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Die Zahnwelt, neu vermessen

In Kooperation mit epitome.
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Von null auf sauber in 30 Sekunden: Mit der autonomen Zahnbürste e1 schlägt das Wiener Unternehmen epitome ein neues Kapitel in der Dentalhygiene auf und schafft mit dieser High­techlösung eine bislang unerreichte Reinigungsleistung.

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Die Zukunft der Zahn­gesundheit könnte am Wiener Hauptbahnhof begonnen haben. Im ICON-Büroturm mit Panoramablick über Wien werkten die letzten sechseinhalb Jahre 180 Menschen an einem neuartigen Produkt, das Ausstatter eines Science-Fiction-Films wohl begeistern würde. Unter höchster Geheimhaltungsstufe arbeiteten Produktdesigner, Wissenschaftler, Zahnärzte, Ingenieure und Chemiker an einem Gerät, das Zähne bürstet – sich aber nicht als solches zu erkennen gibt.

Von der Idee über erste Konzeptstudien, die erprobt, verworfen, verbessert, wieder verworfen wurden, war der Weg ein langer und für das Team von epitome oft enervierender Prozess, bis das „Baby“ im Frühjahr 2024 erstmals der Öffentlichkeit präsentiert werden konnte.

Mastermind und Finanzier dieses außergewöhnlichen Mammutprojekts ist der Österreicher Thomas Kloibhofer, der in den Nullerjahren ein europaweit tätiges Callcenterunternehmen aufgebaut hatte und 2009 ziemlich erfolgreich an AXA Private Equity verkaufte.

Mit epitome schlägt er ein neues Kapitel als Gründer auf: „Das Thema Zahngesundheit hat mich einfach nicht mehr losgelassen. Die Erarbeitung der wissenschaftlichen und technischen Grundlagen für dieses Produkt war extrem aufregend und aufwendig“, sagt Kloibhofer. „Unser Ziel war es, eine maximale Leistungsverbesserung zu erreichen. Die Messlatte ist hier die Entfernung von Belag, auch Biofilm oder Plaque genannt. Und da hat es seit Jahrzehnten keine große Weiterentwicklung gegeben.“

Das saubere Gefühl, wie es sich nach einer professionellen Mundhygiene einstellt, ist nach dem Putzen selbst mit manueller Nacharbeit mit Sticks, Seide oder Spülung nicht zu erreichen. „Die Zahnzwischenräume sind schwer zu säubern und sie sind in jedem Gebiss anders“, sagt Kloibhofer, der zur Entwicklung eine Reihe von Hygieneexperten und Fachleuten aus der Industrie wie Egbert van Acht, Vater des Philips-­Sonicare-Erfolgs, hinzugezogen hat.

Für die Tüftler von epitome gibt es im Mundraum keinen toten Winkel mehr. In einer Studie mit dem Prüfinstitut der Universität Witten/Herdecke konnten sie nachweisen, dass sie mit dem epitome-System die Reinigungsleistung auf mehr als 95 Prozent steigern können. „Wir sind 2,5-mal besser als die besten Schallzahnbürsten“, freut sich Kloib­hofer: „Wenn wir etwas machen, machen wir es richtig gut.“

Das patentierte System scannt den Mundraum mit 100 Sensoren, und das so gewonnene Profil ermöglicht den Mikrobürstchen in Kombination mit schleimhautschonenden Flüssigkeiten supergründliches Putzen. Kloibhofer: „Der Reinigungsvorgang passiert autonom. Sie haben einen kleinen sanften Minizahnputzroboter im Mund, der in 30 Sekunden seine Arbeit erledigt.“

In wenigen Wochen wird das e1 an die ersten Besteller ausgeliefert, produziert in Europa. Ab Spätsommer wird es in der Wiener Kärntnerstraße einen Flagshipstore geben.

Grosse Pläne.

Launch und Auslieferung der ersten Geräte sind aber erst der Anfang einer groß angelegten Marktaufbereitung. Neben dem Verbrauchergerät arbeiten die Entwickler bereits an einem Produkt für Zahnarztpraxen. Das Gerät ist viel mehr als ein Lifestylegadget mit medizinischen Anspruch: „Die Daten, die wir mit unseren Sensoren im Mundraum gewinnen, wecken großes Interesse von Forschungsinstituten. Wir haben hier einen ganz neuen Zugang zu Dentalhygiene.“ Noch wollen die Zahntüftler nicht alle Pläne verraten. Im Stealth-Modus zu arbeiten, das haben sie in den letzten Jahren gut verinnerlicht.

„Das Interesse aus der Fachwelt ist gross“

THOMAS KLOIBHOFER, Geschäftsfüher der epitome GmbH, über Produkt und Pläne.

TREND: Sie waren ein Pionier in der europäischen Callcenterbranche, ­wurden von EY zum Unternehmer des Jahres gekürt und bringen jetzt eine Zahnbürste auf den Markt. Wie sind Sie auf diese Idee gekommen? KLOIBHOFER: Mein ehemaliger ­Mitarbeiter Dominik Wallner hat mich 2018 für das Projekt begeistert. Um eine lange Geschichte kurz zu machen: Die Sache hat mich derart fasziniert, dass ich nicht nur als Investor eingestiegen, sondern auch wieder operativ tätig geworden bin. Ich bin leidenschaftlicher Unternehmer, und bei so etwas Innovativem konnte ich nicht einfach nur aus der zweiten Reihe ­zuschauen. Da musste ich einfach dabei sein.

Nach sechseinhalb Jahren Entwicklungsarbeit haben Sie am 20. März das Produkt erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Es ‚Zahnbürste‘ zu nennen, beschreibt den Ansatz nur annähernd. Richtig? Die Basisfunktion ist die einer Zahnbürste, das stimmt schon. Tatsächlich ist das e1 ein Gerät für die Gesundheit des kompletten Mundraums. Wie viele Erkrankungen durch schlechte gepflegte Zähne verursacht werden können, ist mittlerweile bekannt. Unser revolu­tionäres Konzept und die technischen Erweiterungen rund um die Zahnreinigung sorgen dafür, dass das e1 mehr für die Gesundheit tun kann, als nur den Mundraum zu reinigen. Mit dem e1 lässt sich sehr wahrscheinlich eine schmerzhafte Kariesbehandlung vermeiden und auch die Haltbarkeit des einen oder anderen Zahnimplantats verlängern. Universitätsprofessorin Barbara Cvikl bringt es immer so auf den Punkt: „Wo kein Biofilm, da kein Karies!“

Was ist die Idee hinter den erwähnten technischen Erweiterungen? Misst das Gerät etwa auch Temperatur oder Puls? Im Prinzip ja, und das ist auch naheliegend. Die Nanokameras machen nicht nur Zahnbelag sichtbar und geben den Bürstchen die individuell optimalste Reinigungsstrategie vor. Mit den Sensoren können auch andere Vitalfunktionen gemessen werden. Anwender werden über unsere Gesundheitsapp eine Art Wellnesstagebuch führen können – für Körperfett, Wasser- und Sauerstoffgehalt.

Mit 2.400 Euro Verkaufspreis ist das e1 doch erheblich teurer als selbst die teuersten Schallzahnbürsten. Ist das Produkt für Verbraucher oder für professionellen Einsatz in Zahnarztpraxen gedacht? Wer kauft sich so etwas? Wir adressieren beide Zielgruppen, im ersten Schritt aber vor ­allem Verbraucher. Die ersten Geräte liefern wir Anfang Juli aus, die Vorbestellungen liegen über unseren Erwartungen. Wer sich das kauft? Menschen aus ganz Europa, die an Innovationen interessiert sind. Das Interesse aus der zahnmedizinischen Fachwelt ist ebenfalls groß, und wir arbeiten auch schon an einem Produkt für die Praxen.

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© Hannes Steiner

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