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Fokussierter Ultraschall - nichtinvasive Behandlungsmethode

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Eine neue, nichtinvasive Behandlungsmethode mit MR-gesteuertem FOKUSSIERTEM ULTRASCHALL bringt große Erfolge bei Bewegungsstörungen.

Eine Bewegungsstörung wie etwa zittrige Hände trifft vor allem ältere, manchmal aber auch junge Menschen. Das kann zu großen Problemen in Beruf und Alltag führen. Rund ein Prozent der Bevölkerung sind davon betroffen, also in Österreich fast 100.000 Menschen. Wenn Medikamente nicht mehr ausreichen, gab es lange Zeit nur eine Besserung mittels minimalinvasiven Eingriffs. Dank der modernen bildgebenden Verfahren in der Medizin lassen sich die Regionen im Gehirn, die für das Zittern verantwortlich sind, höchstpräzise lokalisieren und behandeln.

Einen großen medizinischen Fortschritt hat bei Erkrankungen wie Morbus Parkinson, Dystonie und Tremor das Verfahren der Tiefen Hirnstimulation – oft als Hirnschrittmacher bezeichnet – gebracht. Hier stimuliert eine Sonde die betroffene Hirnregion, um beispielsweise das Zittern auszuschalten. In Österreich kam die Tiefe Hirnstimulation erstmals 2011 am AKH Wien zum Einsatz. Dabei wird meist unter Anästhesie der Schädelknochen geöffnet, um dann Stimulationselektroden höchstpräzise am berechneten Zielpunkt zu platzieren.

Die gesamte Dauer für diese besonders schonende Behandlung beträgt rund zwei bis vier Stunden.

Dr. Klaus NovakOberarzt an der Universitätsklinik für Neurochirurgie der Medizinischen Universität Wien.
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OHNE NARKOSE.

Doch nun gibt es eine neue Behandlungsmethode, bei der viele Patient:innen schon nach ein paar Stunden ohne Beschwerden nach Hause gehen können. „Die gesamte Dauer für diese besonders schonende Behandlung beträgt rund zwei bis vier Stunden und erfolgt im Rahmen eines stationären Aufenthalts an der Universitätsklinik“, erklärt Neurochirurg Klaus Novak, Oberarzt an der Universitätsklinik für Neurochirurgie der Medizinischen Universität Wien. Novak hat auch in Wien und Stockerau eine Privatordination und beschäftigt sich schon länger mit Tiefer Hirnstimulation – und nun mit der transkraniellen MR-gesteuerten fokussierten Ultraschalltherapie (TK-MRgFUS), die sehr rasche und hervorragende Behandlungserfolge bringt.

Dabei wird das für den Tremor lokalisierte Zielgewebe mittels Ultraschall auf 56 bis 60 Grad Celsius erhitzt, um es zu schädigen. Grundlage dafür ist die Kombination von MRT-Gerät und einem Kopfring mit rund 1024 Ultraschall-Elementen. Ein großer Vorteil: Die Patient:innen sind während der gesamten Behandlung wach und ansprechbar.

ERFOLGSKONTROLLE.

Die Behandlung erfolgt in drei Etappen ohne allgemeine Anästhesie. Zunächst wird im Zielgewebe die Temperatur nur moderat erhöht (40 bis 45 Grad) und so die exakte Lokalisation des fokussierten Ultraschalls im MRT überprüft. Denn durch Strukturen können die Ultraschallwellen auch leicht abgelenkt werden. Danach wird die Temperatur im Zielgewebe auf 46 bis 50 Grad gesteigert. Hier zeigen sich schon die Effekte der Behandlung, sind aber bei negativen Auswirkungen reversibel. Wenn die aktive Rückmeldung der Behandelten positiv ist, wird die Temperatur schließlich auf 56 bis 60 Grad erhöht. „Erst damit erfolgt die eigentliche Therapie mittels dauerhaft wirksamer Temperaturerhöhungen über zehn bis 25 Sekunden“, erläutert Novak.

Acht Patientinnen und Patienten mit Essentiellem Tremor wurden bereits in der Universitätsklinik im AKH Wien behandelt, heuer sollen es bis zu 15 werden. „Alle haben gut auf die Behandlung angesprochen. Nur ein Patient hatte etwas länger Nebenwirkungen, die sonst bei einigen Behandelten nur für eine kurze Zeit auftreten“, erklärt Neurochirurg Klaus Novak.

Weltweit wurden schon einige Tausend Menschen geheilt. Die neue Methode hat Potenzial – auch bei anderen neurologischen Erkrankungen. Erste Patient:innen mit Tremor-dominatem Parkinson wurden schon behandelt. Aktuell gibt es erste Schritte einiger Institutionen in Europa, um gemeinsam ein System für die Behandlung von Epilepsie zu entwickeln und dafür eine Zulassung zu bekommen.

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