BOB DJAVAN ist ein international anerkannter Urologe und hat sein Studium und seine weiteren Ausbildungen in Wien, Harvard, Baltimore und Dallas absolviert. Er war stellvertretender Vorstand der Urologie am AKH Wien und Leiter der Urologie am NYU VA Hospital in New York. In der Rudolfinerhaus Privatklinik leitet er das Kompetenzzentrum Urologie.
©beigestellt / Anna RauchenbergerBOB DJAVAN, Leiter des Kompetenzzentrums Urologie in der Rudolfinerhaus Privatklinik, erklärt im Interview, warum mehr Männer zu den Vorsorgeuntersuchungen kommen sollten und welche modernen medizinischen Möglichkeiten die Vorsorge noch effektiver machen.
Welche Ratschläge geben Sie Männern für die Gesundheitsvorsorge?
Primär muss man Männer davon überzeugen, dass sie einmal im Jahr zum Urologen gehen. Denn wir haben ein generelles soziomedizinisches Problem, viele Männer wollen nicht zur Vorsorge gehen. Die Untersuchungen sind zweierlei: Es gibt die Basisuntersuchungen, dabei steht, anders als angenommen, die rektale Fingeruntersuchung nicht mehr im Mittelpunkt. Wenn diese Untersuchung keine auffälligen Ergebnisse bringt, kann man dann in Intervallen mit Ultraschall, Blutuntersuchungen und sehr anspruchsvollen diagnostischen Verfahren Prostatakarzinome und Veränderungen in der Urologie erkennen. Das betrifft auch die Niere und die Blase. Das sind sehr schnelle, effektive und vor allem wenig invasive Untersuchungen, die eine sehr große Wirkung haben, weil man damit Karzinome entdecken und rechtzeitig behandeln kann.
Ab welchem Alter sollte man zur Vorsorgeuntersuchung gehen?
Das hängt von der Familienanamnese ab, wenn ein Mann eine positive Familienanamnese hat, dann sollte er ab dem 40. Lebensjahr zur Vorsorge gehen. Wenn er keine hat, reicht es ab dem 45. oder 50. Lebensjahr. Anschließend kann mittels genetischer Tests das Risiko für Prostatakarzinome bestimmt werden. Mit PET-Untersuchungen können wir auch kleinste Karzinome entdecken.
Welche präventiven Maßnahmen raten Sie Männern, damit sie ihre Gesundheit länger erhalten oder verbessern?
Natürlich ist die Vorsorgeuntersuchung das Entscheidende. Aber der Mann kann darüber hinaus noch viel tun. Die Ernährung ist ein sehr wesentlicher Teil bei der Prostatakarzinom-Vorsorge. Verzichtet man zum Beispiel auf tierische Produkte, ist das Risiko, an Prostatakrebs zu erkranken, wesentlich geringer.
Bei Nieren- und Blasenkrebs ist das Rauchen einer der primären Risikofaktoren.
Stress spielt allgemein in der Onkologie eine große Rolle und trifft Männer wesentlich mehr als die anderen Geschlechter.
Das Rudolfinerhaus bietet im Bereich Vorsorge eine Vielzahl an Angeboten. Welche Vorteile hat das für den Patienten?
Das Rudolfinerhaus ist ein hochmodernes Kompetenzzentrum und technisch sehr gut ausgerüstet, auch arbeiten viele internationale renommierte Kolleginnen und Kollegen bei uns. Das Zentrum für Urologie im Rudolfinerhaus besteht aus einem großen Team und hat neben der Manpower auch technisch sämtliche Möglichkeiten - von der Diagnose über die Bildgebung bis zu Gentests. Damit können wir dem Patienten eine perfekte Therapie bieten. Das ist einer der Gründe, warum auch viele internationale Patienten zu uns kommen.
Wie lange muss man auf einen Termin warten?
Die Patienten bekommen innerhalb von ein paar Tagen einen Termin und die Untersuchungen laufen sehr ökonomisch ab. Das heißt, der Patient braucht nicht oft zu uns zu kommen, mit ein oder zwei Besuchen ist alles erledigt.
Gibt es noch Mythen oder Missverständnisse in Bezug auf die Männergesundheit, die Sie aufklären möchten?
Die rektale Fingeruntersuchung, vor der sich viele fürchten, ist, wie schon erwähnt, nur anfangs wichtig und spielt danach eine untergeordnete Rolle. Ein anderer Mythos ist, dass behauptet wird, dass häufiger Sex oder seltener Sex Krebs fördert oder verhindern soll - das stimmt beides nicht. Die Zukunft geht in Richtung spezialisierte endoskopische Chirurgie, wo wir mögliche Kollateralschäden so gering wie möglich halten können.
Die Chemotherapie wird immer mehr in den Hintergrund treten, denn wir haben mehr Möglichkeiten mit der Immuntherapie. Diese funktioniert im Prinzip wie eine Kommandoaktion, mit der man die Krebszellen identifiziert und isoliert ausschalten kann. Und es gibt auch Zwischentherapien wie die PET-PSMA-Therapie. Dabei wird dem Patienten eine Substanz eingespritzt, die Krebszellen erkennt. Wenn dieser Antikörper an die Krebszelle andockt, dann wird diese Zelle gleich mit bestrahlt und zerstört. Damit ist eine sehr gezielte Therapie des Prostatakarzinoms möglich.
Zur Person
BOB DJAVAN ist ein international anerkannter Urologe und hat sein Studium und seine weiteren Ausbildungen in Wien, Harvard, Baltimore und Dallas absolviert. Er war stellvertretender Vorstand der Urologie am AKH Wien und Leiter der Urologie am NYU VA Hospital in New York. In der Rudolfinerhaus Privatklinik leitet er das Kompetenzzentrum Urologie.
Das Interview ist aus trend. edition+ vom Dezember 2023.
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