationen nicht unbedingt hatten. Aus diesem Grund schießen immer mehr Marken aus dem Boden und versuchen, diese Nachfrage zu befriedigen. Wir sind seit 18 Jahren dabei und bleiben unserer authentischen und originale DNA treu - edle Rohstoffe und Poesie, die man auf der Haut erleben kann."
Der Rebell der Szene
Etienne de Swardt gilt als "Enfant terrible" der Branche - was macht diese Zuschreibung mit ihm?
"Ich habe meine berufliche Laufbahn bei Givenchy - LVMH begonnen und habe schnell meine erste Marke, basierend auf einem schrägen Konzept, gegründet. Es handelte sich um eine Parfummarke für Hunde. Der Name: 'Oh my dog!' Als ich dann mit État Libre d'Orange anfing, hatte ich die Gelegenheit, mit Antoine Lie an einem experimentellen Parfum mit dem Namen 'Sécrétions Magnifiques' zu arbeiten. Das hat mir vielleicht das Etikett 'Enfant terrible' eingebracht, aber heute bin ich nur noch eitel."
Was macht ein gutes Parfum aus?
Ein gutes Parfum sei eine "schöne Geschichte, die man auf der Haut erleben kann. Eine Erweiterung der Seele. Es ist ein Zeitträger, ruft Erinnerungen hervor und ist vor allem eine Waffe der Verführung", so der Poet der Duftwelt.
Alles würde mit einer Inspiration, einer zündenden Idee beginnen, "mit diesem Konzept gehe ich zu den Parfumeuren und sie haben dann freie Hand, um an einer Formel zu arbeiten, die meiner Geschichte entspricht."
Ein Bauchgefühl, das es in ein olfaktorisches Erlebnis zu übersetzen gilt.
Die Wahl des Parfums
Parfum ist etwas Individuelles, etwas, das von der persönlichen Erfahrung, von der Persönlichkeit wie auch von dem Geschmack jedes Einzelnen abhängt.
"Wenn Sie sich für 'You or Someone Like You' entscheiden, kann seine Frische Sie animieren. Oder für die Poesie von Victor Hugo mit 'Hermann à mes côtés me paraissait une ombre', seine holzig-würzig-gotische Struktur wird viel über Ihre dunkle Seite verraten. Oder die Poesie des Abfalls in 'Les fleurs du déchet - I am Trash', die den Neuanfang und die Erneuerung beschwört, die aus den schönsten Materialien das Beste schöpft, was ihnen noch bleibt."
Und wie riecht Erfolg, Herr de Swardt?
"Wie 'Experimentum Crucis', zwischen Licht und Schwerkraft, wie im Raum schwebend. So kann man sich alles vorstellen."